Tödliche Schüsse ein Abensberg
Zeugin schildert dramatische Szenen – „Angst um mein Baby“

08.06.2020 | Stand 13.09.2023, 0:38 Uhr
−Foto: n/a

Es sind dramatische Bilder, die die Zeugin da zeichnet – es geschah an jenem 2. Oktober 2019, als ihr Schwager erschossen wurde. In der Folge trafen die Schüsse auch ihren Ehemann. Sie – im siebten Monat schwanger – saß auf dem Beifahrersitz. Der mutmaßliche Schütze muss sich seit Montag, 8. Juni, vor dem Landgericht Regensburg in einem Sicherungsverfahren verantworten. Der 42-Jährige leidet an Schizophrenie.

Regensburg. Mit Handschellen und Bauchgurt wird der 42-Jährige in Saal 104 geführt, er versucht, sein Gesicht zu schützen, er will dem Blitzlichtgewitter entgehen. Ansonsten wirkt er eher unbeteiligt, das soll den ganzen Vormittag lang so bleiben. Dabei ist die Tat, die ihm vorgeworfen wird, nicht ohne! Laut Antragsschrift soll der Beschuldigte sein späteres Opfer auf dem Parkplatz beim Einkaufszentrum in der Straubinger Straße in Abensberg abgepasst und gezielt mit drei Schüssen getötet haben – vor den Augen des drei Jahre alten Sohnes des Opfers. Der 39-Jährige starb noch am Tatort. Auf seiner Flucht soll der Beschuldigte dann im Bereich der Traubenstraße in Abensberg auf einen weiteren Mann geschossen haben, der mit seiner Ehefrau im Auto unterwegs war.

Der Beschuldigte selbst schwieg am ersten Tag zur ihm vorgeworfenen Tat. Als erste Zeugin sagte jene Frau aus, die ihm Auto saß, als ihr Mann durch die Schüsse schwer verletzt wurde. Die 37-Jährige schilderte, dass man gerade Tee getrunken habe, als der Anruf der Schwägerin kam. Der Schwager sei tot! Die Zeugin und ihr Ehemann fuhren mit dem Auto los in Richtung des Tatortes, sie habe unbedingt mitfahren wollen, obwohl sie im siebten Monat schwanger gewesen sei. Ihr Mann sei am Steuer gesessen. Als man dann in der Traubenstraße auf das Fahrzeug des Beschuldigten getroffen sei, habe man keine Zeit gehabt, ihn anzusprechen. Er habe das Fenster geöffnet und dreimal auf ihren Mann geschossen. Sie selbst habe dann aus dem Auto flüchten und sich in Deckung bringen können, ihr blutender Ehemann habe das Auto dann ebenfalls über die Beifahrerseite verlassen. Der 46-Jährige wurde schwer verletzt und musste über eine Woche im Krankenhaus behandelt werden.

Die Zeugin schilderte, dass man bis 2017 „wie eine Familie“ mit dem Beschuldigten im selben Haus gelebt habe, dann habe es Probleme gegeben, sogar zu Morddrohungen mit einer Schaufel soll es gekommen sein. Nach dem Auszug der Familie im Juli 2018 sei es dann ruhig geworden, man habe kaum noch Kontakt gehabt. Tragisch an der Geschichte: Die Zeugin und ihr Ehemann waren 2018 bei der Polizei wegen der Drohung mit der Schaufel – dort aber gab es keine Anhaltspunkte, gegen den heute Beschuldigten vorzugehen.

Die Zeugin schilderte auch, welche Folgen die Tat für sie hatte: Sie habe Angst um ihr ungeborenes Kind gehabt, sei zum Arzt gegangen, Gott sei Dank sei alles gut gegangen, das Kind kam gesund zur Welt. Bluthochdruck, Schlafstörungen und Albträume sind seit diesem 2. Oktober ihre ständigen Begleiter.

Für den Prozess sind weitere vier Verhandlungstage angesetzt. Am Dienstag, 16. Juni, findet der nächste Verhandlungstag statt.

Kelheim