Schulbeginn
Wirbelsäulenspezialist warnt: Schwere Schulranzen führen zu Haltungsschäden

08.07.2017 | Stand 02.08.2023, 0:02 Uhr
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Bald ist es wieder so weit: der erste Schultag naht und mit ihm die Frage "Welcher Schulranzen ist der richtige für mein Kind?". Die Kleinen wollen meist das coole Modell mit Glitzersteinen oder dem Konterfei des Lieblingshelden. Doch PD Dr. Konstantinos Kafchitsas, Chefarzt am Wirbelsäulenzentrum Oberpfalz an der Asklepios Orthopädische Klinik Lindenlohe, rät, sich nicht nur aufs Äußere zu verlassen und warnt: "Eine falsche Belastung kann zu dauerhaften Haltungsschäden führen."

LINDENLOHE Doch welches Modell ist nun das richtige und vor allem, wie schwer darf das Kind tragen? Beim Thema Gewicht gab es bis vor wenigen Jahren von Gesundheitsämtern und dem TÜV die Empfehlung, der Ranzen dürfe nicht schwerer als zehn Prozent des Körpergewichts des Kindes sein. Für diese Behauptung, die aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stammt, ließen sich jedoch keine wissenschaftlichen Nachweise finden. Heute geht man eher von fünfzehn Prozent aus, die noch unbedenklich seien.

Darüber hinaus riskiere man aber Rückenprobleme bei den Kleinen: "Eine Untersuchung der University of California hat ergeben, dass es ab zwanzig Prozent zu deutlichen Einwirkungen auf die Wirbelsäule kommt“, berichtet Dr. Kafchitsas. So hätten die Forscher mittels Kernspintomographie festgestellt, dass die Bandscheiben zusammengedrückt wurden und sich die Wirbelsäule seitlich verschoben hat. Dies überrascht Kafchitsas nicht: „Das Skelett eines Kindes ist noch weich und verformt sich deshalb leichter. Eine derartige Fehlbelastung hat auf Dauer ohne Zweifel Folgen. Rückenschmerzen sind vorprogrammiert." Und selbst wenn die Kinder noch keine hätten, schädigt die Fehlhaltung unter Umständen langfristig den Rücken und kann zu frühzeitigem Verschleiß im Erwachsenenalter führen. Deshalb plädiert Dr. Kafchitsas trotz verschobener Grenze dafür, auf unnötiges Gewicht auf dem Rücken zu verzichten.

Dennoch sei der leichteste Ranzen nicht automatisch der beste. Dieser müsse noch weitere Kriterien erfüllen, um als rückenfreundlich zu gelten. So sollte sich das Rückenteil der Wirbelsäule des Kindes anpassen, ergonomisch geformt und rutschfest sein. Breite Träger, die gut gepolstert sind, machen den Kleinen den Transport noch angenehmer. Der Tragekomfort spielt ohnehin eine große Rolle, deshalb den Ranzen nur gemeinsam mit den Kindern kaufen. Auf diese Weise kann man auch sehen, ob er eng am Rücken anliegt – ein weiteres wichtiges Kriterium.

Ist der Ranzen gekauft und geht es ab in die Schule, sollte man darauf achten, dass er weder zu hoch noch zu niedrig sitzt. Optimal ist er platziert, wenn die Oberkante an der Schulter sitzt, und er mit beiden Trageriemen getragen wird. „Die Belastung ist schon hoch, wenn das Gewicht auf beide Schultern verteilt wird, wird es nur von einer gehalten, steigt das Risiko für Haltungsschäden.“ Schwere Gegenstände gehören eher weiter nach hinten gepackt, kleine und leichte können auch in die kleinen Fächer nach vorne.

Und auch beim Weg zur Schule können Eltern etwas für die Gesundheit ihrer Kinder tun, weiß der Orthopäde: "Ist die Strecke nicht zu lang, die Kinder lieber laufen lassen, als sie mit dem Auto zu bringen. Denn Bewegung ist die beste Vorbeugung gegen Haltungsschäden."

Schwandorf