Streit zwischen Passau und Altötting
Wie ernst ist der Rückzieher der Caritas Passau wirklich?

08.07.2017 | Stand 13.09.2023, 3:36 Uhr
Robert Piffer
−Foto: n/a

Bei der Caritas rumort es offenbar immer noch gewaltig.

ALTÖTTING_25PASSAU Vergangene Woche war nach einem Wochenblatt-Bericht der massive Streit zwischen dem Diözesanverband und dem Kreisverband Altötting öffentlich geworden. Am Montag scheiterte ein Schlichtungstermin am Arbeitsgericht, in dem es um eine Abmahnung und Degradierung des Leiters des Caritasheimes St. Elisabeth in Altötting durch den Diözesanverband ging. Am Freitag dann die Wende: Der Diözesanverband versucht, die Wogen zu glätten.So heißt es in einer von Caritasdirektor Dr. Wolfgang Kues und dem bischöflichen Beauftragten Dr. Michael Bär gemeinsam unterzeichneten Presseerklärung (wir berichteten) unter anderem, dass man den arbeitsrechtlichen Streit zwischen Diözesanverband und dem Altöttinger Heimleiter noch doch außergerichtlich klären wolle. Auch in weiteren Streitpunkten will der Diözesanverband eigenen Angaben zufolge einlenken.Möglicherweise hat das enorme öffentliche Interesse an dem Arbeitsgerichtsprozess zwischen Diözesanverband und Altöttinger Heimleiter zu der neuen Entwicklung beigetragen. Denn am Montag war der Sitzungssaal des Passauer Arbeitsgerichts so voll wie selten zuvor. Mitglieder des Caritas-Kreisverbandes Altötting, aber auch Stadträte und selbst der Bürgermeister der Wallfahrtsstadt wollten sich persönlich ein Bild davon machen, wie die Diözesan-Caritas selbst mit verdienten Mitarbeitern umspringt. Wie eben mit Christian Randl, dem Heimleiter von St. Elisabeth.Vor Gericht war von einem Einlenken der Streitparteien wenig zu spüren. Nach anderthalb Stunden ausführlicher Anhörung wertete der Vorsitzende den bereits zweiten Schlichtungsversuch als gescheitert und legte für den 21. März einen Kammertermin fest, bei dem ein Urteil ergehen sollte. Weil vor allem die Vertreter des Diözesan-Caritasverbandes um keinen Millimeter von ihrem Standpunkt abweichen wollten, zeigten sich viele Beobachter des Schlichtungsversuches entsetzt. "Offenbar geht es bei der Caritas nur um Macht und Geld. Von christlicher Nächstenliebe, der die Caritas eigentlich verpflichtet sein sollte, ist nichts zu spüren", sagte ein geschockter Zuhörer, der selbst jahrzehntelang eine kirchliche Einrichtung geleitet hatte.Dem Vernehmen nach sollen in den letzten Tagen dann innerhalb der Leitung der Diözesan-Caritas die Fetzen geflogen sein. Man habe bei einer Fortsetzung des Streits zwischen Passau und Altötting "eine verheerende Außenwirkung" befürchtet. Eine nicht unbegründete Sorge, schließlich steht im März die Caritas-Frühlingssammlung an, bei in der gesamten Diözese um Spenden gebeten wird.Konkrete Aussagen dazu, wie der am Arbeitsgericht anhängige Streit mit dem Altöttinger Heimleiter Christian Randl gelöst werden kann, enthält das Caritas-Papier allerdings nicht. Randl klagt gegen eine Abmahnung und seine Degradierung. Ihm war die wirtschaftliche Leitung von St. Elisabeth entzogen und der Altöttinger Behindertenwerkstatt übertragen worden. In der Presseerklärung vom Freitag heißt es nach wie vor: "Derzeit ist das Freizeitheim für behinderte Menschen finanztechnisch an die Ruperti-Werkstätten angebunden."Unklar bleibt auch, was mit einem Zuschuss geworden ist, den das Heim von der Aktion Mensch bekommen hat. Einen barrierefreien Erweiterungsbau von St. Elisabeth hat die "Aktion Mensch" im Jahr 2010 mit mehr als 133 000 Euro gefördert. Damit sollte ein Teil des Darlehens getilgt werden, welches das Heim für die Erweiterungsbauten aufgenommen hatte. Beim Auslaufen der Zinsbindung dieses Kredites im Jahr 2013 sollte die Sondertilgung erfolgen und damit die Zinsbelastung der Einrichtung gesenkt werden.Aber das Geld stand dem Heim offenbar nicht zur Verfügung. Denn wie der Anwalt des Heimleiters am Montag vor dem Arbeitsgericht in Passau ausführte, musste das Heim 2013 einen neuen Kredit aufnehmen. Die daraus resultierenden Zinsbelastung wirkt sich klarerweise negativ auf die Bilanz der Einrichtung aus.Caritas-Pressesprecher Wolfgang Duschl erklärte am Samstag auf Rückfrage: Bei den Baumaßnahmen in St. Elisabeth wurden in den Jahren 2008/2009 insgesamt 850 000 Euro investiert. Von der "Aktion Mensch"  erhielt der DiCV (Diözesancaritasverband)  als Träger der Einrichtung für barrierefreie Mehraufwendungen  133 593 Euro. Die Mittel wurden nur und ausschließlich für die Baumaßnahme St. Elisabeth gebucht und damit dem Zweck entsprechend verwendet. Sofort nach Zahlung wurde diese Summe für das Haus St. Elisabeth in der Buchhaltung erfasst."

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