Der Künstler ist glücklich
Widerstandskämpfer Bonhoeffer wacht in Burglengenfeld

06.07.2017 | Stand 27.07.2023, 0:20 Uhr
−Foto: n/a

Jetzt wacht Dietrich Bonhoeffer über den Bonhoeffer-Platz: Künstler Quirin Bäumler hat am Donnerstag das Aufstellen der von ihm geschaffenen Bronze-Statue dirigiert. „Ich bin glücklich damit“, sagte der Künstler.

BURGLENGENFELD Er hatte in den vergangenen Tagen ein ordentliches Pensum zu absolvieren. Aus sechs Bronze-Teilen setzt sich die Bonhoeffer-Statue zusammen. Erst am Dienstag waren die von der Gießerei Herweg in Berlin-Kreuzberg gegossenen Teile zusammengeschweißt worden. Das Ziselieren übernahm Bäumler teilweise selbst. Am Mittwoch wurde die Figur patiniert.

Fast unmittelbar danach wurde die Statue in einen Kleinlaster verladen; Quirin Bäumler selbst fuhr sein Werk von Berlin in die Oberpfalz – zunächst zu seiner Mutter nach Wernberg-Köblitz, am Donnerstagvormittag dann nach Burglengenfeld. Dort sorgte Bäumler zusammen mit Josef Beer und Andreas Hofrichter vom Bauhof dafür, dass die Bonhoeffer-Statue endlich festen Boden unter den Füßen bekam.

„Wenn der Künstler glücklich ist mit seinem Werk und dem Standort, dann bin ich es erst recht“, sagte Bürgermeister Heinz Karg. Die Stadt habe mit Quirin Bäumler einen guten Griff getan. „Es war beeindruckend, wie intensiv sich Bäumler mit Leben und Werk Bonhoeffers auseinandergesetzt hat und wie er die Aufgabe letztendlich gelöst hat“, so Karg.

Wie berichtet, hatte der Bau- und Umweltausschuss im Dezember vergangenen Jahres einstimmig den Vorschlag des Bürgermeisters unterstützt, dass auf dem Bonhoefferplatz eine Statue errichtet werden soll, die an seinen Namensgeber erinnert. Der Theologe Dietrich Bonhoeffer war 1940 von den Nationalsozialisten mit Redeverbot belegt, im April 1943 dann verhaftet worden. Am 9. April 1945 wurde Bonhoeffer als einer der letzten NS-Gegner im KZ Flossenbürg in der nördlichen Oberpfalz hingerichtet.

Mit dem neuen Bonhoefffer-Denkmal will die Stadt „einen kleinen Beitrag leisten zur Erinnerungskultur“, hatte der Bürgermeister im Bauausschuss gesagt. In Burglengenfeld solle ein weiterer Bezugspunkt geschaffen werden für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Die Kosten für das Kunstwerk betragen 30.000 Euro. Dass Quirin Bäumler – er stammt aus Wernberg-Köblitz, lebt und arbeitet in Berlin – den Auftrag für die Statue erhalten hat, geht auf eine Empfehlung von Ludwig Bäuml, Vorsitzender des Berufsverbands Bildender Künstler Niederbayern/Oberpfalz, zurück. 

„Mein Gedanke war, Bonhoeffer als ruhige, zivile Person portraithaft zu zeigen. Ohne Pathos, ohne Symbole, nicht illustrierend.“ So beschreibt Quirin Bäumler seine Herangehensweise. Der Künstler sagt, seine Statue zeige Bonhoeffer in einer „aristokratischen, bestimmten, fordernden Haltung, die er trotz seiner bescheidenen Art auch hatte. Er steht, steht für andere ein, steht ein für seine Haltung, ist für sich stehend, gewachsen aus seinem Glauben, herausgehoben in seiner Einsamkeit. Er exponiert sich, bekennt sich“.

Während die Statue Bonhoeffers Kopf sehr lebensnah und im Stile einer Portrait-Büste zeigt, ist die Darstellung des Körpers eher abstrakt. Künstler Bäumler beschreibt das so: „Der Körper ist mit seiner bewegten, fließenden, teilweise aufgerissenen Textur Metapher für sein Leben, für seine Zweifel, sein Ringen und seine Verletzungen, aber auch für sein barockes, dem Leben zugewandtes Wesen. Als Gesamtes wirkt der Corpus allerdings ruhig und gefestigt.“

Die Figur als Ganzes solle „existenziell und zwingend wirken, ruhige Entschiedenheit ausstrahlen. Der Körper ist als Negativ modelliert. Dadurch entsteht eine Struktur, die ungewöhnlich ist und schwer zu fassen. Sie zwingt zur Auseinandersetzung. Es gibt eine Bewegung von innen nach außen“. 

Bürgermeister Heinz Karg sagte, die Bonhoeffer-Statue werte im Zusammenspiel mit der neuen Stufenanlage nicht nur den Bonhoeffer-Platz auf. „Wir belegen damit auch einmal mehr, welch hohe Bedeutung wir der Kunst im öffentlichen Raum beimessen.“ Fast 30 Skulpturen, Objekte, Installationen und Brunnen-Figuren finden sich in Stadt und Umland, in öffentlichen Gebäuden, an Straßen und Plätzen. 

Auf dem Bonhoeffer-Platz fand die neue Statue sofort das Interesse von Passanten, die das Gespräch mit Künstler Quirin Bäumler suchten. Dazu gehörte auch der evangelische Pfarrer Gottfried Tröbs, der von einem „hoch interessanten“ Kunstwerk sprach, das „gut gelungen“ sei. 

Zum Foto oben: Künstler Quirin Bäumler präsentierte Bürgermeister Heinz Karg seine Bonhoeffer-Statue. Stadtbaumeister Franz Haneder (links) und Pressereferent Michael Hitzek (rechts) hatten das Projekt im Rathaus begleitet. Foto: Stadt Burglengenfeld  

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