Meine Woche
Wenn widerliche Nazis den Lieblings-Dönerstand passieren

13.09.2017 | Stand 13.09.2023, 0:19 Uhr
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In seiner Rubrik Meine Woche schreibt Wochenblatt-Autor Christian Eckl über Nazis, die an seinem Lieblings-Dönerstand passieren, eine feiernde Feuerwehr und die neue Beam-me-Up-Röhre am Regensburger Gericht.

REGENSBURG Der Döner-Mann

Heute bleibt die Küche kalt, ich speise heut‘ ... in meiner Lieblings-Dönerbude am Haidplatz. Dort steht ein junger, gutgelaunter Mann am Spieß und schwitzt. Ich frage ihn, ob das nicht die Hölle sein muss, den ganzen Tag bei diesen Temperaturen zu arbeiten. Er freut sich sichtlich, dass ich mich danach erkundige und er meint: „Das ist wie in der Sauna, nur neun Stunden lang.“ Wir plaudern, er meint, „es hilft nix, arbeiten muss man, daheim wäre es langweilig“. Gerade, als ich mir denke, was es für ein Glück ist, dass wir viele Menschen aus anderen Kulturen bei uns haben, allein schon wegen der Küche, aber auch, weil die Jobs machen, da würde mancher „Ureinwohner“ nicht aufstehen – da kommt doch tatsächlich eine Gruppe von offenbar Rechtsradikalen vorbei. Man erkennt die an den weißen Schnürsenkeln, den „Thor-Steinar“-Klamotten und der Glatze. Sie schauen mich verächtlich an, weil ich einen Döner kaufe. Na dann Prost, Mahlzeit. Die Herren Neonazis sahen nicht so aus, als würden sie einer regelmäßigen Arbeit nachgehen. Ganz ehrlich, da ist mir mein Dönerverkäufer am A... lieber als die am kahlen Schädel!

Großstadt-Zuschlag

Seit vielen Jahren gibt es ja die Pendler-Pauschale. Sie soll den ländlichen Raum fördern und dafür sorgen, dass nicht alle in die Städte ziehen, wo es eh immer voller wird. Der Staat subventioniert damit, dass Menschen, die einen weiten Weg zur Arbeit haben, diesen von der Steuer absetzen können. Es ist Wahlkampf, da hätte ich auch noch eine Idee: Wie wäre es denn mit einer Großstadt-Pauschale? Nun, als gebürtiger Regensburger beobachte ich mit großem Interesse, dass die Lebenshaltungskosten wie Miete und Feierabend-Bier rasant ansteigen. Nun verdiene ich aber nicht mehr oder weniger wie meine Kollegen in den ländlicheren Gegenden des wunderbaren Freistaates. Ich schlage also hiermit eine Großstadt-Pauschale vor. Ich kann mir vorstellen, dass man beispielsweise eine Bierpreisgrenze von 2,50 Euro pro Halbe einführt und alles, was drüber ist, kann ich von der Steuer absetzen. Gleiches gilt natürlich für hohe Mieten, in Regensburg ein Dauerbrenner. Ich finde, es gibt noch viel zu wenige solcher Steuerersparnisse. Bei dem, was mir jeden Monat abgezwickt wird, ist auf jeden Fall viel Spiel für die Parteien!

Vor Gericht

Ich bin ja öfter „bei“ Gericht, am Montag bin ich dann auch mal „vor“ Gericht. Dort hat man die Sicherheitsvorkehrungen brutal verschärft. Man kommt sich vor wie im Flughafen. Natürlich, ein Kempten wurde ein Staatsanwalt erschossen. Klar, dass man die Staatsdiener schützen muss – und nicht nur die. Aber langsam finde ich es problematisch. Zu einem fairen Prozess gehört in Deutschland Öffentlichkeit. Wenn die aber eine halbe Stunde vorher da sein muss, frage ich mich: Ist die noch gewährleistet?

Beam me up

Den Vogel schießt aber diese Röhre ab, durch die seit Kurzem alle diejenigen müssen, die aus dem Gericht wieder raus wollen. Sie erinnert stark an Raumschiff Enterprise, ich will schon „Beam me up, Scotty“ sagen. Man muss in einen Glaszylinder steigen, hinter einem schließt sich die Tür, bevor sie vorne aufgeht. Ich leide leicht unter Platzangst und finde: Das ist echt übertrieben!

Erschrocken

Einen Riesenschreck bekomme ich, als ich am Samstag zum Roither Weiher fahre. Auf Höhe Neutraubling, ich stehe an der Ampel, ertönt plötzlich ein Blaulicht-Geheule, dass ich denke, es muss einen riesigen Crash auf der Autobahn gegeben haben. Die Martinshörner lassen nichts Gutes ahnen. Als sich der Tross nähert, zähle ich sechs (!) Feuerwehrfahrzeuge, von der Drehleiter bis zum Löschfahrzeug. Man, denke ich, was da wohl passiert ist! Des Rätsels Lösung nähert sich mit einem Blumenstrauß auf der Motorhaube des großen Mercedes Benz. Eine Hochzeit! Na, ob die mit Blaulicht eskortiert werden musste?

Regensburg