Frauen häufiger betroffen
Wenn die Angst im Nacken sitzt

10.07.2017 | Stand 31.07.2023, 11:32 Uhr
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Frauen leiden doppelt so häufig wie Männer unter Angststörungen.

DEGGENDORF Jeder Mensch hat manchmal Angst. Evolutionstechnisch ist diese Reaktion sinnvoll, damit wir in Gefahrensituationen angemessen reagieren. Doch wie unterscheidet sich normale Angst von einer Phobie? Beispiel Zahnarzt: Wir wissen aus der Vergangenheit, dass wir Schmerzen haben, wenn der Zahnarzt bohrt und denken mit leichter Angst an einen Zahnarzttermin. Trotzdem gehen wir spätestens dann zur Behandlung zum Zahnarzt, wenn wir Karies haben. Um die Konfrontation mit ihrer Phobie zu vermeiden, gehen allerdings Personen mit sogenannter Dentophobie sogar dann jahrelang nicht zum Zahnarzt, wenn sie starke Zahnschmerzen haben.

„Für Außenstehende ist es oft merkwürdig, wieso man Angst vor objektiv betrachtet harmlosen Dingen wie Lärm, Autos oder Büchern haben kann“, sagt Robert Deindl vom Serviceteam der KKH Kaufmännische Krankenkasse in Deggendorf. „Akousticophobie, Motorphobie und Bibliophobie – was sich für viele eher lustig oder absurd anhört, verbinden die Betroffenen mit Zittern, Herzrasen und Magenschmerzen.“

Unter einer Phobie versteht man ein starkes Angstgefühl, das in bestimmten Situationen auftritt oder beim Anblick bestimmter Dinge ausgelöst wird und den davon betroffenen Menschen immer mehr in seinem Alltag einschränkt. Bereits der Gedanke daran ruft bei den Betroffenen Angst hervor. Auch wenn Phobiker wissen, dass ihre Furcht vor bestimmten Dingen irrational und unangemessen ist, können sie sich nur schwer mit dem Auslöser konfrontieren oder ihn nur unter massiver Furcht ertragen.

Was für Arten von Phobien gibt es?

In Deutschland sind rund 650 Phobien bekannt. Dabei unterscheiden Mediziner und Psychologen zwischen spezifischen Phobien (Angst vor Hunden, Katzen, Gewitter, etc.), der sozialen Phobie und der Agoraphobie („Platzangst“).

Kann eine Phobie geheilt werden?

Ja! Je früher eine Phobie erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Vielversprechend ist meistens eine Verhaltenstherapie. Sie ist sinnvoll bei Phobikern, die in ihrem normalen Leben stark eingeschränkt sind. Deshalb wird sie oft bei Personen mit einer sozialen Phobie oder Agoraphobie angewandt. Jedoch muss nicht jede Phobie behandelt werden. Wer beispielsweise Angst vor Schlangen hat, wird im Alltag kaum Probleme damit haben.

Auffällig: Bei Frauen werden Phobien doppelt so oft diagnostiziert wie bei Männern. Das belegen auch Auswertungen der Versichertendaten der KKH (1,6 zu 0,8 Prozent). Die zehn häufigsten Phobien:

Agoraphobie Angst vor (räumlich) weiten Plätzen, Reisen und/oder Menschenansammlungen Arachnophobie Angst vor Spinnen Aerophobie Angst vorm Fliegen Aerophobie Angst vor Höhe Soziale Phobie Angst vor Gesellschaft oder Menschen im Allgemeinen / in sozialen Situationen negativ bewertet zu werden. Emetophobie Angst vorm Erbrechen Klaustrophobie Platzangst, Angst vor engen und geschlossenen Räumen Mysophobie Angst vor Ansteckung Dentophobie Angst vor Zahnärzten bzw. vor den Behandlungen Hypochondrie Angst vor ernsthaften Krankheiten

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