Informationsabend beleuchtete den Zusammenhang von Alter und Fahruntüchtigkeit
Wenn das Fahren im Alter heikel wird

06.07.2017 | Stand 13.09.2023, 4:53 Uhr
Axel Effner

„Das Auto ist der Deutschen liebstes Kind“, sagt ein geflügeltes Wort. Was aber, wenn besonders mit fortschreitendem Alter die Fähigkeit nachlässt, ein Fahrzeug sicher durch den Straßenverkehr zu lenken? Um diese Frage ging es vor kurzem in einem Informationsabend des Betreuungsvereins Traunstein e.V. und der Betreuungsstelle des Landratsamts.

CHIEMGAU Stellvertretender Landrat Georg Klausner zeigte Verständnis dafür, dass der Wunsch nach Mobilität auch im Alter zu einer selbstbestimmten Lebensführung gehört. Allerdings rief er auch dazu auf, bei nachlassender Fahrtüchtigkeit professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dr. Wolfgang Schardt, Vorsitzender des Traunsteiner Betreuungsvereins, stellte fest, dass besonders die Menschen im ländlichen Raum ohne Auto „aufgeschmissen“ seien. Für sie sei der Verlust der Fahrtüchtigkeit weitaus schlimmer als für Großstadtbewohner. Die Abgabe des Führerscheins komme nicht selten einem Drama gleich.

Dr. Alexander Brunnauer vom Inn-Salzach-Klinikum „Gabersee” in Wasserburg berichtete von einer rund dreizehnjährigen Forschungstätigkeit zum Thema Demenz und Autofahren. Er ließ keinen Zweifel daran, dass von dieser Alterskrankheit ein doppeltes Unfallrisiko ausgehe. Für das eine oder andere Schmunzeln sorgte wohl der Vergleich, dass seine Untersuchungen auch für den Faktor „männlich“ ein zwei- bis vierfaches Risiko ergeben haben. Die hauptsächlichen Unfallverursacher seien eindeutig junge und alkoholisierte Fahrer.

Karl Schneider, Oberstaatsanwalt in Traunstein, pflichtete Brunnauers Ausführungen bei. Trotz „absoluter Fahrfreiheit“ bis ins hohe Alter würden die schwersten Unfälle nicht von Senioren verursacht, sondern seien Folge von Alkohol und Raserei. Bei demenzkranken Verkehrsteilnehmern seien dem Strafrecht enge Grenzen gesetzt.

Auch die Frage der Mitverantwortung etwa des behandelnden Arztes oder des gesetzlichen Betreuers, sei nur schwer zu beantworten. So komme meist nur der Verwaltungsweg bei der Führerscheinstelle in Betracht, um einen untauglichen Fahrer auf Dauer vom Lenkrad fern zu halten. Das Landratsamt könne zum Beispiel eine ärztliche Untersuchung anordnen. Zudem habe jeder die Möglichkeit, seine Fahrerlaubnis freiwillig abzugeben oder sich einfach nicht mehr hinters Steuer zu setzen.

Wegen der vielen Unwägbarkeiten des Fahrens im Alter hat die Betreuungsstelle des Traunsteiner Landratsamts in Abstimmung mit der Führerscheinstelle ein Faltblatt mit den wichtigsten Informationen zu diesem heiklen Thema erarbeitet. In Kurzform werden darin die typischen Anzeichen für mangelnde Fahrtüchtigkeit dargestellt sowie Tipps gegeben, was in solchen Fällen unternommen werden sollte. Zudem enthält das Faltblatt hilfreiche Kontaktadressen.

Lydia Wagner, Leiterin der Betreuungsstelle: „Wir erheben bewusst nicht den Zeigefinger, sondern stellen auch hier die Selbstbestimmung in den Vordergrund. Selbstbestimmung bedeutet aber auch Selbstverantwortung, so dass jeder rechtzeitig selbst entscheiden muss, ob er noch fahrtüchtig ist.“

Das Faltblatt „Autofahren im Alter“ richtet sich sowohl an betroffene Menschen als auch an deren Angehörige, die durchaus ebenfalls in eine emotionale Zwickmühle geraten können. Es ist kostenlos beim Landratsamt Traunstein und über die Internetadresse www.landkreis-traunstein.de – Formulare - Betreuungsstelle erhältlich.

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