Massive Corona-Auswirkungen
Wenig zusätzliche Todesfälle, aber extrem mehr Arbeit für Bestatter

03.02.2021 | Stand 13.09.2023, 6:55 Uhr
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Gibt es durch die Corona-Pandemie tatsächlich mehr Todesfälle als üblich? Bestattungsunternehmen aus der Region stöhnen über deutlich mehr Arbeit, was aber nur bedingt auf die Anzahl der Verstorbenen zurückzuführen ist.

Landshut. „Der Arbeitsaufwand pro Todesfall hat sich für uns extrem erhöht“, sagt Lothar Reichwein vom Landshuter Bestattungsdienst Gerlinde Reichwein. Darüber hinaus sei die Zahl der Todesfälle aktuell gestiegen. „Es gibt mehr Tote als normal für diese Jahreszeit“, so Lothar Reichwein, was sich deutlich auf die tägliche Arbeit auswirke. Alleine die verschärften Hygienevorschriften würden ein erheblichen Plus an Aufwand bedeuten.

Lothar Reichwein: „Gerade bei einem verstorbenen Corona-Patienten sind die Maßnahmen massiv.“ Zum einen natürlich für die Mitarbeiter, aber zum anderen auch für die trauernden Angehörigen. „Ich habe auch den Antrag gestellt, dass Mitarbeiter von uns Bestattungsunternehmen rechtzeitig geimpft werden. Schließlich arbeiten wir an vorderster Front.“

Und Bestatter Lothar Reichwein weiter: „Unsere Mitarbeiter messen täglich vor Arbeitsantritt ihre Temperaturen durch ein ,Kontaktloses Fieberthermometer‘ und tragen dies in eine Gemeinschaftsliste, die im Personalraum hängt, ein. Das soll unser Personal schützen und auch beruhigen.“

Ähnlich stellt sich die Situation bei Bestattung Reichwein dar. Inhaber Roland Reichwein: „Der Schutz für alle Beteiligten muss gegeben sein. Daher gelten in allen Bereichen erhöhte Sicherheitsvorkehrungen.“ Man benötige mehr Hygienematerial und vor allem viel Zeit, um die durch Corona noch aufwendigeren Abläufe sicher abwickeln zu können.

Bei Todesfällen in Alten- oder Pflegeheimen hole man die Verstorbenen zum Beispiel zu ruhigen Zeitpunkten ab, „wenn sonst fast niemand anderes da ist“. Auch die Absprache mit den Hinterbliebenen laufe derzeit fast ausschließlich auf Distanz – per E-Mail oder am Telefon. Roland Reichwein: „Das ist natürlich keine schöne Art, solche Dinge zu regeln. Für die Angehörigen ist es durch Corona teilweise unmöglich, richtig Abschied zu nehmen.“

Der Bestatterverband Bayern beobachtet die derzeitige Corona-Situation natürlich aufmerksam. Geschäftsstellenleiter Jörg Freudensprung: „Die Krematorien arbeiten am Limit. Was aber sehr oft an den Behörden und nur selten an der Vielzahl der Todesfälle liegt.“ Hier erschwere vor allem die fehlende Digitalisierung die tägliche Arbeit. Grundsätzlich hätten die Bestatter in Bayern „aktuell viel zu tun, was aber für diese Jahreszeit nichts Ungewöhnliches ist“. Bis zum Oktober vergangenen Jahres habe er eine etwas niedriges Sterberate feststellen können. Freudensprung: „Da haben die Leute wohl mehr als sonst auf sich aufgepasst. Seit November gehen die Zahlen aber nach oben und liegen aktuell rund zwei bis drei Prozent über den normalen Jahren.“

Der Sprecher des Bestatterverbands gibt aber zu bedenken: „Auch wenn die Zahlen von einem Jahr mit Influenza und eben jetzt mit Covid-19 sehr ähnlich liegen, muss man berücksichtigen, dass in der Vergangenheit bei Influenza keine Hygienemaßnahmen angeordnet und durchgeführt worden seien – und bei Corona eben schon. Und die Zahl der Corona-Verstorbenen steigt trotzdem stetig.“

Landshut