Wochenende am Waginger See:
Weltumsegler Bobby Schenk kehrt zu seinen Wurzeln zurück

06.07.2017 | Stand 27.07.2023, 18:48 Uhr

Segelclub ernennt das Ehepaar Schenk zu Ehrenmitgliedern.

MÜNCHEN/WAGINGER SEE Bobby Schenk verbrachte mit seiner Frau Carla 15 Jahre seines Lebens auf dem Meer, er ist einer der bekanntesten Hochseesegler Deutschlands, Fachbuchautor und machte sich um den Segelsport hochverdient. Die Fachzeitschrift YACHT zählte ihn in einem Sonderheft zu den 100 bedeutendsten Seglern aller Zeiten. Seine ersten seglerischen Gehversuche unternahm der damalige Burghauser auf dem Waginger See unter den Fittichen des Töginger Schneidermeisters Max Reichert. Am vergangenen Samstag ernannte der Waginger Segelclub um Vorstand Herbert Schuster Bobby Schenk und seine Frau Carla zu Ehrenmitgliedern – eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen das in Fürstenfeldbruck lebende Ehepaar wieder einmal nach Waging quasi zu den seglerischen Wurzeln zurückkehrte.

Was bedeutet Heimat für einen Abenteurer, der unter anderem viele Jahre auf dem Meer zuhause war und die ganze Welt umsegelte? „Viel. Die Heimat spürt man dann, wenn man nicht da ist“, sagt Bobby Schenk im Gespräch mit dem Wochenblatt. „Unter Heimat verstehe ich Freunde und ganz lapidar gesagt auch bayerisches Essen in bayerischen Lokalen”, fügt er hinzu. In München geboren lebte Bobby Schenk ab seinem sechsten Lebensjahr in Burghausen, besuchte dort das Humanistische Gymnasium und kehrte der Salzachstadt mit Beginn des Jurastudiums den Rücken.

Onkel Georg Schenk war hier 16 Jahre lang Bürgermeister und Vater Dr. Florian Schenk praktizierte als Arzt. Bis zum Tod der Mutter im Jahr 1975 hatte Bobby Schenk noch eine enge Verbindung nach Burghausen, heute kommt er nicht mehr hin.

Doch die starken Kindheitserinnerungen sind geblieben. „Unser erstes Boot war ein Ruderboot für den Wöhrsee in Burghausen. Mein Vater tauschte es kurz nach dem Krieg für zwei Schachteln Zigaretten ein”, erinnert sich Schenk. Als er selbst schon 26 Jahre alt war, kaufte der Vater ein Segelboot, die Familie ging zum Segelclub an den Waginger See.

Somit ist Schenk eigentlich ein Spätberufener, doch die Leidenschaft für die Weltmeere packte ihn deshalb nicht minder heftig. Drei Mal kündigte er zuerst als Staatsanwalt und später als Richter seinen Staatsdienst auf, um mit seiner Frau die Weltmeere zu umsegeln. Höhepunkte waren für Schenk, als sie mit einem Stahlschiff ums Kaphorn und von 1970 bis 1974 die ganze Welt umrundeten.

Die ganzen Jahre über beschäftigte sich Schenk zudem intensiv mit der Navigations- und der Segeltechnik. 17 Bücher (hauptsächlich Fachliteratur) veröffentlichte er, allein das Buch „Astronomische Navigation” verkaufte sich in Europa mehr als 100.000 Mal. „Ich habe einige Navigationsmethoden erfunden und das erste entsprechende Computernavigationsprogramm geschrieben, das sogar von der Deutschen Bundeswehr getestet und benutzt wurde“, erzählt Schenk stolz.

Zu ganz großen Reisen tendieren der 73-Jährige und seine Frau heute nicht mehr. Dennoch ist der rüstige Rentner immer noch eifrig unterwegs, hält bei vielen namhaften Firmen Vorträge – Reiseberichte aber auch Motivationsvorträge, die Inhalte leitet er aus seiner langjährigen Hochseesegler-Tätigkeit ab.

Als eine seiner wesentlichen Botschaften benennt Schenk folgende: „Man muss sich der Natur unterordnen. Wenn das Wetter schlecht ist, kannst du nichts ändern. Man sollte defensiv leben und Gelegenheiten wahrnehmen.”

Die Ehrenmitgliedschaft beim Waginger Segelclub bedeutet ihm und seiner Frau viel: „Der Waginger Segelclub ist meine seglerische Heimat, das vergisst man nicht.” Auch die seltene Rückkehr zum Waginger See am Wochenende tat ihm gut, er fuhr ein wenig mit Freunden hinaus und schwärmte danach: „Der Waginger See ist halt ein Naturparadies.”

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