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Welterbestatus und Ersatzbrücke: Vernichtendes Urteil der Bürger für Stadt Regensburg

07.07.2017 | Stand 13.09.2023, 1:19 Uhr
−Foto: Foto: Eckl

Harsche Worte vom „Bürgerbündnis“ für OB Hans Schaidinger und seine Verwaltung: Weil die Stadt an einer Ersatztrasse festhält und der OB gar UNESCO-Organisationen als quasi faul und unfähig bezeichnete, schossen die Bürger nun zurück.

REGENSBURG „Sie haben nie kapiert, wie die Altstadt funktioniert“, sagte niemand geringerer als Professor Peter Morsbach, renommierter Denkmalpfleger und „Bürgerbewegter“. „Sie kapieren es bis heute nicht!“ Anlass für diese harschen Worte, denen noch mehr folgen sollten, ist der Plan der Stadt Regensburg, an einer Ersatztrasse zwischen Schopperplatz und Holzlände im Welterbe-Bereich festzuhalten.

Dabei gibt es seit Langem Signale der Unesco, die sich um das Welterbe kümmert, dass eine solche Brücke niemals möglich ist, will Regensburg den Status „Welterbe“ behalten. Kürzlich kam ein Gutachten von ICOMOS, einer die UNESCO beratenden Institution zu dem Schluss, dass eine Brücke dort eben nicht geht (übrigens berichtete das Wochenblatt bereits 2008 von einer solchen kritischen Einschätzung, als sich eine Gruppe von Experten die Situation vor Ort ansah – damals gab es noch eine Pressemitteilung der Stadt, die uns Lügen strafen wollte).

Auch Walter Cerull von den Donauanliegern schätzt die Stadt Regensburg so ein, wie Morsbach: „Ich habe noch nie so viele Unwahrheiten bei einem Thema festgestellt wie bei dem“, so Cerull. Nach Schilderung der Stadt und vor allem des Regensburger Verkehrsverbundes kostet die Sperrung der Steinernen Brücke dem Steuerzahler 700.000 Euro im Jahr. Cerull hat sich die Aufstellung der RVV mal angesehen: „Da ist sogar das Sammeltaxi in Stadtamhof mit eingerechnet, das man damals wegen einer ganz anderen Brücke eingeführt hat!“

Seiner Wahrnehmung nach gehe es dem Oberbürgermeister nur darum, „ein Kräftemessen mit der UNESCO zu veranstalten.“ Denn die Brücke, die nach dem Willen der Stadt gebaut werden soll und die sich ICOMOS angeblich nur „schludrig“ und „unsorgfältig“ (O-Ton OB) vor Augen geführt haben soll, „bringt am Tag eine Entlastung von 40 bis 45 Bussen für die Keplerstraße, und nur für diese – zum Vergleich: Durch die Thundorferstraße fahren täglich 320 Busse in nur eine Richtung!“ Kein Nahverkehrsproblem sei mit der Bürcke gelöst, lediglich die Landlinien 12, 13 und 17 führen dann über eine solche Ersatztrasse. „Die Steigung muss so hoch sein, dass die Brücke mit Bus eine Höhe von über fünf bis sechs Meter erreichen würde, weil sie als Bundeswasserstraße so hoch gebaut werden muss.“ Weil Rollstuhlfahrer eine solche Steigung, die am Ende gebaut werden müsste, gar nicht bewältigen könnten, „muss ein Aufzug eingebaut und der Schopperplatz um bis zu eineinhalb Meter aufgeschüttet werden!“, so Cerull weiter. Zum Vergleich: „Einen solchen Aufzug gibt es auch an der Nibelungenbrücke, der ist aber immer zugesperrt“.

Auch Morsbach wiederholte die Einschätzung auch seines Chefs, dem Landesdenkmalpfleger Egon Greipl. „Der Obere Wöhrd war seit Jeher ein Naherholungsgebiet für die Regensburger. Hier war noch nie eine Verkehrsachse!“ Wer sehen wolle, wie etwa die bedeutende Holzlände und die pittoresken Häuser auf der Wöhrd-Seite von einer Brücke mit Bussen verschandelt würden, „kann sich das schon heute bei der Regenbrücke ansehen“, so Morsbach. Dort habe man in den 70er Jahren geplant – wie Häuserzeilen hinter Brücken und Verkehr verschwinden, sei eindrücklich an dieser Stelle nachzuvollziehen.

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