Spiegel
Wegen Timoschenko: Merkel will EU-Boykott der Europameisterschaft erreichen

06.07.2017 | Stand 26.07.2023, 19:04 Uhr
−Foto: Foto: Isa Foltin

Angela Merkel erhöht den Druck auf Kiew: Die Bundeskanzlerin wirbt in der EU dafür, dass alle Staats- und Regierungschefs die Fußball-EM in der Ukraine boykottieren, falls die Regierung die inhaftierte Oppositionsführerin Julija Timoschenko nicht freilasse.

DEUTSCHLAND _25WELT Die EU-Kommission hat bereits in der vergangenen Woche erklärt, dass alle 27 EU-Kommissare nicht zur EM in die Ukraine reisen werden, falls Timoschenko in Haft bleibe. Bundespräsident Joachim Gauck und andere Staatschefs hatten ein für Mitte Mai geplantes Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowitsch auf der Krim abgesagt. Merkel hat bereits signalisiert, dass sie möglicherweise nicht in die Ukraine reisen werde. Im Kanzleramt setzt man aber darauf, dass eine EU-weite Boykottdrohung eine größere Wirkung entfaltet als der Alleingang einiger Länder. In Polen, dem Land, das die EM zusammen mit der Ukraine ausrichtet, sieht man die deutschen Bemühungen kritisch. Der polnische Präsident Bronislaw Komorowski hatte Gauck bei dessen Antrittsbesuch Ende März gebeten, das Treffen mit Janukowitsch wahrzunehmen. Man müsse mit der Ukraine im Dialog bleiben. Der polnische Premierminister Donald Tusk hat Merkel ebenfalls mitgeteilt, dass er einen politischen Boykott der EM ablehne. Die Bundesregierung verhandelt mit der ukrainischen Seite über eine mögliche Behandlung Timoschenkos in Deutschland, diese leidet unter chronischen Rückenschmerzen und befindet sich seit mehr als zwei Wochen im Hungerstreik.

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