Luzei, Dodama und Durandl im Waldgeschichtlichen Museum
Waldgeister - einmal ohne Maske

08.07.2017 | Stand 28.07.2023, 7:54 Uhr
−Foto: n/a

Die Lousnachtgeister aus Neuschönau sind wilde Gesellen – Eine Ausstellung lässt hinter die Masken blicken

SANKT OSWALD, NEUSCHÖNAU Sie sind wild, sie sind laut, sie sind ungezügelt: Die Koishüttler Lousnachtgeister treiben seit 16 Jahren ihr Unwesen im Bayerischen Wald. In den Rauhnächten schwärmen sie aus, mit tosendem Trommeln, mit schrecklichem Geschrei und mit wilder Entschlossenheit – und so mancher mag sich fürchten, wenn er ihnen begegnet. Höhepunkt ihres Treibens ist alljährlich die „Lousnacht“ in Neuschönau am 5. Januar.

Mittlerweile sind sie verstummt, sie haben sich bis in den nächsten Winter wieder in die Wälder zurück gezogen – und die Maskenträger haben ihr zweites Ich abgelegt. Ein Moment, den die Fotografenmeisterin Daniela Blöchinger aus Altschönau festgehalten hat – sie hat die Maskenträger quasi entlarvt. Eine Ausstellung im Waldgeschichtlichen Museum in Sankt Oswald gewährt so einen Blick hinter die Fassade – oder anders gesagt: Sie geht der Frage nach, wer hinter der Maske steckt.

Schattenwesen aus der Zwischenwelt

Bei der Eröffnung sagte Laudator Karl-Heinz Reimeier, Kreisheimatpfleger in Freyung-Grafenau: „Die Schattenwesen steigen aus der Zwischenwelt heraus.“ Er sieht hinter dem Treiben der Lousnachtgeister keinen touristischen Firlefanz, vielmehr sei es die Bewahrung der Traditionen, halten sie die Wesen aus der Sagenwelt lebendig. „Und so gelang es den Lousnachtgeistern, unsere heimischen Dämonen in den Köpfen der Bevölkerung zu verankern.“ Eine wichtige Aufgabe, denn das Wissen um Dodamandl, Durandl, Räuber Heigl und anderen Gestalten gehe sonst zusehends verloren.

Dabei spielten Figuren wie die Luzei, die Habergoaß oder der baumläufige Lenz bis zum Ende des 2. Weltkriegs eine wichtige Rolle im Alltag der Waidler, sie waren Teil des Lebens und der Phantasiewelt, bevor vor allem das Fernsehen und später das Internet sie in den Hintergrund drängten. Es sind beinahe allesamt Figuren, die aus der heidnischen Zeit bis ins 20. Jahrhundert bewahrt wurden.

Mehr als 50 Maskenträger

Mehr als 50 Maskenträger gehören dem Koishüttler Lousnachtverein an, und sie kriechen zwischen dem 21. Dezember (Thomastag) und dem 6. Januar (Heilig Drei König) aus ihren Verstecken hervor. Die Zeit, die durch lange Nächte und kurze Tage gekennzeichnet ist, ließ in früheren Tagen die Hexen, Teufel und Geister auferstehen – bunter und eindrucksvoller als die Koishüttler kann das kaum zum erneuten Leben erweckt werden.

Aufwändige Verkleidungen

Aufwändig sind die Verkleidungen sowieso: Die Köpfe sind handgeschnitzt, das Gewand mit viel Liebe und Phantasie wird aus Fellen, Leder und allerlei passendem Material zusammen geschneidert. Und – so Reimeier: „Jeder der Darsteller setzt so viel Liebe in seine Maske, dass die Ähnlichkeiten zwischen Maske und Träger oft nicht zu übersehen sind.“ Genau das versuche die Foto-Ausstellung zu vermitteln. Die Ausstellung in St. Oswald ist bis zum 1. Juni im Waldgeschichtlichen Museum zu sehen.

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