Bisher unbekannter Brief aufgetaucht:
Vorwürfe während des Konzils - Papst Benedikt XVI. ein "Häretiker"?

06.07.2017 | Stand 27.07.2023, 20:04 Uhr
−Foto: n/a

Ein bislang unbekannter Brief des katholischen Theologen Karl Rahner enthüllt, dass der heutige Papst Benedikt XVI. beim Vatikanischen Konzil vor 50 Jahren als "Häretiker" attackiert wurde.

PENTLING/VATIKAN Wie das Nachrichtenmagazin Focus berichtet, schrieb der Jesuit Rahner am 2. November 1963 an seinen Bruder Hugo, Joseph Ratzinger und er seien während des Konzils von einigen französischen Ultra-Konservativen in einer "wilden Polemik" angegriffen worden. Anlass sei ein "harmloser Entwurf" zum Offenbarungs-Schema gewesen, den sie im Auftrag des Kölner Erzbischofs Josef Frings verfasst hätten. Ratzinger, damals junger Professor, war als Berater für Frings nach Rom gekommen.

In dem Pamphlet der Franzosen, so schrieb Rahner, würden Ratzinger und er "gräulich beschimpft" und als "Herätiker abgekanzelt, die die Hölle leugnen". Dass der spätere Pontifex einstmals in Verdacht geraten war, er würde selbst die Hölle und damit die Strafe der ewigen Verdammnis leugnen, dürfte der wohl härteste Vorwurf sein, der jemals gegen ihn formuliert worden ist.

Der bislang unbekannte Brief Rahners gelangte nach Focus-Informationen erst im vergangenen Jahr in den Besitz des Karl-Rahner-Archivs. Das Dokument ist in einer Ausstellung in der alten Münchner Karmeliterkirche anlässlich des 50. Jahrestags des Konzils zu sehen. Zudem veröffentlich ihn die jesuitische Monatsschrift "Stimmen der Zeit" in der aktuellen Ausgabe.

Regensburg