Forschungsstation für Kartographie und Geodäsie:
Von Wettzell aus wird die Welt vermessen

07.07.2017 | Stand 27.07.2023, 16:56 Uhr
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Ob das Ansteigen des Meeresspiegels, das langsame "Wachstum" der Alpen oder die beständige Bewegung der Kontinente – wenn es um die präzise Vermessung der Welt geht, ist ein kleiner Ort im Bayerischen Wald eine der ersten Adressen.

WETTZELL/LANDKREIS CHAM Im ostbayerischen Wettzell bei Bad Kötzting (Landkreis Cham) wird mit modernster Technik das Koordinatensystem unseres Globus stets auf dem neusten Stand gehalten. Radioteleskope mit einem Durchmesser von 13 Metern liefern eine Auflösung, mit der sich vom Bayerischen Wald aus selbst eine Münze in New York noch punktgenau orten lässt.

Ob einfache Navigationssysteme für das Auto oder die komplexe Steuertechnik für eine Marssonde – wer sich im All oder auf der Erde exakt orientieren will, der braucht ein genaues Koordinatensystem. Das regelmäßig neu zu vermessen ist eine der Aufgaben der Forscher der Geodäsie-Station Wettzell.

Denn auf der Erde ist mehr in Bewegung als das Auge zu sehen vermag: So bewegen sich die Kontinentalplatten um mehrere Millimeter im Jahr und auch Gebirge wie die Alpen "wachsen" noch jährlich um mehr als einen Zentimeter. Um die feinen Verschiebungen der Erdkoordinaten zu messen, suchen sich die Forscher in Wettzell Fixpunkte im All – zum Beispiel bis zu 13 Milliarden Lichtjahre entfernte Himmelskörper, die mit dem Radioteleskop angepeilt werden können.

Neben den Radioteleskopen steht den Forschern in Wettzell unter anderem auch ein Laserteleskop zur Verfügung, das in der Erdumlaufbahn befindliche Satelliten anpeilen kann oder auch Reflektoren, die die Amerikaner auf dem Mond hinterlassen haben.

Die Forschungsstation Wettzell wird vom Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (Vermessungskunde) betrieben und ist Teil eines weltweiten Netzes von Messstationen. Gebaut wurde das Observatorium vor über 40 Jahren. Von dem Standort im Bayerischen Wald nahe der damals vom Eisernen Vorhang verschlossenen Grenze versprach man sich günstige Mess-Bedingungen: ein besonders dunkler Nachthimmel und wenig Irritationen des Flugverkehrs durch das Laserteleskop.

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