Justiz
Von Rumänien aus organisierte er Raubzüge auf Solarparks - Bandenchef verurteilt

09.07.2017 | Stand 30.07.2023, 17:44 Uhr
−Foto: Foto: Panaye

Ein Bandenchef aus Rumänien wurde vor dem Regensburger Landgericht vorläufig verurteilt. Er und seine Komplizen stahlen Solarmodule im Wert von 200.000 Euro von Solarparks in Deutschland.

REGENSBURG Einem Bandenchef aus Rumänien wurde am Dienstag, 29. Juli,  der Prozess am Regensburger Landgericht gemacht. Gleich zu Beginn der Verhandlung legte der 42-jährige gelernte Elektriker ein Geständnis ab. Dabei gab er zu, von 2013 bis 2014 fünf Beutezüge nach Deutschland zusammen mit fünf weiteren Bandenmitgliedern organisiert und geplant zu haben. Dabei stahl die Bande Solarmodule im Wert von über 200.000 Euro in Straßkirchen bei Straubing und Gremsdorf bei Erlangen. Geschädigt wurde auch eine Firma aus Passau.

Über seine Rolle in der Bande gab der Angeklagte an, dass er zwei Kleinbusse für die Fahrt nach Deutschland und den Rücktransport der Solarmodule über Tschechien und Ungarn gestellt hatte. Außerdem trommelte er die Truppe zusammen und stattete sie mit dem nötigen Geld und Papieren für den Bandendiebstahl aus. Während der Beutezüge in Deutschland kundschaftete sein Cousin, „der zweite Mann in der Bande“, nach Aussage des Vorsitzenden Richters Georg Kimmerl, die Solarparks aus. Nachdem sie die Solarparks geplündert hatten, brachten sie das Diebesgut zurück zum Angeklagten, der diese dann verkaufte. Dabei zahlte er den Bandenmitgliedern pro Kopf zwischen 500 und 1.000 Euro für die geleisteten Dienste. Zum Vergleich: der Durchschnittlohn Ende 2013 betrug in Rumänien 394 Euro. Den Rest des Geldes teilte er zwischen sich und seinem Cousin auf.

Seine Frau litt an Krebs und er hatte Schulden

Im Einzelnen organisierte der Bandenchef drei Beutezüge zu einer Solaranlage einer Passauer Firma in Gremsdorf Ende 2013. Dabei stahl die Bande 490 Solarmodule im Wert von 114.660 Euro. Neben dem Solarpark plünderte die Bande Anfang 2014 eine weitere Solarananlage in Straßkirchen. Dabei ging die Bande nicht gerade zimperlich vor, als sie an der Zaunanlage des Parks einen Schaden in Höhe von 20.000 Euro verursachten. Da die Bande überrascht wurde, musste sie von den 226 abmontierten Modulen 44 zurücklassen. Wahrscheinlich gingen sie bei ihrem zweiten Streifzug deshalb noch gröber zur Sache. So rissen die Rumänen 252 Module aus den Verankerungen heraus und verursachten so einen weiteren Schaden von 25.000 Euro.

Bei diesem Streifzug wurden sie allerdings von der Polizei festgenommen und die 252 Module konnten sichergestellt werden. Auf Nachfrage des Richters, warum er die Taten begangen habe, erklärte der Angeklagte mit Hilfe seines Dolmetschers: „Meine Frau hatte Krebs am Hals und wir hatten große Schulden“, so der Mann. Und weiter: „Die Krankenversicherung hatte die Kosten der Behandlung in Höhe von 10.000 Euro nicht übernommen. So musste ich sie tragen.“ Er gab weiter an, dass er diesen Betrag nicht stemmen konnte mit seinen Läden, die importierte italienische Kleidung zum Verkauf anboten. Nachdem seine Komplizen festgenommen wurden, stellte er sich den rumänischen Sicherheitskräften und ging Anfang 2015 in Auslieferungshaft und im Anschluss in Untersuchungshaft in Deutschland.

Durch sein Geständnis und dadurch, dass er sich selber den Behörden gestellt hatte, forderte seine Verteidigerin ein Urteil unter strafmildernden Umständen. Allerdings ist der Bandenchef bereits in Frankreich 2012 wegen des Verkaufes von gestohlenen Waren vorverurteilt worden. Zudem hielt Richter Kimmerl fest, dass von dem Angeklagten eine hohe kriminelle Energie ausgehe, da er die Beutezüge professionell geplant und organisiert hatte. Deshalb lehnte er eine Strafe unter mildernden Umständen ab. Jedoch würdigte er das Geständnis, und dass sich der Rumäne gestellt hatte, mit einem vorläufigen Urteil in Höhe von vier Jahren und neun Monaten Haft.

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