Kommentar
Von einer Entgleisung zur anderen – lassen Sie es einfach, Herr Oster!

09.07.2017 | Stand 12.10.2023, 11:15 Uhr
−Foto: Foto: Bistum Passau

Ja, das mit der Nächstenliebe ist wahrlich nicht so einfach ...

REGENSBURG/PASSAU Nun sollte man meine, dass sich unsere hohen Kirchenmänner da immer besonders hervortun. Weit gefehlt. Der eine, Regensburgs Bischof Rudolf Voderholzer nämlich, der hält sich aktuell mit politischen Kommentaren etwas zurück, beschenkt Flüchtlingskinder mit Schoko-Nikoläusen und schmückt medienwirksam Weihnachtsbäume in der Erstaufnahmeeinrichtung in Regensburg. Der andere, Bischof Stefan Oster aus Passau, schwingt hingegen – mal wieder – die Moralkeule gegen alle Lesben und Schwulen dieser Erde.

In der Beilage "Christ & Welt" der Zeitung "Die Zeit" darf Oster seine ganzen Vorurteile gegen gleichgeschlechtlich lebende Paare zu Papier bringen. Homosexualität sei nicht angeboren, sagt Herr Oster. Dass dem so sei, meinte er, dafür gebe es keine gesicherte wissenschaftliche Erkenntnis. Blöd nur, dass es für Gott meines Wissens auch keine gesicherte wissenschaftliche Erkenntnis gibt. Homosexualität sei eine Orientierung, die sich "in der Regel" niemand aussuche, meint Oster weiter. Aber: Bischof Oster fragt auch, ob diese Neigung dann automatisch "gelebt werden darf".

Und dann sucht sich Oster noch die Themen Bisexualität und Pädophilie aus: "Ich will das auf keinen Fall alles als gleichwertig oder vergleichbar in einen Topf werfen, aber es gibt Menschen, die sich auch in diesen Orientierungen finden. Was sagt man denen?" Oster will nicht vergleichen – tut es aber nun doch. Und das auch noch auf eine Art und Weise, die sich eigentlich verbietet.

Für Bischof Oster gibt es auch nur zwei Möglichkeiten: "Sex nur in der Ehe oder gar kein Sex" – offenbar erinnert sich der eigentlich ganz sympathisch wirkende Oster nicht mal mehr an seine eigene Geschichte.

Manchmal würde man sich einfach ein bisschen mehr Nächstenliebe wünschen – in der Familie, in der Nachbarschaft, in der Kirche. Anstatt ständig die Moralkeule zu schwingen, wäre es doch sinnvoller, den Menschen so zu akzeptieren, wie er ist. Gott sei Dank gibt es viele Gemeindepfarrer, die hier Nächstenliebe nicht nur predigen, sondern im Alltag leben. Solche Menschen braucht die Kirche, Menschen, die versöhnen, anstatt ständig zu spalten!

Regensburg