Traditionsveranstaltung
Vom Heftpflaster bis hin zu Textilien gibt‘s alles auf dem Saumarkt

29.12.2017 | Stand 13.09.2023, 0:39 Uhr
−Foto: Foto: Holger Becker

Seit über 565 Jahren schon gibt es den Traditionsmarkt in Eggenfelden. Von seiner Faszination hat er bis heute nichts verloren. Am 8. Januar findet er wieder statt.

EGGENFELDEN Die Jahrmärkte mit ihrem umfangreichen Warenangebot sind einst für die Landbevölkerung die einzige Möglichkeit gewesen, sich mit wichtigen Dingen des täglichen Bedarfs einzudecken. Trotz des heutzutage riesigen Angebotes in Supermärkten und Fachgeschäften sind die traditionellen Märkte feste Punkte im Jahresablauf geblieben: Man kauft halt vieles doch immer wieder gern „auf dem Markt“ ein.

So auch am kommenden Montag, 8. Januar, wenn im Zentrum von Eggenfelden von 7 bis 18 Uhr wieder der beliebte „Saumarkt“ über die Bühne geht. Der Erhardi-Markt, besser als „Saumarkt“ bekannt, wird erstmals in einer Urkunde aus dem Jahre 1451 erwähnt. Schon damals wurde er in der Zeit um den Dreikönigstag abgehalten – noch als ein echter „Viehmarkt“: Diese Bezeichnung taucht im Jahr 1608 und später wieder im 18. Jahrhundert auf. Im Laufe der Jahre kamen jedoch immer mehr Fieranten, die Waren mitbrachten, die man sonst am Ort nicht kaufen konnte.

Eggenfelden hatte das Recht, Märkte abzuhalten, schon im 13. Jahrhundert erhalten. Der Erhardi-Markt gehörte wie die Johanni-, Ägidi- und Nikolai-Märkte zu den „privilegierten“ Märkten. Diese Sonderstellung bedeutete, dass Händler und Besucher für die Dauer des Marktes unter dem besonderen Schutz des regierenden Fürsten standen – die Glocken im Rathausturm verkündeten Beginn und Ende dieser „Marktfreiung“.

Der Nachteil: Standgebühren und Marktzölle mussten an den Fürsten bezahlt werden. Dies änderte sich beim Saumarkt erst 1562 unter der Herrschaft von Herzog Albrecht V., dem die Landstände das Zugeständnis abgerungen hatten, die aus Maut- und Pflasterzoll eingehenden Gulden in die eigene Markttasche stecken zu dürfen.

Die Eggenfeldener hatten zwischendrin auch mal Pech mit ihrem Saumarkt: Viehseuchen machten zu den Zeiten des Tierhandels mehrmals das Geschäft zunichte: 1584 war der Erhardi- Markt erstmals vorübergehend wegen „Infektion abgeschafft“; im Jahr darauf wurden Boten bis nach Passau und Deggendorf geschickt, um die Wiedereröffnung bekannt zu geben.

Um das Geschäft am „Erhardi-Viehmarkt“ zu beleben, ordnete der Rat schließlich 1781 an, dass „beim Hinaustreiben des Viehs zur Emporbringung dieses in Abschlaif gekommenen Marktes“ kein Pflasterzoll mehr erhoben werden durfte. Die Liebe der Rottaler zu den Pferden ist schon fast sprichwörtlich und ihre Leidenschaft für Pferderennen beinahe ebeso groß – Wettkämpfe wurden also auch an Erhardi ausgetragen. Ende des 17. Jahrhunderts schränkte der Landshuter Rennmeister derartige Veranstaltungen jedoch ein, und durch Mandate von 1763/66 wurden die Rennen endgültig verboten.

Eine mit Fachgeschäften und Großmärkten gut versorgte Stadt wie Eggenfelden bräuchte die Warenmärkte eigentlich nicht mehr; die Landbevölkerung fährt heutzutage auch nicht nur an den Markttagen zum Einkaufen in die Stadt. Vieh wird schon lange nicht mehr auf dem Saumarkt gehandelt, und für den Austausch von Neuigkeiten gibt’s in unserer Zeit schnellere Wege als das Weitererzählen. Die Märkte haben also eigentlich ihre große Bedeutung verloren. Trotzdem ist der traditionelle Erhardi-Markt ein fester Punkt im Eggenfeldener Jahresablauf geblieben.

Am kommenden Montag, 8. Januar, bieten bis zu 200 Fieranten zwischen 7 und 18 Uhr im Herzen der Stadt ihre Waren an: die Standlgassen ziehen sich von der Öttinger Straße über den Stadtplatz bis zum Fischbrunnenplatz hin – Textilien, Haushaltswaren, Spielsachen und Töpferwaren sowie Schmankerln, Rosswürscht, Geräuchertes gibt es an den Ständen, um nur einiges aus dem großen Warenangebot zu nennen.

Wo sonst, wenn nicht auf einem solchen Markt, könnte man außerdem Heftpflaster noch meterweise kaufen oder das „ultimative unentbehrliche Poliermittel“ für Auto, Garten, Haushalt...?

Rottal-Inn