Presseclub:
Vier herausragende MZ-Journalisten mit Preis ausgezeichnet

06.07.2017 | Stand 13.09.2023, 4:47 Uhr

Der Regensburger Presseclub hat am Freitagabend den Eberhard Woll-Preis verliehen. Der mit 1.500 Euro dotierte Preis zeichnet herausragende Beiträge aus, die in Ostbayerischen Medien erschienen sind und sich auf lokale Ereignisse bezogen haben. Heuer gewann ein Team der Regensburger Lokalredaktion der Mittelbayerischen Zeitung den Preis mit einer Serie zur Halbzeit-Bilanz des Regensburger Stadtrates.

REGENSBURG In der Tat: Journalisten, die viel mit Politikern zu tun haben, bemerkten, dass sich im Mai 2011 etwas getan hat. Plötzlich sprachen sie alle von Meinungsumfragen, von Prozentzahlen, von harten Daten. Das kennt man eigentlich nur nach Wahlen, wenn gute oder schlechte Ergebnisse bewertet werden. Doch diesmal war alles anders: Die Mittelbayerische war, und das ist auch nicht immer der Fall, über den Tag hinaus Gesprächsstoff unter Politikern. Und nicht nur da: Auch bei ihren Lesern kam das an, was ein Team von vier herausragenden Journalisten ausbaldowert hat.

Da ist zunächst Claudia Böcken, die mit dem Preis ausgezeichnet wurde. Die Journalistin begleitet seit Jahrzehnten die Regensburger Stadtpolitik. Sie gehört nicht zu den Journalisten jüngster Generation, die aus einer Kakophonie der Politiker, der Mächtigen und Mandatsträgern einen Beitrag mixt. Frau Böken ist eine Journalistin, die politische Ereignisse unabhängig, neutral, aber eben auch mit Standpunkt bewertet. Eine seltene Spezies ist das geworden. Man bräuchte wieder mehr davon in Zeiten, in denen Pressestellen besser besetzt sind als Redaktionen.

Thomas Rieke ist ein Journalist, der akribische Recherche der schnellen Story vorzieht. Seine detaillierten Anfragen sind legendär und bereits bis in die Wochenblatt-Redaktion vorgedrungen. Rieke bohrt nach, analysiert, bohrt tiefer – In einer Zeit, in der das Internet die eigentliche Information immer mehr wegzuspülen droht, sind es die handfesten, gut recherchierten Stücke, die bleiben werden.

Marianne Sperb ist eine Journalistin, die wie kaum eine andere von der profunden Architekturkritik bis zum heiklen Interview mit Steuerschuldnern die gesamte Bandbreite des Edelfeder-Journalismus abdeckt. Sie ist, und auch das ist in der heutigen Zeit eine Seltenheit, eine echte Marke. Auch wenn Verleger manchmal zu glauben scheinen, Journalisten sind, wie Maschinen, beliebig austauschbar, so sind es doch genau diese Marken, die durch ihre Schreibe, ihre Kontakte, ihre Herangehensweise viel mehr für das Gelingen des Gesamtkunstwerks Zeitung beitragen, als man in monetären Dimensionen ausdrücken kann.

Zuletzt ist natürlich auch Josef Pöllmann für diese Serie ausgezeichnet worden. Er ist Redaktionsleiter der Stadtredaktion bei der Mittelbayerischen. Besonders auffällig an ihm ist seine ruhige und ausgeglichene Art. Pöllmann ist ein sehr junger Redaktionsleiter, der aber den Lokalteil der Mittelbayerischen zu einer Arena der öffentlichen Debatte weiter entwickelt hat, der jeder Tageszeitung gut zu Gesicht steht. Jenseits des polternden boulevardesken Gekreisches, das in den Medien nicht zuletzt durch die Messbarkeit mit Klicks und Quoten im Internet immer mehr auf dem Vormarsch ist, hat sich der Mittelbayerische Verlag einen Journalisten an die Spitze der wohl wichtigsten Redaktionsabteilung einer Lokalzeitung gesetzt, der durch Bedacht, durch Hintergründigkeit und durch Seriosität hervor sticht. Pöllmann bedankte sich bei seiner Ansprache bei der Preisverleihung am Freitag bei seinem Verlag: „Es ist nicht selbstverständlich bei Verlagen in Deutschland, dass man mit einer Idee kommt und die Freiheit erhält, sie umzusetzen.“

Genau dies ist aber bei der MZ im Mai 2011 geschehen. In Zusammenarbeit mit einem Marktforschungsinstitut und mit Prof. Edgard Feichnter von der Hochschule Regensburg befragte die MZ Regensburger Bürger, was ihnen stadtpolitisch wichtig ist. Die MZ und die vier ausgezeichneten Autoren machten daraus eine spannende Serie, die Politik anders aufbereitete, als es der Bewertungs- und Kommentar-Journalismus kann: Anhand profunder Ergebnisse erläuterte die MZ, was in Regensburg wichtig ist.

Auch mahnende Worte gab es, etwa in der Laudatio, die der Landtagsabgeordnete Philipp Graf von und zu Lerchenfeld auf die vier Preisträger hielt: „Wahre, neutrale, unvoreingenommene und ausgewogene Berichterstattung sind bei regionalen Zeitungen auch deshalb besonders bedeutend, weil sie häufig in einem Markt erscheinen, in dem diese Zeitungen ein Monopol haben“, so der Landtagsabgeordnete. Dies ist auch als Mahnung an die MZ zu verstehen, dieses Meinungsmonopol nicht auszureizen, eine Kröte auch mal vom Bus überfahren und auch andere Medien neben sich bestehen zu lassen.

Mit herausragenden Journalisten wie Böken, Sperb, Rieke und Pöllmann kann dabei allerdings auch nicht wirklich viel schief gehen … 

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