Premiere in Passau
Very british, diese Lehár-Aufführung!

08.02.2018 | Stand 20.07.2023, 19:06 Uhr
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Bravo-Rufe für spritzige Premiere des „Graf von Luxemburg“ in Passau

PASSAU Es passt zur aktuellen Jahreszeit, dass die Operette DerGraf von Luxemburg von Franz Lehár durch ein Karnevalstreiben eröffnet wird. Mit dieser Introduktionsnummer wurde der von Eleni Papakyriakou einstudierte Chor des Landestheaters Niederbayern bei der Premiere am vergangenen Samstag im Fürstbischöflichen Opernhaus in Passau zugleich musikalisch und darstellerisch hervorragend in Szene gesetzt: Die Ensemblemitglieder des Chors mischten sich als illustre Karnevalsgesellschaft unters Publikum und eröffneten so die Vorstellung.

Chorpassagen spielen in dieser Operette Lehárs ohnehin eine bedeutende Rolle, welche im weiteren Verlauf der Aufführung vom Opernchor aufs Vorzüglichste ausgefüllt wurde. Zur Ausführung kam nämlich nicht die Ur-Version der Operette von 1909, sondern die vom Komponisten auch musikalisch überarbeitete, zweite Fassung, welche 1937 in Berlin erstmals dem Publikum vorgestellt wurde.

Mit der nun aktuell gespielten 2018er Inszenierung dieses Werks gelang dem Landestheater unter der Regie von Stephen Medcalff wieder einmal ein Husarenstück, welches vom Premierenpublikum auch begeistert aufgenommen wurde.

Bühne und Kostüme wurden von Cordelia Chisholm entwickelt. Das gegenständliche Bühnenbild löste in verblüffender Weise die räumlichen Grenzen des vorhandenen Bühnenraums auf. Dies geschah durch die geschickte Formatierung und Anordnung der Requisiten welche optische Tiefe suggerierte.

Die Handlung war in den Dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts angesiedelt. Dramaturgie und Choreographie der aktuellen Inszenierung wurden von Swantje Schmidt-Bundschuh und Susanne Prasch ausgearbeitet.

In Zentrum der Handlung steht Rene, der verschwenderische Graf von Luxemburg. Der Adlige hat sich unters Volk gemischt, sein Geld verjubelt und Lirilari und Larifari zu seinem Lebensmotto gemacht. Und, wie in der Operette üblich, gibt es am Schluss ein Happy End bei dem jeder, mehr oder weniger freiwillig, sein Glück findet.

Um adelig zu werden, muss die Sängerin Angèle den Grafen heiraten, seinen Titel annehmen und sich wieder von ihm trennen, um dann als geadelte Fürstin den alternden schottischen Prinzen Teddy Edward heiraten zu können.

Viele Pointen mit Aktualitätsbezug schmücken das Stück aus: Seitenhiebe auf Prinz Charles und seine Camilla, den Brexit oder die steuerlichen Gestaltungsspielräume im Staate Luxemburg etwa.

Wenn auch der Graf von Luxemburg heute nicht so populär ist wie andere Operetten Lehárs (z.B. Die lustige Witwe), verzaubert die eingängige und farbenprächtige Musik dennoch die Zuhörer. Während der zahlreich eingestreuten Duette dominieren Polka und Walzermelodien, die von der Niederbayerischen Philharmonie unter der Leitung von Margherita Colombo erfrischend und mitreißend interpretiert wurden.

Im Grafen von Luxemburg sind die Partien für die Sängerinnen und Sänger höchst anspruchsvoll angelegt. Die Gesangsrollen wurden diesem Anspruch entsprechend von den Ensemblemitgliedern des Landestheaters musikalisch sowie auch schauspielerisch in hervorragender Weise umgesetzt.

Im Zentrum der Handlung standen die beiden Hauptpersonen des Stücks, Angèle und René, dargestellt von Maria Pitsch und Jeffrey Nardone – großes Bravo! Nicht weniger beeindruckend, als jugendliches Traumpaar Juliette und Armand, Emily Fultz und Mark Watson Williams, sowie Tenor Peter Tilch als Prinz Teddy Edward. Ein kurzer, aber dennoch äußerst mitreißender Auftritt im letzen Akt war Mandie de Villiers als Clarissa von Cornwall beschieden. Als britischstes nichtbritisches Trio ever agierten mit großem komödiantischem Geschick Michael Kohlhäufl, Kyung Chun Kim und Oscar Imhoff sowie, in einer Sprechrolle, Armin Saller als schusseliger Hotelmanager.

Für die äußerst gelungene und kurzweilige Aufführung gab es dann auch reichlich Szenenapplaus, verdiente Bravorufe und tosenden Schlussapplaus vom Passauer Premierenpublikum. Weitere Vorstellungen in Passau:24./25. Februar, 24./25. März, 6./7. April, 2./03./08./16. Juni. Mehr: www.landestheater-niederbayern.de

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