Prozess wurde ausgesetzt:
Verteidiger sucht Zeugin unter Liebesdamen

05.07.2017 | Stand 27.07.2023, 11:00 Uhr

Ein unbeschriebenes Blatt ist Isuf S. (25) aus der nördlichen Oberpfalz beileibe nicht. Dies zeigt allein schon seine letzte Aburteilung durch das Jugendschöffengericht Regensburg aus dem Jahr 2005, das seine Unterbringung und anschließende Anschlussvollstreckung einer längeren Haftstrafe anordnete. Zudem wurde bei ihm im April 2008 die Führungsaufsicht, sowie im Dezember des gleichen Jahres angeordnet, dass er seinen Wohn- und Aufenthaltsort nicht verlassen darf.

LANDKREIS SCHWANDORF Trotz dieser Auflagen soll er im Februar 2010 in drei Schleckermarkt-Filialen in Regensburg eingestiegen sein, um sich mit verwertbaren Drogerieartikel und Zigaretten einzudecken. Auf rund 8.000 Euro summiert sich laut Staatsanwaltschaft seine diesbezügliche Beute. Außerdem soll er einen Tresor mit 1.704,21 Euro Bargeld mitgenommen haben. Auf seine Spur kamen die Ermittler durch die belastende Aussage seines Komplizen Iziam S. (31) aus Regensburg, der mit ihm zusammen auf der Anklagebank des Schöffengerichts Regensburg sitzt. Dieser war beim letzten Coup geschnappt worden, als er Schmiere stand und hat die Tatbeteiligung gestanden. Der eigentliche Einbrecher war damals vor Eintreffen der Polizei geflüchtet.

Doch Isuf – der auch noch über drei Aliasnamen verfügt – bestreitet jegliche Tatbeteiligung. Vor Richter Norbert Brem ließ er über seinen Verteidiger Peter Weitzdörfer erklären, dass es sich hier um einen Komplott gegen ihn handle. Die wahren Einbrecher würden ihm die Straftaten in die Schuhe schieben. Dies habe ihn der Taxifahrer erzählt, der die wahren Täter chauffiert habe. Er selbst habe für die jeweiligen Tatzeiten ein Alibi.

Da ist zum einen ein Bekannter, mit dem er zur Zeit des ersten Einbruchs in Regensburg „durch die Straßen gezogen“ sein will. Nur: Er kennt nur Vornamen und Handynummer, die sich auch in der Liste der Telefonüberwachung findet. Über diese Telefonnummer – so Verteidiger Weitzdörfer – müsse der Zeuge zu ermitteln sein. 

Die Nacht, in der der zweite Einbruch stattfand, will Isuf in einem Hotel in München verbracht haben. Allerdings unter falschen Namen und Vorlage eines ihm nicht gehörenden Ausweises. Bezeugen könne dies eine Prostituierte aus München, von der er allerdings weder Namen noch Arbeitsplatz kenne. Den Hinweis von Richter Brem, dass eine Anmeldung unter falschem Namen wohl kein Beweis dafür sei, dass er es war, der im Hotel eincheckte, konterte er mit „Aber die Dame hat ihren echten Pass bei der Anmeldung vorgelegt“. Nun will sein Verteidiger die Liebesdamen im Münchner Rotlichtmilieu abklappern, um sie aufzutreiben „auch wenn das sonst nicht so meine Gewohnheit ist“, wie Weitzdörfer versicherte.

Derweil bleibt der Angeklagte weiter in Untersuchungshaft. Anfang November wartet in Crailsheim ein weiteres Strafverfahren – ebenfalls wegen Einbruchdiebstahls – auf ihn. Die Regensburger Richter haben das Verfahren bis Ende November ausgesetzt und Nachermittlungen angeordet.

Schwandorf