Viereinhalb Jahre für Betrüger Detlev O.
Umzugskunden blieben auf dem gepackten Hausrat sitzen

06.07.2017 | Stand 27.07.2023, 1:36 Uhr

Mit günstigen Angeboten köderte der 44-jährige Detlev O. mit seinem Umzugsunternehmen in Schwaig zahlreiche Kunden. Viele blieben allerdings auf ihrem gepackten Hausrat sitzen, nachdem sie eine Anzahlung gemacht hatten, warteten vergeblich auf den Möbelwagen.

SCHWAIG / LANDSHUT Wegen gewerbsmäßigen Betrugs verurteilte jetzt die 5. Strafkammer des Landshuter Landgerichts den Ex-Unternehmer zu einer Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren.

Der gelernte Verkäufer betrieb seit 1994 einen Kurierdienst, ehe er 2006 auf Umzüge umsattelte. Der Start war allerdings schon kurios: Das „Unternehmen” verfügte lediglich über einen Kleinlaster, der Firmenchef selbst hatte keinen Führerschein dafür. Und auch das Personal war mit dem Sohn und einem Helfer begrenzt, so dass größere Aufträge, die mit Billig-Angeboten an Land gezogen wurden, an andere Firmen weitergegeben wurden. 

Kein Wunder, dass es alsbald in den Graben ging und sich insbesondere ab 2009 die Gerichtsvollzieher die Klinke in die Hand gaben und allein im ersten Halbjahr mit 70 Vollstreckungsaufträgen vor der Tür standen. Auf insgesamt 350 000 Euro türmte sich der Schuldenberg bis zum Insolvenzverfahren auf. 

 Aber nach dem Motto „Nur der Not keinen Schwung lassen” expandierte der 44-Jährige. Allerdings in betrügerischer Weise, wie ihm die Anklage vorwarf: Sie mietete er im Juli 2009 in Schwaig eine Lagerhalle und Stellplätze für über 5000 Euro monatlich an  - ohne in der Folgezeit bis zum August 2010 einen Euro zu bezahlen. Den Grundstückseigentümern entstand dadurch ein Schaden von rund 60 000 Euro. Auch die hinterlegte vermeintliche Bankbürgschaft in Höhe von 15 000 Euro war wertlos: Das Dokument hatte Detlev O. eigenhändig gefälscht.

Ab September 2009 praktizierte der 44-Jährige dann seine betrügerische „Geschäftsidee”: Er nahm Aufträge für Umzüge an und schloss entsprechende Verträge ab, mit denen er sich Vorauszahlungen sicherte. Fünf Umzugskunden blieben aber auf dem gepackten Hausrat sitzen. Bei Reklamationen schreckte Detlev O. nicht davor zurück, den Auftraggebern mitzuteilen, dass ihre Vorauszahlung nicht eingegangen sei. Aber auch als sie Geld „nachschossen”, blieben die Möbelpacker aus. Insgesamt über 13 000 Euro ergaunerte sich Detlev O. auf diese Weise.

Ab Juni 2010 war der Unternehmer dann offensichtlich auf der Flucht von seinen Gläubigern, hielt sich teilweise in österreichischen Pensionen  und zuletzt wieder in der Erdinger Gegend auf, wo er sich u.a. sogar im Hotel „Kastanienhof” in Erding einmietete. Er „verabschiedete” sich jeweils, ohne die Rechnungen zu bezahlen, die sich zusammen auf rund 3000 Euro beliefen.

Vor der 5. Strafkammer des Landgerichts legte der Ex-Unternehmer wenig Schuldeinsicht an den Tag. Die Umsätze des Umzugsdienstes, so beteuerte er, hätten in den ersten Jahren gestimmt, im fünfstelligen Bereich gelegen. 2009 allerdings seien sie dann zurückgegangen. Dem habe er dann mit dem „Neuanfang” zusammen mit seinem Sohn entgegenwirken wollen. Seine damalige Lebensgefährtin habe ihm finanzielle Unterstützung versprochen, vor allem sollte sie die Kaution für das angemietete Betriebsgelände in Schwaig übernehmen.

Die Vermieter, so ließ er anklingen, hätten irgendwie selbst Schuld an ihren Verlusten. Schließlich hätten sie über den Makler eine Bonitätsauskunft eingeholt, die schlecht ausgefallen sei. Trotzdem hätten sie den Mietvertrag unterschrieben und seien dann, was die Mietrückstände angegangen sei, über Monate hinweg äußert „kulant” gewesen.

Er habe sich dann auch keinesfalls nach Österreich abgesetzt, sondern nur seine Lebensgefährtin besucht, die allerdings die versprochene finanzielle Unterstützung („Sie wollte die Kaution übernehmen”) nicht gewährt und ihm vielmehr den Laufpass gegeben habe. „Ich habe nicht geglaubt, dass alles zusammenbricht”, so der 44-Jährige. Ursächlich für den Niedergang sei auch gewesen, dass sich die geschäftlichen Probleme auf sein Gemüt geschlagen hätten: „Ich leide seitdem an Depressionen, hatte sogar Selbstmordabsichten. Aber das konnte ich meinem Hund, meinem letzten treuen Gefährten, nicht antun.”

Mehr als 20 Zeugen marschierten vor der 5. Strafkammer auf, ehe die nach vier Verhandlungstagen das Urteil verkündete. In das verhängte Strafmaß von viereinhalb Jahren für die insgesamt zehn Fälle des Betrugs und die Urkundenfälschung war eine Vorstrafe von acht Monaten eingezogen, zu der der 44-Jährige 2009 wegen Urkundenfälschung und Betrugs verurteilt worden war. Sein Strafregister enthielt außerdem weitere drei Eintragungen wegen Betrugs. 

Die Kammer war unter dem Antrag der Staatsanwältin geblieben, die fünf Jahre beantragt hatte. Die Verteidigerin hatte eine wesentlich geringere Freiheitsstrafe beantragt und dies damit begründet, dass beim Hauptvorwurf, der Anmietung des Geländes in Schwaig, ihrem Mandanten kein Vorwurf zu machen sei: Trotz der schlechten Bonitätsauskunft seien die Vermieter das Risiko eingegangen. 

Erding