Diskussion:
Tunnel? Bierbike? Altstadt-Golfen? Drei ältere Herren wollen das Welterbe retten

06.07.2017 | Stand 13.09.2023, 5:20 Uhr
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Tunnel? Bierbike? Altstadt-Golfen? Alles Teufelszeug. Da wäre doch eine Papst-Statue am Domplatz ein ganz anderes Kaliber, welterbewürdig sozusagen. Was drei ausgewiesene Fachleute über den Zustand des Juwels Regensburg zu sagen hatten, sprach Bände.

REGENSBURG Altersweise, dabei aber ein wenig verknöchert wirkten sie schon, die Herren auf dem Podium, die teils sehr emotional zum Thema Welterbe Regensburg diskutierten: Regensburgs CSU-Chef Armin Gugau hatte geladen in ehrwürdige Umgebung, kein Wunder, mit Monsignore Dr. Paul Mai, dem Chefarchivar des Bistums, Dr. Werner Chrobak, seines Zeichens Heimatpfleger, und Dr. Martin Dallmeier, dem fürstlichen Hofhistoriker und Vorsitzenden des Heimatvereins, sind Sinnbilder „des richtig Konservativen – erhaltend nämlich“, wie es Chrobak ausdrückte. Bei allem Altherrengrant („was soll ein Altstadt-Golfturnier?“ – „was soll eine Eislaufbahn in der Altstadt?“ – „was soll dieses Bierbike?“) – die Forderungen der drei Herren hatten es teilweise in sich.

Die Debatte um die Ersatztrasse zur Steinernen beispielsweise entpuppt sich immer mehr als Luftgespinst. Selbst die Stadt glaubt nicht mehr ernsthaft dran, dass die UNESCO es zulässt, dass Regensburg quer über die Donau eine Brücke für Busse schlagen wird. Verwundert rieb man sich die Augen, als sowohl Dallmeier als auch Chrobak einen Vorschlag der Freien Wähler aufgriffen: „Regensburg schwimmt doch in Geld. Da ist das Argument, das man gegen einen Tunnel als Ersatz für die Steinerne ins Feld führte, doch schon ausgehebelt“, sagte der Heimatpfleger. Und Historiker Dallmeier pflichtete ihm bei – auch, weil das Vertrauen in die Stadtspitze und die Stadtverwaltung in den letzten Jahren arg strapaziert worden sei. „Es glaubt doch keiner, dass nur Busse und Fußgänger über eine solche Brücke dürfen – bald schon würde sie für Anwohner freigegeben“, so Dallmeier. Man stelle sich vor, am Schopperplatz fahren auf Höhe des ersten Stocks Busse am Schlafzimmerfenster vorbei, vom Schaden in der Holzlände ganz zu schweigen. Chrobak verurteilte die ständigen Attacken auf den obersten Denkmalhüter Dr. Egon Greipl, der „immerhin Chef einer obersten Landesbehörde ist.“

Ungemütlich wurde Monsignore Mai mit den Teilen der CSU, die dem Oberbürgermeister, nicht aber der Parteispitze folgen. „Es gibt ja einige CSU-Mitglieder im Stadtrat, die sind nicht mal mehr in der Kirche“, schimpfte Mai. Es sei würdelos, „wenn ein Stift wie die Alte Kapelle St. Kassian saniert und die Stadt mit einer Satzung abkassiert, weil Gerüste am Bürgersteig stehen“, so Mai. Dabei tun doch evangelische und katholische Kirche gleichermaßen viel für den Erhalt historischer Substanz in der Altstadt; „wohl mit Steuergeldern, nicht aber mit Subventionen“, so der Monsignore.

Demgegenüber findet es der Monsignore würdelos, dass in Regensburg, wo Joseph Ratzinger als Professor gewirkt habe, „keine Plastik, kein Denkmal an den Papst erinnert.“ Dafür solle die Stadt im Umfeld des Domes doch Platz zur Verüfgung stellen. „Ich bin schon froh, dass der König Ludwig wieder an seinem angestammten Platz steht“, so der Geistliche.

Interessant war dann indes, und die älteren Herren auf dem Podium überraschten damit auch ein wenig, dass Denkmalschutz und Welterbe-Hüten nicht immer nur bedeutet, auf Altes zu bestehen, Neues aber nicht zuzulassen. Wobei es schon viele Sünden in Regensburg gegeben habe, oder andere, die gerade noch verhindert wurden: „Da sollte ein Kultur- und Kongresszentrum im Schlosspark entstehen, ein Sportartikel-Kaufhaus in die Schnupftabakfabrik einziehen und noch vieles mehr“, so Chrobak. Anderes aber wie bei der Aushöhlung des Goliathhauses, von dem nur noch die Fassade original sei, das Innere aber de Facto für ein Kaufhaus zerstört, da habe der Denkmalschutz und das Engagement der berufsmäßigen Bedenkenträger nichts mehr ausrichten können.

Dennoch sehen beide, Chrobak und Dallmeier, eine große Chance in einem Neubau: Dem des Museums der bayerischen Geschichte nämlich. Der soll spektakulär, modern, architektonisch ansprechend, ja geradezu anziehend werden. „Das müssen wir schaffen, dass die Leute nicht nur wegen des Inhalts des Museums kommen, sondern wegen dem Bau – dann kann Regensburg beweisen, dass Neues und Altes miteinander wunderbar funktionerien“, schwärmte Dallmeier. 

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