Ulrich Weber bleibt gelassen
Trotz Jahn-Talfahrt: Präsident ist die Ruhe selbst

07.07.2017 | Stand 13.09.2023, 1:17 Uhr
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Der Jahn ist auf Tabellenplatz 17 abgestürzt. Eigentlich müssten daher bei Präsident Ulrich Weber (im Bild rechts mit Trainer Thomas Stratos und Sportchef Christian Keller) sämtliche Alarmglocken läuten. Doch er gibt sich erstaunlich gelassen.

REGENSBURG Da war es nur noch ein Punkt. So gering ist nach der 0:2-Niederlage in Leipzig der Abstand des SSV Jahn zu den Abstiegsrängen der 3. Liga. Vor dem Heimspiel am Samstag (14 Uhr) gegen Rot-Weiß Erfurt machen daher schaurige Regionalliga-Phantasien die Runde bei vielen Anhängern des Traditionsvereins. Bei dessen Führung allerdings ganz und gar nicht.

„Einen Abstieg ziehen wir nicht ins Kalkül. Dafür ist die Mannschaft zu stark, auch außerhalb des Platzes“, sagt Präsident Ulrich Weber voller Überzeugung und schwärmt vom „integren Charakter“ des aktuellen sportlichen Personals. Was für ihn und seine Präsidiumskollegen zu tun ist, beschreibt er so: „Wir sollten Trainer und Mannschaft weiter in Ruhe arbeiten lassen. Das Team wird uns das danken und zeitnah die nötigen Punkte einfahren. Ich jedenfalls freue mich auf das Spiel gegen Erfurt!“

Weber weiß, dass er sich mit solchen Aussagen auf Augenhöhe mit dem Phrasenschwein vom „Doppelpass“-Fußballstammtisch bewegt. Daher zieht er den Vergleich zur Vorsaison heran, um zu verdeutlichen, dass er wirklich von seinen Statements überzeugt ist:

Im letzten Jahr, so der Präsident, habe es in jeder Phase deutliche Kritikpunkte an der Arbeit der sportlichen Führung gegeben; also sowohl unter Oscar Corrochano, als auch unter Franz Gerber, als auch unter Franz Smuda. „Wir sehen doch täglich, wie jetzt gearbeitet wird. Das ist in Sachen Qualität und Intensität überhaupt nicht mit der vergangenen Saison zu vergleichen.“

Im Klartext heißt das: Trainer Thomas Stratos steht trotz Tabellenplatz 17 nicht ansatzweise zur Debatte. Die positive Ausstrahlung, die klare Ansprache und die – in Teilen ja tatsächlich ansehnlich umgesetzte – Spielphilosophie des Coaches kommen gut an, und das nicht nur bei der Vereinsführung. Auch über Sportchef Christian Keller sagt Weber: „Wir sind mit seiner Verpflichtung nach wie vor sehr glücklich.“

Seine eigene Rolle bewertet der Präsident ebenfalls entspannt. So entspannt, dass er es bislang nicht für nötig befunden hat, sich detaillierter über den Fall des geschassten Marketingleiters Volker Greuel auszulassen. In der öffentlichen Wahrnehmung ist hier der Jahn – und somit seine Führung – nicht ganz bei Trost; weil bei Greuel zwischen Vertragsverlängerung und Kündigung gerade einmal vier Monate lagen.

Zum Wochenblatt sagt Weber jetzt: „Den Vertrag mit Greuel hat jemand verlängert, der heute nicht mehr in der Verantwortung steht.“ Ex-Sportchef Franz Gerber soll dafür zuständig gewesen sein, obwohl sich das Präsidium ausdrücklich dagegen ausgesprochen habe. „Als Geschäftsführer konnte er so etwas tun. Ob er es auch durfte, ist eine andere Frage“, kommentiert Weber diesen angeblichen Alleingang Gerbers.

Dies werde demnächst alles „sachlich abgehandelt, in kollegialem Ton“, kündigt der Präsident an: „Ich habe Franz Gerber neulich getroffen – da gibt es kein böses Blut.“ Webers Ruhe spannt sich also über alle Baustellen des Vereins. Ob sie trügerisch oder berechtigt ist, wird sich zeigen.

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