Jugendliche auf Kräuterwanderung
Statt Drogen Kräuter

04.07.2017 | Stand 27.07.2023, 9:39 Uhr

Drogenabhängige im Bezirksklinikum entdecken neue Werte

PLATTLING Im Rahmen eines erlebnispädagogischen Tages erlebten die jungen Patienten der Station B12 des Bezirksklinikums Mainkofen eine „mystische“ Reise in die wundersame und heilende Welt der Kräuter. Geführt und gestaltet wurde die Kräuterwanderung von Josef Stadler, der sein Wissen und seine Erfahrungen über Kräuter sowie deren köstliche Zubereitung auf allen fünf Sinnesebenen näher brachte. Die Jugendlichen hatten an diesem Tag die Möglichkeit, mit Bedacht, Achtsamkeit und viel Bewegungsspielraum in diese Thematik einzutauchen. Sie spürten dabei die Lust am Selbstgeschaffenen, legten die gewohnte Passivität ab und kamen mit ihrer kreativen und gestalterischen Seite in Berührung. Fernab vom Drogenrausch und den fatalen Folgen des Drogenkonsums begannen die Jugendlichen, die Schönheiten der Natur gemeinsam zu entdecken. So manche Frucht am Waldesrand war einigen völlig fremd. Begeistert sammelten sie unter der fachlichen Anleitung die Köstlichkeiten, die man auf Wiesen und in Wäldern fand, um fertigten daraus ein schmackhaftes 5-Gänge Menü. Das gemeinsame Zubereiten der Speisen wurden verloren geglaubte Werte aktiviert, wie beispielsweise Hilfsbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein, Selbstdisziplin oder Achtung der Person und Natur. Voller Neugier und Experimentierfreudigkeit kreierten die Jugendlichen ihr Mittagessen und schlemmten mit Genuss und Freude das Geschaffene. In geselliger Runde sprachen die Jugendlichen auch über ihr Leben, das es nicht immer gut mit ihnen gemeint hat. Sie diskutierten über Schicksalsschläge oder Beziehungslosigkeit, durch die ihre Welt oft kalt und grau erscheint. Ihre Erfahrung, dass Drogen ein geeignetes Mittel sind um Abstand zu nehmen und die Flucht in eine Scheinwelt ermöglichen, lässt deren Macht sogleich erahnen. Beziehungsarbeit und in Kontakt bleiben, Interesse zeigen für die Ängste und Nöte von Heranwachsenden, sollte die Gegenantwort auf Drogen sein. Ressourcenorientiertes Arbeiten gibt den Jugendlichen ein Gespür für ihre Stärken und nie beachtete oder drogenbedingt verloren gegangene Fähigkeiten. Die Freude, gemeinsam etwas zu bewirken und dabei unbeschwert den Tag zu genießen, geben ihnen eine Vorahnung darauf, wie es sein kann, wenn man den Weg aus der Drogenhölle schafft.

Deggendorf