Umfrage offenbart gefährliche Wissenslücken
Starkregen – die unterschätzte Gefahr

17.06.2019 | Stand 13.09.2023, 3:02 Uhr
Alexander Schmid
−Foto: Foto: Schmid (

Hochwasser kann fast alle Menschen in Bayern treffen. Doch viele Bayern fühlen sich davon nicht bedroht. Das ist ein Ergebnis der repräsentativen Umfrage „Hochwasserschutz in Bayern“. Befragt wurden im Auftrag der Initiative Hochwasser.Info.Bayern insgesamt 1.400 Personen im Freistaat. Ein Ergebnis ist für Constantin Sadgorski, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Landshut, besonders beunruhigend: „Obwohl sich ein Drittel der Bayern als gut informiert in Sachen Hochwasserschutz bezeichnet, wissen lediglich 13 Prozent, dass Starkregen fast jeden treffen kann.“

LANDSHUT Auch in Niederbayern sind sich nur 18 Prozent der Befragten dieser Gefahr bewusst. Dabei geben 79 Prozent der Befragten, die persönliche Schäden durch Hochwasser erlitten haben, an, dass Starkregen die Ursache dafür war. Auch in Niederbayern wurden die meisten Schäden durch Überflutungen nach Starkregen ausgelöst. Flusshochwasser hingegen war nur in 21 Prozent der Schadensfälle die Ursache. „Von Starkregen können nicht nur die Anwohner in der Nähe von Gewässern betroffen sein, sondern fast alle Menschen in Bayern“, so Sadgorski.

Jeder vierte der befragten Bürger in Niederbayern hat schon Schäden durch eine Überflutung erlitten, vor allem durch das Pfingsthochwasser 1999, die Jahrhundertflut 2013 und aufgrund von Sturzfluten in den Jahren 2016 bis 2018. Kein Wunder, dass für 60 Prozent der Befragten in Niederbayern Hochwasserschutz ein wichtiges Thema ist – landesweit sind es dagegen nur 46 Prozent.

„Eine hundertprozentige Sicherheit vor Überflutungen gibt es nicht, trotz des Ausbaus von technischen Hochwasserschutzmaßnahmen“, betont Sadgorski. „Die Schäden durch Überflutung zu reduzieren ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Jeder kann und sollte einen Teil dazu beitragen. Wirksamer Hochwasserschutz beginnt bei der Eigenvorsorge.“ Diese Aussage teilen allerdings nur 29 Prozent der Befragten. Immerhin wissen 44 Prozent der mehrfach von Hochwasser Betroffenen, das sie durch ihr eigenes Handeln Hochwasserschäden reduzieren können.

Sich mit der Hochwasservorsorge zu beschäftigen finden immerhin 42 Prozent der Bayern wichtig. In Niederbayern sind sogar 49 Prozent dieser Meinung, damit liegen sie im bayernweiten Vergleich an erster Stelle. „Ich rate jedem, sich darüber zu informieren, wie man sich selbst vor Hochwasser schützen kann. Schon kleine bauliche Maßnahmen am Haus können Folgeschäden stark reduzieren“, so Sadgorski. Wer von Hochwasser betroffen war, weiß das: 79 Prozent dieser Personen haben nach dem Hochwasser Schutzmaßnahmen umgesetzt. Hierzu zählen zum Beispiel das Abdichten des Kellers, der Einbau von Pumpen oder das Vorhalten von Sandsäcken.

Nur drei von zehn Befragten in Bayern sind davon überzeugt, dass sie durch ihr eigenes Handeln die persönlichen Schäden durch Überflutungen reduzieren können. Dabei drängt die Zeit. Das ist den Bürgerinnen und Bürgern durchaus bewusst: bayernweit glauben 73 Prozent, dass der Klimawandel das Risiko von Hochwasser erhöht.

Ein Feuerwehrauto kämpft sich nach einem Starkregenguss in Landshut durch die braunen Fluten. −Foto: Schmid

Das Verhalten der Bürgerinnen und Bürger im Hochwasserfall wäre teilweise sehr riskant. Die Mehrheit der Bayern würde sich im Falle einer Überflutung in Lebensgefahr begeben, um ihr Hab und Gut aus dem Keller oder der Tiefgarage zu retten. „Das ist fatal, denn sobald das Wasser auch nur ein paar Zentimeter steigt, kann es sein, dass sich die Türen nicht mehr gegen den Wasserdruck öffnen lassen“, warnt Sadgorski.

„Wer sich entsprechend versichert, kann sich während eines Hochwassers um sich selbst kümmern und muss sich zumindest um die finanziellen Folgen weniger Sorgen machen“, so Sadgorski. Rund die Hälfte der Bayern glaubt, ihre Hausrat- oder Wohngebäudeversicherung versichere sie gegen Schäden durch Überflutungen. Den zusätzlichen Baustein einer Elementarschadenversicherung, der als einziger bei Hochwasser versichert, haben aber nur zirka 40 Prozent der Bayern. „Hier ist noch Luft nach oben!“

Landshut