Ausstellungsjahr 2019
Spurensuche und zwei Frauen, die Kunstgeschichte schrieben im Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg

03.12.2018 | Stand 31.07.2023, 18:41 Uhr
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Ein vielschichtiges Programm erwartet die Besucherinnen und Besucher des Kunstforums Ostdeutsche Galerie Regensburg im kommenden Jahr. Drei Kabinettausstellungen bieten zwischen März und September die Gelegenheit, die faszinierenden Entstehungshintergründe ausgewählter Werke aus dem Bestand des Museums zu erkunden. Eines davon ist die großformatige Arbeit „Deutschland wird deutscher“ von Katharina Sieverding, die durch ihre interdisziplinäre mediale Kunstpraxis zur Erweiterung des Kunstbegriffs beigetragen hat. Im Oktober eröffnet das Museum die Highlight-Ausstellung des Jahres, die ebenfalls einer bemerkenswerten Künstlerin gewidmet ist: „Zwischen Freiheit und Moderne. Die Bildhauerin Renée Sintenis“.

REGENSBURG Im Mittelpunkt der ersten beiden Kabinettausstellungen steht jeweils ein Prunkstück der Sammlung. Das durch seine spektakuläre Wiederentdeckung bekannt gewordene Gemälde „Frühlingsmorgen im Lauterbrunner Tal“ (1827) von Ludwig Richter hat eine beeindruckende Entstehungsgeschichte. Kürzlich aufgefundene Unterzeichnungen deuten darauf hin, dass der Landschaftsmaler Richter sich für die Gestaltung der Figuren Anregungen von seinem Künstlerfreund Julius Schnorr von Carolsfeld holte.

Die zweite Präsentation stellt die großformatige Fotografie „Deutschland wird deutscher“ (1992) von Katharina Sieverding im Kontext des konzeptuellen Schaffensprozesses der renommierten Künstlerin vor. Sieverding reagierte in ihrer Arbeit auf rechtsradikale Ausschreitungen nach dem Mauerfall. 2019 jährt sich dieses historische Ereignis zum 30. Mal, die Problematik ist jedoch aktueller denn je.

Es ist nichts Unübliches, dass ein Künstler seine Leinwand von beiden Seiten bemalt, aber es ist kaum bekannt. Die dritte Ausstellung versammelt einige solcher Gemälde aus dem Bestand, um auch die meist verborgene Rückseite zu zeigen. Die Idee knüpft an die beidseitigen Präsentationen in der ständigen Schausammlung an.

„Mit den drei Kabinettausstellungen geben wir unseren Gästen Einblick in die oft spannenden Hintergründe der Museumsarbeit. Anhand von Skizzen, Dokumenten oder Vergleichsmaterial können sie tief in die Thematik eintauchen,“ erklärt Direktorin Dr. Agnes Tieze. „Insbesondere die Rückseiten von Werken geben vielfach wichtige Hinweise auf deren Geschichte, die der Kunsthistoriker oft in detektivischer Arbeit rekonstruieren muss,“ ergänzt Tieze. Genau solche Aufgaben sind wichtig, um die Herkunft eines Werkes nachvollziehen zu können. Ab 1. Dezember wird das Kunstforum Ostdeutsche Galerie eine eigene Stelle für Provenienzforschung besetzen.

Im Herbst folgt das größte Projekt des Jahres 2019: die umfangreiche Retrospektive von Renée Sintenis, einer der wichtigsten Bildhauerinnen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung präsentiert die Schöpferin des berühmten Berlinale Bären mit einer spannenden Auswahl ihrer Werke und zeichnet ihre bewegte und bewegende Lebensgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus nach.

„Wir freuen uns, dass wir trotz der Baumaßnahmen, die 2019 im Hintergrund laufen werden, ein anders als üblich konzipiertes, jedoch sehr ansprechendes Programm bieten können,“ fasst Dr. Agnes Tieze zusammen.

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