Spenden-Affäre
SPD-Wild: Ahnungslos in den Landtag

09.11.2017 | Stand 13.09.2023, 0:52 Uhr
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Die SPD-Landtagsabgeordnete Margit Wild will erneut ein Mandat – trotz Spenden-Affäre.

REGENSBURG Die Landtagsabgeordnete Margit Wild, SPD, hatte bei der Wahl 2013 einigen Grund zum Jubeln: Sie erreichte mit etwa 24 Prozent der Erststimmen ein deutlich besseres Ergebnis als ihre eigene Partei auf Landesebene. Seither ging es mit der Bayern-SPD stetig bergab, die 20-Prozent-Marke wird 2018 zum Lackmustest dafür, ob man in Bayern von der SPD überhaupt noch als Volkspartei sprechen kann.

Dabei wählt der Stimmkreis Regensburg Stadt, zu dem auch die Gemeinden Pentling, Lappersdorf und Wenzenbach zählen, tendenziell eher ein wenig mehr links als der Landesschnitt. Wild ist zudem stellvertretende Fraktionsvorsitzende, sie hat also auch eine wichtige Funktion für ihre Partei. Ist es also sonnenklar, dass sie am kommenden Freitag, 10. November, im Prüfeninger Schlossgarten erneut als Direktkandidatin aufgestellt wird?

Nun, klar: Wenn die Regensburger Genossen so tun, als wäre alles in Butter, dann ohne Probleme. Doch viele dürften sich die Frage stellen: Welche Rolle spielt Wild eigentlich in der größten politischen Krise, die die SPD in Regensburg je hatte? Welche Rolle spielte sie in der Spenden-Affäre?

Bislang beteuert Wild: Sie sei vollkommen ahnungslos gewesen. Weder habe sie gewusst, dass der Schatzmeister der Landes-SPD in Form einer Diensterklärung am Februar 2016 eine Liste der Spender für den Wahlkampf von Joachim Wolbergs an die Generalstaatsanwaltschaft geschickt hat, noch, dass er die Namen vorsichtshalber mal gegoogelt hatte, um festzustellen, dass die mindestens fünf großen Spendern zugeordnet werden können. Von jenen Privatpersonen, aber auch GmbHs wurden Spenden unter 10.000 Euro vorgenommen, die an den von Wolbergs geführten SPD-Ortsverein Stadtsüden getätigt wurden. Der SPD-Schatzmeister und Staatsanwalt Thomas Goger hatte den Ermittlern quasi eine Blaupause für eine Anklage geliefert.

Wild glaubte, Werkvolk nimmt keine Ausländer

Doch was wusste Wild von den Spenden? Immerhin ist die SPD-Frau Stadtverbands-Vorsitzende, der Stadtverband aber wäre eigentlich zuständig für den OB-Wahlkampf 2014 gewesen. Nun, bei der Kripo mimte Wild die Ahnungslose. Als sie am 18. Juli 2016 vernommen wurde, schilderte Wild, sie habe keinerlei Ahnung gehabt, wie viel Spenden an den Stadtverband Süd geflossen seien. Man habe beschlossen, den Wahlkampf nicht über den Stadtverband abzuwickeln. Auch die Tatsache, dass sie in der Wahlkampfleitung für die OB-Wahl war, sei kein Grund, dass sie gewusst haben soll, wer spendete und wie viel. Selbst als die Kripo Wild damit konfrontierte, dass vom Hauptspender Bauteam Tretzel in den Jahren 2011 und 2012 etwa 110.000 Euro geflossen waren – und zwar nicht an den Ortsverein Stadtsüden, sondern an Wilds Stadtverband – blieb sie dabei: Das habe sie nicht gewusst.

Dass sie für die Vergabe der Nibelungenkaserne an das Bauteam Tretzel stimmte, rechtfertigte Wild bei der Kripo übrigens damit, dass das ebenfalls am Bau der Sozialwohnungen interessierte Werkvolk aus Amberg angeblich nicht an Ausländer vermiete. Das sei mit Grundsätzen der SPD unvereinbar, so Wild. Das stimmt zwar nachweislich nicht – aber, siehe oben, das war nicht die einzige Wissenslücke der Margit Wild, die 2018 wieder in den Landtag will.

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