Schwierige Bedingungen
Skitourengeher verirrt sich - 10-stündige Rettungsaktion

10.07.2017 | Stand 28.07.2023, 12:11 Uhr
−Foto: n/a

Ein Skiourengeher hat sich im Nebel verirrt. Ein Großaufgebot von Einsatzkräften rettete den 28-Jährigen unter schwierigen Verhältnissen.

SCHÖNAU Ein 28-jähriger Skitourengeher aus dem Landkreis Traunstein ist am Mittwochnachmittag südlich des Alpeltals (Hoher Göll) in rund 1.650 Metern Höhe in Bergnot geraten, da er bei Nebel, Sturm und rund einem Meter Neuschnee die Orientierung verloren hatte.

Es folgte eine über zehn Stunden lange nächtliche Rettungsaktion der Bergwachten Berchtesgaden, Marktschellenberg und Ramsau, die den Verstiegenen unter widrigsten Bedingungen und schwer einschätzbarem Lawinen-Risiko suchten und aus steilem, absturzgefährlichem Klettergelände an den südlichen Alpeltalköpfen abseilen mussten.

Trotz der schlechten Verhältnisse mit Nebel und Windböen schaffte es die Besatzung des Polizeihubschraubers „Edelweiß 1“ kurz nach 0.30 Uhr, den unterkühlten aber ansonsten unverletzten 28-Jährigen zusammen mit einem Bergretter per Winde aufzunehmen und ins Tal auf den Königssee-Parkplatz auszufliegen.

Der Berchtesgadener Bergwacht-Notarzt versorgte den Mann, der danach mit einem Rettungswagen des Roten Kreuzes zur weiteren Untersuchung in die Kreisklinik Bad Reichenhall gebracht wurde.

Der Skibergsteiger setzte gegen 15.50 Uhr bei der Leitstelle Traunstein einen Notruf ab, da er beim Aufstieg zur Brettgabel im Nebel und bei rund einem Meter Neuschnee die Orientierung verloren hatte. Er war dann umgekehrt und durch absturzgefährliches Klettergelände der südlichen Alpeltalköpfe abgestiegen, wo er schließlich in einer Felswand festsaß. Die zuständige Bergwacht Berchtesgaden versuchte im Telefonat mit dem Mann zunächst einzugrenzen, wo sich der in Bergnot Geratene überhaupt befindet und schickte dann eine erste Suchmannschaft los, die ihm über den Alpeltalsteig entgegenging. Die Rettungsaktion gestaltete sich aufgrund von Sturm und Nebel und des mit rund ein Meter Neuschnee und Windverfrachtungen schwer einschätzbaren Lawinen-Risikos äußerst schwierig.

Aufgrund des großen Suchgebiets ließ der Einsatzleiter gegen 17.30 Uhr die Nachbar-Bergwachten Marktschellenberg und Ramsau nachalarmieren, um weitere Suchmannschaften loszuschicken und Material auf den Berg zu tragen. Der Kriseninterventionsdienst (KID) der Bergwacht betreute während der stundenlangen Suche und Rettungsaktion die besorgten Angehörigen des 28-Jährigen. Vom Obersalzberg aus versuchten die Einsatzkräfte, den genauen Ort mit Wärmebild-Kameras festzustellen, wobei auch das Team des Technikbusses der Bergwacht Chiemgau und die Feuerwehr im Einsatz waren, jedoch ohne Erfolg.

Der Verstiegene konnte aber die Blaulichter der Einsatzfahrzeuge sehen, was erste Anhaltspunkte gab, um das Gebiet einzugrenzen. Im weiteren Einsatzverlauf brach dann der Handy-Akku des Mannes zusammen. Er hatte kein Licht dabei, so konnte er in der Dunkelheit nicht auf sich aufmerksam machen. Der 28-Jährige wurde aufgrund seiner letzten Angaben zunächst im Bereich des Gamskammerls vermutet.

Gegen 20.45 Uhr konnte einer der Trupps dann einen ersten Rufkontakt zu dem Mann herstellen, der im steilen, absturzgefährlichen Gelände der südlichen Alpeltalköpfe festsaß. Kurz nach 21 Uhr schaffte es trotz Sturm und Nebel auch die Besatzung des mit Wärmebild-Kamera ausgestatteten Polizeihubschraubers „Edelweiß 2“ ins Alpeltal. Die Crew konnte aufgrund der Windböen jedoch nicht nah genug an die Felswand heranfliegen, um dort Material abzusetzen und kehrte dann wieder zum Münchner Flughafen zurück. Da die Einsatzkräfte auch nicht durch das steile Klettergelände aufsteigen konnten, musste eine weitere Mannschaft eine Bohrmaschine und Haken nachbringen. Mit der zusätzlichen Ausrüstung und zwölf gesetzten Bohrhaken arbeiteten sich die Retter dann zu dem Mann durch die Wand nach oben.

Sie konnten den unterkühlten 28-Jährigen gegen 23.15 Uhr sichern, der dann vorsichtig zum Wandfuß abgelassen, dort in eine Trage umgelagert und geschützt vor dem Wind in einer kleinen Höhle in einem Wärmesack gelagert wurde. Gegen 0.30 Uhr beruhigte sich der Wind dann so weit, dass der nachgeforderte Polizeihubschrauber „Edelweiß 1“ ins Alpeltal fliegen und den 28-Jährigen zusammen mit einem Bergretter per Winde aufnehmen und zum Königssee-Parkplatz ausfliegen konnte, wo ihn der Berchtesgadener Bergwacht-Notarzt und eine Rettungswagen-Besatzung des Roten Kreuzes übernahmen und dann zur weiteren Überwachung in die Kreisklinik Bad Reichenhall brachten.

Der durch den Abwind aufgewirbelte frische Pulverschnee erschwerte die in einer fliegerischen Meisterleistung durchgeführte Winden-Aktion, durch die dem Unterkühlten ein sehr riskanter stundenlanger bodengebundener Abtransport durchs Alpeltal erspart blieb. Die Rettungsmannschaft konnte zu Fuß absteigen. Zwei Bergwacht-Notärzte, die gegen 22.30 Uhr ebenfalls zu Fuß aufgebrochen waren, um den Unterkühlten zu versorgen, konnten im Aufstieg wieder umkehren. Insgesamt waren 34 Einsatzkräfte der Bergwacht waren bis zu zehn Stunden lang im Einsatz.

Foto: Symbolbild

Berchtesgadener Land