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Sextreff Alzau bei Marktl: Schockanblick für Spaziergängerin

11.10.2017 | Stand 31.07.2023, 6:45 Uhr
−Foto: n/a

Im Internet wird das Naturschutzgebiet „Untere Alz“ als Tummelplatz für Outdoor-Sexfans angepriesen.

ALZGERN_25MARKTL Mittwoch vergangene Woche, ein sonniger Herbsttag, das Quecksilber zeigt 21 Grad. Ich parke meinen Wagen unterhalb der Alzbrücke unweit von Marktl (Landkreis Altötting). Auf den Stichstraßen, die zu beiden Seiten der Brücke hinunter zum Fluss führen, stehen Autos mit ganz unterschiedlichen Kennzeichen. Manche aus der Umgebung, manche aus Österreich und einige auch von weiter her. Es ist viel los, für einen Werktag um 14 Uhr.

Die „Untere Alz“, wie sich das Naturschutzgebiet nennt, ist eine wahre Idylle. Ich bin aber nicht wegen der schönen Landschaft hier. Unterhalb der Brücke erstreckt sich ein breiter Holzsteg über einen Seitenarm der Alz. Eine Burghauserin hat genau hier vor wenigen Tagen eine für sie schockierende Beobachtung gemacht.

„Ich bin begeisterte Spaziergängerin und wollte die Alz in Richtung Brunnbach/Emmerting entlang wandern“, erzählt die Dame. Ich hatte mein Auto abgestellt und wollte losgehen, als ich auf dem Holzsteg zwei nackte Männer entdeckte, die sich miteinander vergnügten.“ Die Burghauserin konnte es nicht fassen: „Direkt neben der Straße, wo jeder zuschauen kann.“ Dabei wäre ihr egal gewesen, ob hier zwei Männer oder ein gemischtes Pärchen zugange gewesen wären, sie findet es nicht in Ordnung, wenn Spaziergänger mit so einem Anblick konfrontiert werden. „Hätte ich meine Enkelkinder dabei gehabt, wäre ich vermutlich in Erklärungsnot gekommen.“ Die Burghauserin machte auf dem Absatz kehrt, stieg wieder ins Auto und fuhr heim.

„Das ganze Jahr und von früh bis spät“

Dass sich dort unten Nacktbader tummeln, ist ja schon seit Jahrzehnten ein offenes Geheimnis. Und sie scheinen auch niemanden zu stören. Anders ist das mit den Outdoorsex-Freaks, die über die Jahre hinweg hier stark zugenommen haben. In diversen einschlägigen Internetforen wird der Ort für derlei Aktivitäten wärmstens empfohlen. „Das ganze Jahr und von früh bis spät. Lohnt sich wirklich dort öfters hinzugehen“, heißt es auf einer österreichischen Internetseite. Sex aller Art würde hier stattfinden. Ständig. Praktischerweise ist der Eintrag gleich mit Google Maps verortet, damit auch jeder gut herfindet. Als ich auf dem Holzsteg angekommen bin, auf dem die Burghauserin die Entdeckung gemacht hat, steht dort ein Mann, vielleicht 30 Jahre alt, seinen Blick starr zum gegenüberliegenden Alzufer gerichtet. „Darf ich Dich fragen, was Du hier so machst“, spreche ich ihn an. „Nichts Besonderes. Ich vertrete mir nur die Beine“, antwortet er. Ich gebe mich als Redakteur zu erkennen und frage ihn, ob er bestätigen könne, dass es sich hier um einen beliebten Sextreff handle. „Davon weiß ich überhaupt nichts. Dazu kann ich nichts sagen.“ Acht seltsam umherstreifenden Männern bin ich in der knappen halben Stunde, die ich mich dort unten aufgehalten habe, auf den Trampelpfaden begegnet. Drei davon habe ich angesprochen, keiner wusste von irgendetwas. Alle wollten sich nur mal eben die Beine vertreten.

Mein Weg führt mich tiefer in den Wald und ich entdecke die ersten Hinterlassenschaften der Outdoorsex-Fans. Papiertaschentücher und Reinigungstücher liegen unter den Sträuchern, ein zerfetzter Slip hängt an einem Zweig. Ganz schlimm ist die Situation auf einer kleinen Lichtung. Hunderte Taschentücher und Feuchttücher sind am Boden verteilt, daneben Plastikflaschen, sonstiger Plastikmüll und aufgerissene Präservativ-Verpackungen. Kein schöner Anblick, vor allem im Naturschutzgebiet.

Ich begebe mich auf die andere Flussseite. Dort sitzt ein Rentner auf einem großen Stein in der Sonne, und beobachtet rauchend, was vor sich geht. Er erzählt mir, dass er Witwer sei, nichts Besonderes zu tun habe und deshalb öfter hier runter fahre. Als ich ihn auf den Sextreff anspreche, schmunzelt er. „Du hast gerade einen Nackerten verpasst. Als ich angekommen bin, ist einer nach dort hinten gelaufen“, erklärt der ältere Mann und deutet mit dem Finger in Richtung der Brücke. Frauen seien heute keine da, berichtet der Rentner. „Das ist irgendwie schade“, findet er. Keinen Steinwurf entfernt von ihm steht ein verwittertes Schild, das auf das Naturschutzgebiet hinweist. Laut Symbolik ist hier so ziemlich alles verboten. Ein Verbotssymbol für Sex unmittelbar neben der Straße gibt es jedoch nicht ...

Landratsamt setzt Schranke gegen Sex

Das Landratsamt Altötting möchte die „Untriebe“ im Naturschutzgebiet Untere Alz eindämmen. Deshalb wird es demnächst auf beiden Seiten der Brücke Schranken aufbauen, die eine Zufahrt zur Alz unmöglich machen. „Nachdem entlang der Strecke Parkverbot ist, und die Polizei verstärkt kontrollieren wird, hoffen wir auf eine Verbesserung der Situation“, so ein Landratsamtssprecher. Die Naturschutzwächter, die alleine unterwegs sind, seien mit der Lage überfordert. Schade ist, dass die Maßnahme auch die Nacktbader trifft, die seit vielen Jahren regelmäßig an diese Stelle kommen und ihre Badeplätze auch gepflegt und sauber hinterlassen.

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