Weltblutspendetag
Seit 200 Jahren möglich – Blut spenden und Leben retten

14.06.2019 | Stand 29.07.2023, 10:18 Uhr
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Bluttransfusionen sind überlebenswichtig und im Krankenhausalltag unerlässlich. Das gilt insbesondere für das Universitätsklinikum Regensburg (UKR), das in seiner Rolle als Maximalversorger für eine ganze Region tagtäglich mit schwersten medizinischen Fällen konfrontiert ist. Umso wichtiger ist es, die Öffentlichkeit zum Weltblutspendetag am 14. Juni dafür zu sensibilisieren, dass Blutkonserven gebraucht werden, um Leben zu retten.

REGENSBURG Opfer von Verkehrsunfällen, hochkomplexe Operationen oder schwerste Erkrankungen – das Leben hängt am seidenen Faden. Medizinischer Alltag am UKR. Hier versorgen Ärzte und Pflegekräfte schwierigste Fälle und schwerstkranke Patienten. Fast alle von ihnen sind auf eine Bluttransfusion angewiesen. „Davor, dass sein Leben von einer Transfusion abhängt, ist niemand gefeit. Wie schnell kann ein Unfall passieren und man befindet sich in dieser Situation? Darum ist es wichtig, möglichst viele Blutspender und damit einen ausreichenden Vorrat an Spenden für den Notfall zu haben“, erklärt PD Dr. Norbert Ahrens, Leiter der Transfusionsmedizin des UKR. Um die Patienten im Ernstfall bestmöglich versorgen zu können, werden neben Vollblutspenden auch gezielt einzelne Blutbestandteile wie Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Blutplasma, Thrombozyten (Blutplättchen) oder Granulozyten (weiße Blutkörperchen) benötigt. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung besteht in Deutschland täglich Bedarf für etwa 15.000 Blutkonserven und etwa zwei Millionen Menschen sind in der Bundesrepublik als regelmäßige Spender registriert.

„Keine große geplante Operation beginnt, ohne dass passendes Spenderblut bereitsteht. Blutspenden sind außerdem nicht nur bei Verletzungen mit hohem Blutverlust überlebenswichtig, sondern auch wichtiger Therapiebestandteil bei schweren Erkrankungen wie Krebs. Zum Weltblutspendetag möchten wir darauf aufmerksam machen, dass eine Blutspende eine einfache Möglichkeit ist, einen anderen Menschen bei seiner Genesung zu unterstützen oder gar sein Leben zu retten“, ergänzt Dr. Robert Offner, Facharzt für Transfusionsmedizin und Blutspendewesen am UKR. „Da man Blut bisher noch nicht synthetisch herstellen kann, ist es besonders wertvoll und unersetzlich.“

Verschiedene Blutspendearten sind am UKR möglich

Wer sich als Spender am Universitätsklinikum Regensburg registrieren lassen möchte, der muss einige Voraussetzungen erfüllen. Der Spender darf keine chronischen Erkrankungen haben, darf nicht dauerhaft Medikamente einnehmen, muss geeignete Blutbildwerte haben, muss mindestens 18 Jahre alt sein, einen festen Wohnsitz haben und ausreichende Deutschkenntnisse in Wort und Schrift nachweisen können. „Grundsätzlich gilt, dass alle Erkrankungen, die eine Gefährdung entweder des Spenders selbst oder des Empfängers darstellen, zum Ausschluss oder zur Rückstellung bei der Blutspende führen“, so Dr. Ahrens. Die Vorteile für den Spender selbst liegen auf der Hand. Neben dem Guten, das man getan hat, bekommt man vor jeder Blutspende einen kostenlosen Gesundheitscheck. Zudem ist der positive Effekt für den eigenen Körper nicht zu vernachlässigen. Nach einer Forschungsstudie der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie erfreuen sich regelmäßige Blutspender einer höheren Lebensqualität und das Herzinfarktrisiko nimmt ab, da der Blutdruck gesenkt. Das halte, so die Studie weiter, bis zu sechs Wochen nach der Spende an.

Eine Blutspende am UKR unterscheidet sich von anderen Einrichtungen, weil schon im Zuge der Blutentnahme bestimmte Bestandteile schonend aus dem Blut gewonnen werden, während der Spender die übrigen Bestandteile gleich wieder zurück erhält. Dieses Verfahren nennt man Apherese- oder Blutzellspende und kann bis zu drei Stunden in Anspruch nehmen. Dabei werden gezielt Blutplättchen, weiße oder rote Blutkörperchen entnommen. Zudem besteht am UKR auch die Möglichkeit der Stammzell- und Eigenblutspende. Mehrfachspender wie Roman Lursky oder Manuel Paulmeyer sind sich ihrer Verantwortung bewusst und kommen regelmäßig wieder. Sie wissen, dass ihr gespendetes Blut den Patienten direkt hier vor Ort zugutekommt.

Erste erfolgreiche Blutspenden vor 200 Jahren

Während heutzutage eine Bluttransfusion zum täglichen Handwerk der modernen Medizin gehört, waren es vor über 350 Jahren medizinische Pionierleistungen, die den Weg geebnet haben. „Im Juni 1667 wurde durch den Naturwissenschaftler Jean-Baptiste Denis und den Wundarzt Paul Emmerez erstmals eine schriftlich dokumentierte Transfusion durchgeführt. Die beiden Franzosen konnten so das Leben eines 15-jährigen Jungen verlängern, indem sie ihm Lammblut übertrugen. Ähnliches gelang den Engländern Edmund King und Richard Lower wenige Monate später ebenfalls. Doch das markierte erst einmal das vorläufige Ende der frühen Blutübertragungen. Erst im frühen 19. Jahrhundert wagte es der britische Geburtshelfer und Physiologe Dr. James Blundell, die erste Mensch-zu-Mensch-Bluttransfusion erfolgreich durchzuführen. Zwischen 1818 und 1829 führte er mehrere, teils erfolgreiche, Bluttransfusionen vor allem bei Wöchnerinnen durch, die bei der Geburt viel Blut verloren und rettete so mancher Patientin das Leben“, erzählt Dr. Offner. Das Spenderblut hatte der Mediziner von deren Ehemännern entnommen. Dabei hat er seinen eigens für diesen Vorgang entwickelten Gravitator verwendet. Im deutschsprachigen Raum dauerte es bis ins Jahr 1828, ehe der Geburtshelfer Dr. Georg A. E. Klett und der Wundarzt Ernst W. Schrägele in Heilbronn, erstmals erfolgreich einer kinderreichen Wöchnerin durch eine Blutspende das Leben retteten. Dennoch entwickelte sich die Blutspende erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, nach der Entdeckung der Blutgruppen durch Karl Landsteiner (1901), allmählich zu einem sicheren, lebensrettenden Routineeingriff. Initiiert wurde der Weltblutspendetag im Jahr 2004 von vier internationalen Organisationen, unter anderem dem Roten Kreuz und der Weltgesundheitsorganisation. Mit dem 14. Juni fällt er jedes Jahr auf den Geburtstag des Nobelpreisträgers Karl Landsteiner. „Diesen Tag möchten wir zum Anlass nehmen und allen Blutspendern voller Anerkennung ein herzliches Dankeschön sagen, denn durch ihr Engagement konnten schon viele Leben gerettet werden und es werden in Zukunft noch viele dazukommen“, sind sich Dr. Ahrens und Dr. Offner einig.

Von den Anfängen der Transfusionsmedizin bis zu dem Punkt, an dem sich die Medizin heute befindet, war es ein weiter Weg, der mit Sicherheit auch noch nicht zu Ende ist. Denn an Einrichtungen wie dem Universitätsklinikum Regensburg arbeiten Wissenschaftler täglich daran, den Standard in der Transfusionsmedizin weiter zu erforschen und zu entwickeln.

Weitere Informationen zur Blutspende am UKR erhalten Interessierte im Internet unter www.ukr.de oder telefonisch unter der Nummer 0941/ 944-6220 sowie per Mail an blutspende@ukr.de.

Regensburg