Kleine Wunder im Wachkoma:
Schritt für Schritt zurück ins Leben

05.07.2017 | Stand 13.09.2023, 6:16 Uhr

Wachkomapatient Tobias Kellndorfer macht dank seiner Freunde große Fortschritte bei seinem Weg zurück ins Leben.

TAUBENBACH Vor drei Wochen konnte Tobias Kellndorfer erstmals seit über zwei Jahren wieder auf eigenen Beinen stehen, wenn auch nur mit Hilfe seiner Therapeuten und einer Steh-Hilfe. In der Klinik hatte man dem heute 31-Jährigen, der beim Bergsteigen im Oktober 2008 verunglückt war, so etwas nie zugetraut. Dank seiner Familie und seiner vielen Freunde, die den Verein „Wachkomapatienten Taubenbach“ gründeten, passieren bei Tobias Kellndorfer fast täglich kleine Wunder. 

„Da bekommt man Gänsehaut“, beschreibt Jürger Fürstberger das Gefühl, wenn er die Fortschritte sieht, die Tobias in den zurückzuliegenden zweieinhalb Jahren gemacht hat. „Als er vor etwa zwei Jahren aus der Klinik entlassen wurde, galt er als untherapierbar“, blickt Fürstberger zurück auf jene hoffnungslos scheinende Situation seines Kumpels im Jahr 2009.

Heute kann Tobias schon im Rollstuhl sitzen, dabei selbst den Kopf halten, er gibt Laute von sich und seit drei Wochen kann er – wenn auch nur mit Hilfe – auf den eigenen Beinen stehen. Die künstliche Kehlkopföffnung wurde operativ entfernt, sodass er jetzt auch eigenständig atmen und schlucken kann.

Und immer wieder reißt Tobias seine Augen auf – so beim Besuch von Wacker-Trainer Mario Basler. „Für mich ist das ein Zeichen, dass da was im Kopf rattert, dass er mehr mitbekommt, als man vielleicht manchmal glaubt“, sagt Jürgern Fürstberger.

Dass Tobias Kellndorfer solche Fortschritte macht, hat natürlich seine Gründe: Neben Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie bekommt Tobias noch Hilfe durch Bobat, ein Trainingsprogramm, um zu lernen, wieder zu stehen und den Kopf halten zu können, sowie Musik- und Atemtherapie. Zudem braucht Tobias eine Pflegekraft und den Pflegedienst, alleine könnten seine Eltern das gar nicht leisten. Das kostet Geld – und die Kassen übernehmen nicht alle Kosten. 

Der Verein „Wachkomapatienten Taubenbach“ konnte da helfen. 50.000 Euro stellte der Verein laut Vorsitzendem Jürgen Fürstberger für die Therapien und die Pflege von Tobias zur Verfügung, außerdem unterstützte der Verein die Familie beim behindertengerechten Umbau des Hauses.

Der Verein sammelte viele Spenden und stellt zwei Mal im Jahr Benefizveranstaltungen auf die Beine. So auch heuer wieder: Am 16. Juli findet ein Fest mit Musik, Pokerturnier, Kinderprogramm und Versteigerung im Simbacher Lokschuppen statt, am 3. Oktober tritt der Comedian Chris Boettcher an gleicher Stelle zu Gunsten von Tobias Kellndorfer auf.

Berta und Helmut Kellndorfer sind von der großen Welle der Hilfe überwältigt und sagen Danke an alle, die ihrem Sohn helfen. „Ohne die Unterstützung der vielen Spender und Helfer würde Tobias heute in einem Pflegeheim liegen. Man spürt, dass er sich in seiner kleinen Welt recht wohl fühlt. Er ist eine Kämpfernatur“, lächelt Jürgen Fürstberger. 

Rottal-Inn