Wohnungsnot:
Schock zu Semesterbeginn – die Studentenbude ist gekündigt!

06.07.2017 | Stand 12.10.2023, 11:38 Uhr
−Foto: n/a

"Es ist nicht unbedingt die Aufgabe der Wohnungswirtschaft, für Ausgleich zu sorgen“, sagt Bjoern Wittke gegenüber dem Wochenblatt. Der Prokurist der EXPEC Grundbesitz GmbH & Co KG zeigt wenig Mitleid mit den etwa 140 Bewohnern in der Klenzestraße 27 in Regensburg. Denen flatterte Anfang Oktober die Kündigung zum 31. März des kommenden Jahres ins Haus – völlig überraschend, obwohl das Unternehmen nach Angaben Wittkes bereits seit drei Jahren über eine Sanierung nachdenkt.

REGENSBURG Thomas F. (Name geändert) hat bereits resigniert, er studiert Lehramt für Gymnasium und wird sich zum Zeitpunkt des notwendigen Auszuges mitten in den Examensprüfungen befinden. Der Student berichtet, dass im Mai ein Restaurant im Erdgeschoss des Gebäudes geschlossen hatte, danach seien immer wieder Arbeiter im Haus gewesen, die dort gearbeitet haben – so dachte man. In Wahrheit wurde das Gebäude begutachtet – und für schlecht befunden.

Und die Konsequenzen schlagen sich nun im Kündigungsschreiben vom 2. Oktober nieder, das dem Wochenblatt vorliegt: Eine "Generalsanierung" des Gebäudes sei nötig. "Diese wird neben einer energetischen Ertüchtigung des Gebäudes unter anderem mit neuen Fenstern, Dämmung der Außenfassade und neuer Heizung auch das Auswechseln sämtlicher Sanitärstränge, die Erneuerung der Elektrozentralen, die Ertüchtigung des Brandschutzes und Erneuerung der Bodenbeläge umfassen." Wittke spricht gegenüber dem Wochenblatt von einer "Kernsanierung" des Gebäudes, eine Kündigung der Mieter sei unumgänglich gewesen, da kein Ersatzwohnraum zur Verfügung gestellt werden könne, dieser Ausgleich sei, wie eingangs erwähnt, ja eben auch nicht unbedingt Aufgabe der Wohnungswirtschaft.

"Das Haus ist alt", das sagt Thomas F. selbst. Bjoern Wittke gibt an, dass das Haus "modern, zeitgemäß und zukunftsorientiert" hergerichtet werden soll. An der Nutzung werde sich nichts ändern, das Haus sei nicht gebunden, man könne frei vermieten. Trotzdem werde man wieder auf eine gesunde Mischung der Bewohner setzen und Wohnraum für Studenten zur Verfügung stellen.

Das allerdings hilft den jetzigen Bewohnern nichts, rund Zweidrittel der 209 Appartements sind momentan noch bewohnt. Und es wird nicht einfach sein, schnell eine neue Bleibe zu finden. Robert Klugharth vom Studentenwerk Niederbayern/Oberpfalz bestätigt, dass er momentan keine Zimmer mehr hat, die frei sind. Gerade zu Beginn eines Wintersemesters sei die Nachfrage immer besonders groß, zum Sommersemester des kommenden Jahres sei die Lage dann sicherlich wieder entspannter. Auf dem privaten Wohnungsmarkt habe sich in den vergangenen Jahren viel getan, hier seien rund 1.250 Wohnungen speziell für Studenten neu entstanden. Klugharth empfiehlt, dass sich die betroffenen Studenten möglichst bald auf dem privaten Wohnungsmarkt umsehen, auf der Homepage des Studentenwerkes gebe es auch eine Zimmerbörse, die auch private Vermieter nutzen können, um ihre freien Zimmer anzubieten. Und ansonsten relativiert er die Angst der Studenten, in der Prüfungszeit umziehen zu müssen: "Das ist doch schnell gemacht, die Zimmer sind ja nicht groß, das ist an einem Tag zu bewerkstelligen!"

Bjoern Wittke betont, man wolle von Vermieterseite alles tun, um den Auszug der Bewohner ruhig vonstatten gehen zu lassen. Bereits in der Kündigung habe man betont, dass man alle Mieter auch vorzeitig aus dem Mietvertrag entlassen werde, falls schon vor dem 31. März 2013 eine neue Wohnung gefunden werde. Eine frühere Benachrichtigung der Mieter sei leider nicht möglich gewesen, hier sei man von anderen Faktoren abhängig. Zudem habe man seit April nur noch befristet vermietet, immer mit dem Hinweis, dass demnächst eine Sanierung des Gebäudes anstehe.

Das ist alles kein Trost für Thomas F., wenn alle Stricke reißen, wird er wieder zurück zu seinen Eltern nach Landshut ziehen müssen – und dann eben nach Regensburg zur Uni pendeln.

Regensburg