Polizei stellte neues Digitalgerät zur Geschwindigkeitssmessung vor
Schlechte Zeiten für Raser

06.07.2017 | Stand 13.09.2023, 4:06 Uhr
Andreas Wittenzellner

Rund 46 Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang allein von Januar bis Juli: Angesichts der wieder steigenden Zahl schwerster Unfälle in der Region setzt die Verkehrspolizeiinspektion Traunstein auf ein neues digitales Gerät zur Geschwindigkeitsmessung. Es liefert gestochen scharfe Bilder.

LANDKREIS TRAUNSTEIN/BGL/MÜHLDORF/ALTÖTTING Schlechte Zeiten für Raser in der Region: die Polizeiinspektionen sind ab sofort mit einem digitalen Geschwindigkeitsmessgerät ausgestattet. Das "Poliscan Speed" der Firma Viatronic wurde am Mittwoch in den Räumlichkeiten der Autobahnpolizei in Siegsdorf vorgestellt. Das Gerät kommt in den vier Landkreise Traunstein, Berchtesgadener Land, Altötting und Mühldorf in einem Fahrzeug zum Einsatz, die Federführung in der technischen Einführung für die Polizei in den einzelnen Landkreisen liegt bei der Verkehrspolizeiinspektion Traunstein. Die Kosten für Fahrzeug und Technik liegen bei gut 100.000 Euro.

Polizeirat Volker Klarner von der VPI Traunstein nannte es bei der Vorstellung einen „technischen Quantensprung", der in der regionalen Verkehrsüberwachung nun möglich sei und warb um Verständnis für verstärkte Verkehrsüberwachungen. Sind doch im vergangenen Jahr die Zahl der Verkehrstoten erstmals wieder gestiegen. Auch in diesem Jahr liege die Zahl der schweren Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang mit 46 Toten im Zeitraum Januar bis Juni sehr hoch. Besonders dramatisch habe sich der Juli mit 28 Verkehrstoten dargestellt, für die meist Fahren unter Alkoholeinfluss und überhöhte Geschwindigkeit der Grund gewesen seien, sagte der Polizeirat.

Das "Poliscan Speed" schließe Falschmessungen aus und lasse keine ungenauen Messwerte zu, die Beweiskraft der Auswertungen nehme zu. Auch sei für die Beamten das Betreten der Fahrbahn, das bisher beim Anbringen einer Lichtschranke erforderlich war, nicht mehr nötig. Neben der Unterscheidung zwischen PKW und LKW könne das digitale Messgerät, das aus dem LIDAR (Laser), einem Blitz für die Aufhellung der Fotos und einem Laptop mit entsprechender Software besteht, bis zu drei Fahrbahnen in einem 45 Grad Winkel fotografieren.

Ergänzend kann das Gerät unterscheiden, welches Fahrzeug bei mehreren gleichzeitig fotografierten Objekten die Messung ausgelöst hat. Dies führe für die Bürger zu mehr Messgerechtigkeit wirbt der Hersteller aus Wiesbaden. Da das mehrspur- und mehrzielfähige Gerät eine Reichweite bis zu 75 Meter hat, sind gemäß der bestehenden Verkehrsordnungen vereinzelt leicht veränderte Standorte für das Messfahrzeug nötig, da die Auslösung je nach Einstellung früher erfolgen kann.

Polizeirat Klarner wies darauf hin, dass die deutschen Gesetzte und Strafen im EU-Vergleich deutlich geringer seien. „Schon die Maßstäbe bei der Messung sind bei uns sehr streng", sagte er im Hinblick beispielsweise auf die österreichischen Regeln. So würden Verkehrssünder dort zumeist von hinten geblitzt und auch die Halterhaftung im Nachbarland unterscheide sich von der deutschen Gesetzgebung. Im vorgeführten Test in der Ortssenke in Hammer zeigte das Gerät auf dem Laptop gestochen scharfe Bilder - zum Glück für die „ertappten" Verkehrssünder dieses mal ohne Konsequenz.

Berchtesgadener Land