Körper, Geist & Seele
Rudolf Steiners Medizinwelt der helfenden Anthroposophie

12.07.2017 | Stand 21.07.2023, 4:19 Uhr
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Die anthroposophische Medizin versteht sich als eine Erweiterung der herkömmlichen Medizin. Sie ist in die vielschichtigen philosophischen Vorstellungen der Anthroposophie Rudolf Steiners eingebunden. Von ihm wurde sie zusammen mit der Ärztin Ita Wegman im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts begründet. Anthroposophische Medizin unterstützt die Anwendung vor allem äußerlicher Behandlungsmethoden im Sinne von Hausmitteln, die Beschwerden zwar lindern, aber nicht unterdrücken sollen.

Beispielsweise wird Fieber nach Möglichkeit nicht durch Medikamente unterdrückt, sondern es wird vielmehr das Ertragen des Fiebers durch pflegerische Maßnahmen erleichtert. Anthroposophie bedeutet: Menschenweisheit. Nach den Vorstellungen der Anthroposophen vereint der Mensch in sich alle Anteile der mineralischen, pflanzlichen und tierischen Welt. Durch seinen Geist erhebt er sich aber darüber hinaus.

Auf dieser Grundlage baut die anthroposophische Medizin auf. Sie hat eine umfassende Vorstellung entwickelt, wie Kinder gesund aufwachsen und erzogen werden sollen. Auf der gleichen Grundlage fußen auch die Ratschläge für ein weiteres gesundes Leben. Die Anthroposophie geht nämlich davon aus, dass der Mensch mit seinem physischen Leib geboren wird, der ihn mit der mineralischen Welt verbindet. Bei der Entwicklung der Individualität und des geistigen Bewusstseins spielen Begriffe wie „Ätherleib“, „Astralleib“ und die „Ich-Organisation“ eine Rolle. Rudolf Steiner nannte diese Begriffe „Wesensglieder“.

Solange der Mensch gesund ist, stehen auch die Wesensglieder in einem angemessenen Gleichgewicht, das jeweils dem Alter eines jeden Menschen entspricht. Eine Erkrankung erklären anthroposophische Ärzte mit einem anhaltenden Ungleichgewicht zwischen den Wesensgliedern. Dabei kann eines der Wesensglieder einen zu geringen oder aber einen übermäßigen Einfluss gewonnen haben. Der Ätherleib und der Astralleib sind nicht sichtbar. Sie können lediglich durch ihr Wirken erkannt werden. Die beiden Begriffe deuten auf die Vorstellung von himmlischen Kräften bzw. Zugehörigkeit zu den Sternen hin. Sie beinhalten eindeutig hinduistische und antike Ursprünge, wurden aber von Rudolf Steiner neu definiert.

Die anthroposophische Therapie zielt grundsätzlich darauf ab, die im Patienten vorhandenen Heilungskräfte zu fördern, damit ein erneutes Gleichgewicht erreicht werden kann. Diese Medizin umfasst alle medizinischen Fachgebiete. Neben den in der Schulmedizin üblichen Diagnose- und Behandlungsmethoden wenden anthroposophisch orientierte Ärzte und Therapeuten auch besondere anthroposophische Arzneimittel an: beispielsweise die anthroposophischen Kunsttherapien, die Heileurythmie und die rhythmische Massage.

• Anthroposophische Arzneimittel werden nach besonderen Verfahren aus Pflanzen, Tierprodukten sowie Mineralien und Metallen hergestellt. Die besondere Herstellungsmethode soll die Heilkraft der Mittel aufschließen. Das bekannteste anthroposophische Heilmittel ist die Mistel, die vor allem in der Behandlung von krebskranken Menschen eingesetzt wird.

• Durch die Kunsttherapie sollen die geistigen, seelisch funktionalen und körperlichen Fähigkeiten zur Selbstregulation geweckt und gestärkt werden. Die Patienten setzen beim Malen, beim plastischen Gestalten oder bei der Sprachgestaltung bestimmte Übungen um.

• Bei der Heileurythmie werden bestimmte Laute - Vokale und Konsonanten - mit festgelegten Gesten begleitet.

• Bei der rhythmischen Massage wird mit wechselnder Intensität und in besonderer Form kreis- oder spiralförmig massiert.

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