Hobby eines Kfz-Meisters:
Riesige Kunstwerke aus Wurzelholz

11.07.2017 | Stand 01.08.2023, 11:06 Uhr

Sogar eine spezielle Fräsmaschine hat der Hobby-Holzwerker gebaut: Überdimensionale Holzkugeln sind Michael Mühlratzers heimliche Passion

GARCHING/TROSTBERG Michael Mühlratzer, der privat oft in Trostberg unterwegs ist, kennen die meisten als versierten Kfz-Meister mit eigener Werkstatt in Garching a.d. Alz. Dass unter dem Käppi und der wilden Struwwelpeter-Frisur aber auch ein sehr kreativer Kopf steckt, das vermuten die wenigsten.

Er selbst entdeckte seine schöpferische Ader vor drei Jahren auf einem Weihnachtsmarkt, wo er sich für kleine Deko-Holzkugeln begeisterte. „Das war schon eine Inspiration für mich“, schmunzelt Mühlratzer, „aber mir war gleich klar, wenn ich so etwas selber mache, dann muss das größer sein und nicht, wie üblich, aus Stammholz gefertigt.“ In Mühlratzers Vision sollte aus unterschiedlich strukturiertem Wurzelholz eine Riesenkugel entstehen.

Die Idee entstand beim Besuch am Adventmarkt

Aus der Vision wurde inzwischen schon mehrfach Realität: Nach der Arbeit und am Wochenende verschwindet Mühlratzer inzwischen in den Wald, um einen geeigneten Wurzelstock zu finden – eine langwierige Sache. Dann muss der Besitzer ausfindig gemacht werden, um den Stock zu erwerben. Mit minimalsten technischen Mitteln, vorwiegend in Handarbeit, wird der Rohling dann ausgegraben und „transportfähig“ gemacht. „100 bis 150 Stunden brauche ich allein fürs Ausgraben von einem großen Stock“, so der Automechaniker.

Macht das denn Spaß? „Ich liege seit 36 Jahren unter Autos, da ist diese Beschäftigung nebenher wirklich mal etwas anderes. Ich genieße es, im Wald zu sein, mit Holz zu arbeiten und zu bewundern, was die Natur in langer Zeit erschaffen hat. Es ist ein schöner Ausgleich“, erklärt Mühlratzer.

Ein Bekannter mit Lastwagen samt Kran transportiert ihm die Wurzelstöcke vor seine Werkstatt, wo sie weiter bearbeitet werden. Und zwar in einer eigens dafür vom Holzkünstler entwickelten Maschine. „Ich habe mir lange Gedanken darüber gemacht, wie ich die Wurzelstöcke richtig rund bekommen kann“, erzählt er weiter. „Grob kann man ja mit der Motorsäge vorarbeiten, aber für den Feinschliff musste ich mir etwas einfallen lassen, mit einer normalen Drechselbank geht das nicht.“

Zum Bearbeiten spezielle Fräsvorrichtung erfunden

Herausgekommen ist eine Fräsvorrichtung, die sich um die Kugel drehen lässt und Holzkugeln mit einem Durchmesser bis zu 1,40 Meter möglich macht. „Die erste Kugel hatte 50 Zentimeter Durchmesser und wiegt schon über 70 Kilo“, zeigt Mühlratzer auf seine Unikate. Da nicht nur das Ausgraben, sondern auch die Bearbeitung sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, erschafft der Kugel-Autodidakt im Jahr nur eine, vielleicht zwei Kugeln.

Die Raritäten, mit denen er durchaus eine „Beziehung“ aufbaut, würde der Mechaniker auch verkaufen – aber nicht um jeden Preis: „Es sind ja nicht nur meine Selbstkosten, sondern auch etwa 300 Stunden Arbeitszeit. Verschenken werde ich diese Kunstobjekte also nicht.“ Schließlich steckt neben der ganzen Arbeit in jedem der individuell strukturierten Objekten neben viel Gefühl zum Holz auch ganz viel Liebe zum Detail.

Mühlratzers Umfeld ist von den Kugeln übrigens absolut begeistert: „Ich dachte immer, jeder hält mich wegen dem Aufwand mit den Kugeln für verrückt, vielleicht bin ich das ja auch, aber eigentlich staunt jeder nur und ich habe durchwegs gute Resonanz“, so Mühlratzer.

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