Journalismus
Regensburger Zeitungslegende Horst Hanske stirbt im Alter von 80 Jahren

10.07.2017 | Stand 13.09.2023, 2:06 Uhr
−Foto: Foto: Archiv Wochenblatt

Der legendäre Regensburger Journalist und Fotograf Horst Hanske ist tot. Er starb am Mittwoch, 13. Januar, im Alter von 80 Jahren.

REGENSBURG Horst Hanske war eine Legende. Seine Bilder, seine Reportagen, sein journalistisches Wirken bei der Wochenzeitung „Die Woche“ prägte Regensburg in den 70er bis 90er Jahren. Dabei stand keineswegs fest, welche Karriere Hanske vorlegen würde: 1945 musste der damals 10-Jährige zusammen mit seinen Eltern aus Schlesien nach Regensburg. Dort machte er eine Lehre bei der Mittelbayerischen, arbeitete als Fotograf – bis er zum Boulevard-Blatt Woche kam. Und hier entwickelte Hanske eine ganz eigene Art von Journalismus, die ihresgleichen suchte – und die leider heute verschwunden ist.

Hanske ging zu den Menschen, porträtierte sie, nicht nur mit Bildern, sondern mit Worten. Er beschrieb das Regensburg der 70er und 80er Jahre wie kaum ein anderer. Damals war Regensburg eine verfallende mittelalterliche Stadt – zu einer Zeit, als kein Mensch in einer Altbauwohnung wohnen wollte. Die Altstadt war ein einziges Glasscherbenviertel – Hanske schrieb über die Menschen, die jeden Tag ihr oft karges und einfaches Leben fristeten. Über die Radi Marie zum Beispiel, von der bekannt ist, dass sie am Krauterermarkt ihren Radi verkaufte und weil das nächste Klo so weit weg war, öfter den Rock hob und hinbieselte.

Aber auch die Mächtigen fürchteten Hanske für seine spitze Feder. Allen voran der damalige Oberbürgermeister Friedrich Viehbacher. Der etwas grobholzige CSU-Politiker mit der Hakennase fing irgendwann mal, wahrscheinlich wegen zunehmender Gewichtsprobleme, zum Joggen an. Hanske legte sich auf die Lauer. Die Reportage begann sinngemäß so: „Plötzlich kommt eine Nase um die Ecke.“ Wahnsinn. Solche Sätze traut sich heute kein Journalist mehr schreiben.

Hanske war das krasse Gegenteil eines Schreibtischtäters – und damit das Gegenteil von dem, was heute Journalisten auch im Lokalen ausmacht. Eine Story brandaktuell in das immer gierig das Maul aufreißende Internet zu schreiben, das geht besser, wenn man dazu am Rechner sitzt und seine Mails checken kann. Für Menschen und ihre Blickwinkel ist dabei immer seltener Platz.

Horst Hanske lebte die letzten Jahre seines Lebens mit der Krankheit Demenz. Der einst so sportliche, groß gewachsene Mann mit dem scharfen Geist wusste nichts mehr von den vielen Geschichten, die er über Regensburg schrieb und die er den Regensburgern schenkte.

Ein ganz großer ist gegangen, von dem sich die Zeitungsmacher der Gegenwart eine große Scheibe abschneiden sollten.  

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