Medikamente
Regensburger Sexualpsychiater hält Pädophilie für heilbar

08.07.2017 | Stand 13.09.2023, 1:13 Uhr
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Der Regensburger Sexualpsychiater Michael Osterheider glaubt, dass über kurz oder lang eine Behandlung mit Medikamenten von Pädophilen möglich sein wird. Die Sexualstörung trete nur bei Männern und meistens in der Pubertät auf.

REGENSBURG „Die Pädophilie tritt in der Pubertät auf. Sie betrifft nur Männer – es gibt im eigentlichen Sinne keine pädophilen Frauen. Es muss also etwas mit Testosteron, dem männlichen Sexualhormon zu tun haben“, so Osterheider. „Das würde bedeuten, dass wenn die Ursachen genau bekannt sind, dann können wir die Pädophilie auch medikamentös behandeln“, so der Experte. Osterheider beantwortete Fragen am Rande eines Kongresses von internationalen Forensikern in Regensburg. Derzeit ist er Sprecher des Netzwerkes „Kein Täter werden“, das deutschlandweit neun Anlaufstellen für Männer betreibt, die an sich pädophile Neigungen entdeckt haben und noch nicht straffällig wurden.

Derzeit plant die Initiative eine Studie, die aus dem bislang größten Datenfundus über pädophile Männer weltweit schöpfen kann. „Wir haben jetzt allein für Regensburg die Daten von 400 bis 500 Fällen“, so Osterheider. Auf neun Standorte in ganz Deutschland verteilt, sei dies ein großer Datensatz, um die Hintergründe der Pädophilie zu beleuchten. „Offenbar sind es bestimmte Hirnstrukturen, die anders funktionieren als bei sexuell normal orientierten Männern“, so der Experte. Deutschland sei international auf dem Forschungsfeld führend, weil Deutschland das erste Land sei, „das sich getraut hat, Anlaufstellen für pädophile Männer zu schaffen“, so der Regensburger.

„Deutschland ist auf diesem Feld führend“ Bisher habe man bei der Therapie in Regensburg von 400 bis 500 behandelten Männern lediglich zwei Übergriffe auf Kinder gehabt. „Dabei handelte es sich um leichtere Übergriffe wie das Berühren des Genitals eines Kindes“, so Osterheider. Man habe sofort Konsequenzen gezogen. Eine kürzlich durchgeführte Teilstudie kam übrigens zu dem Ergebnis, dass etwa acht Prozent der Jugendlichen bereits sexuellen Missbrauch erleiden mussten.

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