Medizin
Regensburger Ex-Hoffnung für die SPD und das Problem mit Frauen in Weiß

07.07.2017 | Stand 12.05.2024, 21:26 Uhr

Immer mehr Frauen studieren Medizin, wenige schaffen es auf begehrte Lehrstühle oder in Führungspositionen. Jetzt gerät ausgerechnet die Klinik ins Visier der Medien, in der die frühere Hoffnung der Regensburger SPD Chef ist.

REGENSBURG Lange Zeit über galt Prof. Jürgen Schölmerich als die Hoffnung der Regensburger SPD. Der Mediziner, der Ordinarius für Innere Medizin am Uniklinikum Regensburg war, sollte die nach der OB-Abwahl Christa Meiers lädierte Partei zu neuer Stärke führen. Doch alles kam anders: Schölmerich zog sich zurück, konzentrierte sich auf seine Karriere in der Medizin, wurde schließlich 2010 Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik in Frankfurt am Main.

Ausgerechnet dem SPD-Mann droht dort nun einiges Ungemach – wegen Frauen. Vergangene Woche berichtete das Magazin Der Spiegel umfangreich darüber, dass mehr als 60 Prozent aller Medizin-Absolventen in Deutschland Frauen seien – in Spitzenpositionen sucht man sie indes vergeblich. Schölmerichs Uniklinik wurde geradezu exemplarisch als frauenfeindliches Territorium dargestellt, in dem ein „Boy‘s Club“ (O-Ton Schölmerich) regiert.

Zahlreiche Ärztinnen haben demnach das Klinikum in Frankfurt wütend verlassen, weil sie von ihren Chefs entweder zurückgestuft wurden oder man ihnen klar gemacht hat, dass sie ohnehin keine Karriere machen werden. Der Spiegel breitet das aus, am Ende des Magazin-Artikels fragt man Schölmerich, ob er etwas zu ändern gedenke. Der verneint. Es handle sich um „bedauerliche Einzelfälle“, sagt der frühere Wahl-Regensburger. Von einer Frauen-Quote hält Schölmerich nichts: „Ich glaube nicht, dass man da mit Druck etwas erreichen kann, das ist eine Sache, die sich entwickeln muss, die braucht Zeit“, so Schölmerich.

In Regensburg übrigens hat man als Direktorin der Klinik für Innere Medizin mit Martina Müller-Schilling kürzlich eine Frau berufen. Sie ist zwar deutlich in der Minderheit als Chefin einer Klinik an der Uni, aber immerhin: Im Vergleich zu Frankfurt ist Regensburg modern.  

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