Unterwegs für den guten Zweck
Regensburger Ärzte im Einsatz in Myanmar

10.12.2018 | Stand 03.08.2023, 20:32 Uhr
−Foto: Foto: Prantl/ Krankenhaus St. Josef

Ein Team des Caritas-Krankenhauses St. Josef und des Universitätsklinikums operierte in Südostasien Menschen mit Fehlbildungen oder Kriegsverletzungen. Zwölf Tage waren die Ärzte dort, opferten Urlaubstage und Freizeit.

REGENSBURG Es war Hilfe für diejenigen, die sie am nötigsten brauchen: In Myanmar haben Ärzte aus Regensburg Menschen eine Behandlung ermöglicht, denen der Zugang zu einer angemessenen medizinischen Versorgung ansonsten versperrt geblieben wäre. Denn das, was bei uns als selbstverständlich gilt, ist in dem von jahrzehntelangem Bürgerkrieg und Armut geprägten Land für die meisten Menschen undenkbar. Vor Kurzem waren die Chefärzte des Caritas-Krankenhauses St. Josef, Professor Dr. Dr. Lukas Prantl (Plastische und Ästhetische Hand- und Wiederherstellungschirurgie) und Privatdozent (PD) Dr. Michael Pawlik (Anästhesie), mit den beiden Oberärzten Dr. Phillip Lamby und Dr. Vanessa Brébant (Plastische und Ästhetische Hand- und Wiederherstellungschirurgie), mit Jörg Seifert und Lea Pawlik von der Anästhesieabteilung sowie mit Dr. Hans-Christoph Aigner (Anästhesie) und Dr. Thiha Aung (Plastische und Ästhetische Hand- und Wiederherstellungschirurgie) vom Regensburger Universitätsklinikum für zwölf Tage in Mandalay – um Menschen in Not zu operieren.

Die Patienten, die im General Hospital in Mandalay auf die Mediziner aus Regensburg warteten, hatten ganz unterschiedliche Krankheitsbilder: Sie litten unter den Folgen von Verbrennungen und Verletzungen, Tumor-Erkrankungen oder an Kiefer-, Lippen- und Gaumenspalten. Ihre Gesichter waren teils entstellt, was in dem südostasiatischen Land häufig als göttliche Strafe gesehen wird. Die Patienten hofften auf Heilung – und darauf, wieder Teil der Gesellschaft zu werden.

So wie die Eltern des vier Monate alten Babys, dessen klaffende Lippe Prof. Prantl mit seinen Kollegen operierte. Das Kind hatte eine Mund-Kiefer-Gaumen-Spalte, wie sie in Myanmar häufig vorkommt. In der Klinik in Mandalay, der zweitgrößten Stadt des Landes, fehlte es an vielem – nicht nur an medizinischen Instrumenten und Material, das Prantl aus der Heimat mitgebracht hatte. Während der Operation wurde es plötzlich dunkel. Stromausfall. Die einheimischen Ärzte und Pfleger kannten solche Zwischenfälle bereits. Die Regensburger nicht. Das Beatmungsgerät und die Überwachungsmonitore standen still. Nun war Improvisationstalent gefragt, um die Beatmung der Patienten ohne Strom sicherzustellen. Mit Stirnlampe und Handbeatmung wurde weiter operiert. Mit Erfolg.

Auf dem Gang vor dem Operationssaal wartete die Familie des operierten Babys. Niemals hätten sich die Eltern die medizinische Versorgung ihres Kindes leisten können. Die Behandlung kostete 1.000 Dollar – bei einem durchschnittlichen Gehalt von 100 Dollar pro Monat für eine Familie in Myanmar ist das eine unbezahlbare Operation.

Finanziert wurde die Hilfsaktion mit Unterstützung des Regensburger Rotary Clubs Porta Praetoria und mit Spenden, die anlässlich des 50. Geburtstages von Prantl eingegangen waren. Das Krankenhaus St. Josef lieferte zudem Material für den Einsatz. Caritas-Direktor Michael Weißmann: „Es ist für uns als katholischer Träger eines Krankenhauses selbstverständlich, dass wir den Einsatz unseres Teams in jeder Hinsicht unterstützen. Natürlich macht es uns stolz, dass ein ganzes Team unserer Mitarbeiter Urlaubstage und Freizeit opfert und ein solches Hilfsprojekt im Ausland unterstützt.“

Bereits vor zwei Jahren waren Prantl und Pawlik bei einem Hilfseinsatz in Myanmar. Damals waren sie mit Interplast unterwegs gewesen, einem vor 25 Jahren gegründeten gemeinnützigen Verein, der kostenlos Operationen im Bereich der plastischen Chirurgie in Entwicklungsländern durchführt. Die Eindrücke waren so nachhaltig, dass Prantl beschloss, ein eigenes Team aus Regensburg auf die Beine zu stellen, um nochmals operative Hilfe nach Myanmar zu bringen. Es dauerte nicht lange, bis sich ein Team zusammengefunden hatte.

Die Ärzte nahmen Eindrücke aus einer ganz und gar anderen medizinischen Welt mit zurück nach Regensburg. Und darüber hinaus: die große Dankbarkeit, die ihnen die Patienten in Mandalay entgegengebracht haben. Pawlik: „Es ist schön zu sehen, dass die Hilfe direkt da ankommt, wo sie dringend gebraucht wird.“ Und eben aus diesem Grund planen die Ärzte den Hilfseinsatz in Myanmar für das kommende Jahr erneut.

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