Kirche
„Regensburg als Nabel der Weltkirche?“

04.01.2018 | Stand 13.09.2023, 0:29 Uhr
Fritz Wallner
−Foto: Foto: Eckl

Zum Bericht „Ohne Weihnachten kein Vaterunser“ vom 24. Dezember erreichte uns dieser Leserbrief:

„Regensburg als Drehkreuz der Weltkirche? Fast könnte man rund um Weihnachten 2017 diesen Eindruck gewinnen. Bischof Voderholzer kritisierte öffentlich im Vorfeld die französischen Bischöfe, weil sie im Vaterunser eine Stelle neu übersetzten. Er nutzte auch seine Christmetten-Predigt, um eine stellenweise Neuübersetzung abzulehnen, womit er sich im Gegensatz zu Papst Franziskus befindet, der Anfang Dezember die Vaterunser-Bitte „und führe uns nicht in Versuchung“ als „keine gute Übersetzung“ bezeichnet hatte. Schließlich schwingt sich auch gleich noch – öffentlich – per Twitter der Regensburger Generalvikar Michael Fuchs zu einem Angriff auf Papst Franziskus wegen dessen Weihnachtsansprache an die Kardinäle auf. Ganz im Sinne seines Vorbildes Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der sich seit seiner Absetzung als Chef der Glaubenskongregation durch alle Medien weltweit jammert und immer feste – selbstverständlich öffentlich – den Papst kritisiert. Von Regensburg lernen, heißt siegen lernen, hatte Müller einst während seiner Regensburger Amtszeit die staunende Öffentlichkeit wissen lassen.

Welchen Sieg er wohl gemeint hat? Nur zur Erinnerung: Als Müller noch Bischof von Regensburg war, hat er auf unbedingten Gehorsam ihm und dem Papst (Benedikt XVI.) gegenüber gepocht, den Pfarrern vorgeschrieben, an welcher Türe seiner Limousine er in einer Pfarrei zu begrüßen war und kirchlichen Mitarbeitern den Gang vor ein ordentliches Gericht verboten. Es genügte schon, seine Träume von einer beispielhaften und mitfühlenden Kirche auf Papier festzuhalten, um bei Müller am Rande einer Abmahnung zu wandeln. Und noch schlimmer: Wer nicht bedingungs- und willenlos der höfisch-autoritären Linie des Bischofs Müller folgte oder auch nur die leisesten Anfragen an Entscheidungen von Papst Benedikt XVI. verlauten ließ, der wurde rigoros als Kirchenfeind gebrandmarkt.

Seit der beliebte Seelsorger Franziskus an der Spitze der römisch-katholischen Kirche steht, scheint in hohen Regensburger Kirchenkreisen Papstkritik chic geworden zu sein. Ob man damit von Regensburg lernen – und siegen – kann? Wohl eher nicht, denn die Menschen mögen den Papst vom anderen Ende der Welt, und sie schätzen seine Menschlichkeit ebenso wie seine Einfachheit. Und das wird für die Zukunft der Kirche zunehmend als wichtiger erkannt, als theologische Spitzfindigkeiten öffentlich auszutauschen.“

Fritz Wallner,

Schierling

Regensburg