Luft nach oben
Rathaus-Livestream: Stadt veröffentlicht Zahlen

06.07.2017 | Stand 27.07.2023, 1:32 Uhr

Der Verwaltungsausschuss wird am 30. Januar über den aktuellen Sachstand hinsichtlich der Übertragung von Stadtratssitzungen live im Internet informiert. Die Zugriffszahlen bewegen sich im mittleren zweistelligen Bereich – ein klarer Erfolg! Dabei hätte die Stadt noch jede Menge Luft nach oben...

PASSAU Seit Mitte September vergangenen Jahres werden alle öffentlichen Sitzungen des Plenums und der Stadtratsausschüsse live im Internet übertragen. „Nach der Durchführung einiger Verbesserungen kann die Qualität des Livestreams nun als durchaus vorzeigbar bezeichnet werden", schreibt die Stadt in ihrer aktuellen Pressemitteilung. „Die Bildqualität der Übertragung ist zufriedenstellend, allerdings ist nach wie vor die Tonqualität verbesserungswürdig", wird selbstkritisch angemerkt. „Diese Problematik besteht insbesondere deshalb, weil die Stadtratsmitglieder nicht an einem Rednerpult (mit installiertem Mikro) stehen, sondern von ihrem Sitzplatz aus sprechen."

Das Internet-Hickhack hatte in den vergangenen Monaten für jede Menge Wirbel gesorgt, u.a., weil sich die SPD-Fraktion zunächst nicht filmen ließ. Auch SPD-Häuptling Jürgen Dupper soll nach wie vor kein großer Freund des Livestreams sein. In der aktuellen Pressemeldung rechnet die Stadt die Kosten vor: „Für den Livestream fallen pro Jahr 5.000 € für die Nutzung eines externen Servers und Leitungskapazitäten an. Darüber hinaus schlägt die Übertragung aller Plenums- und Ausschusssitzungen mit Personalkosten in Höhe von ca. 800,00 €/Monat und 9.600,00 €/Jahr zu Buche. Die errechnete Arbeitszeit entspricht bei 115 Sitzungen pro Jahr 1⁄4 Vollzeitkraft."

Die implizierte Frage in der Pressemeldung lautet: Ist der Livestream sein Geld wert? Die aktuellen Zugriffszahlen liegen im mittleren zweistelligen Bereich. Die Stadt hat in ihrer Pressemitteilung alle Zugriffszahlen (siehe Foto ganz unten) des letzten Jahres veröffentlicht, die zunächst wenig spektakulär erscheinen: Rekordhalter ist die erste Übertragung vom 19. September (Verwaltungsausschuss) mit 241 Besuchern. Die Umweltausschusssitzung vom 5. Oktober hatte gerade mal vier Besucher, während beispielsweise der Bauausschuss am 27. Oktober wieder mit 113 Besuchern aufwarten kann. Die Haushaltssitzung am 5. Dezember hatte 141 Besucher, das Plenum am 19. Dezember hingegen nur 20.

Was im Internet von den Zugriffszahlen her zunächst als relativ mickrig erscheint, ist dann doch beachtenswert: Immerhin soll den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit gegeben werden, öffentliche Sitzungen auch von zu Hause mitverfolgen zu können, ohne den Weg ins Rathaus auf sich nehmen zu müssen. Unter diesem Aspekt ist der Livestream als voller Erfolg zu verbuchen: Kaum vorstellbar, dass bei einer Haushaltssitzung 141 Besucher vor Ort einen geeigneten Platz gefunden hätten.

Die Zugriffszahlen wären vermutlich weit höher, wenn die Stadt Passau Werbung im Netz per Newsletter oder offensiver Homepage-Ankündigung für die jeweiligen Sitzungen machen würde. Bislang erschien immer kurz vor der Sitzung gerade mal ein dezenter Linkverweis auf der Internetseite der Stadt. Das Rathaus scheint das Klick-Potential, das die Übertragungen zweifelsohne hätten, noch nicht erkannt zu haben. Oder ist Eigenmarketing in Sachen Livestream von oberster Stelle vielleicht dann doch nicht so erwünscht..? 

Passau