Alle bekommen ihr Fett weg
Pupshausen, der Machtmensch und die Spießer von Landshut

07.07.2017 | Stand 13.09.2023, 3:46 Uhr
Alexander Schmid

Ein Theatermacher schreibt in einem Buch über seine Erlebnisse in Landshut. Parallelen zu realen Landshuter Persönlichkeiten sind dabei keine Zufälle. Das dürfte für Ärger sorgen.

LANDSHUT Es gibt viele Bücher über Landshut. Die meisten handeln von der Historie der Stadt, von der mittelalterlichen Kulisse, ihrer fast schon mediterranen Schönheit. Das Buch, das im letzten Jahr erschienen ist, kann man wohl nicht als Werbung für die Stadt bezeichnen: „Pupshausen“ ist die Bezeichnungen des Autors Michael Klemm für die Stadt an der Isar, der in seinem Machwerk „Die Hofnarren“ über das niederbayerische „Kaff“ und viele seiner spießigen Bürger herzieht. Vor allem aber lässt er die politische Prominenz, allen voran den Oberbürgermeister, nicht ungeschoren davonkommen.

Angesiedelt ist die Geschichte in den 90er Jahren. Sie handelt von einer kleinen Theatertruppe, die ein beschauliches niederbayerisches Nest so richtig aufmischt und sogar den Stadtfürsten gegen sich aufbringt. Die Geschichte ist laut Autor „selbstverständlich frei erfunden“ und Ähnlichkeit zu real existierenden Personen in dem Buch sind freilich rein zufällig und nicht beabsichtigt – allerdings schon sehr verblüffend. In dem Buch geht es um das Theater Café Molière, dem Vorläufer des kleinen Theaters in Landshut, das früher in der Neustadt angesiedelt war. Gründer des Theaters war Anfang der 90er Jahre der Autor des Buches, Michael Klemm, im Buch heißt er „Nickel“. Schon nach wenigen Seiten wird klar: Hier handelt es sich nicht nur um eine rein fiktive Geschichte, das ist eine späte Abrechnung mit der Stadt, der damaligen Politik und ihren Bürgern.

Ob Oberbürgermeister Leimer, Stadtrat und Bürgermeister Ludwik Zelle, Klemms Nachfolger im kleinen Theater, die Förderer oder die Mitglieder des Trägervereins – vom Autor liebevoll als Theaterkontrollmiliz bezeichnet – viele Landshuter werden sich in den Figuren des Buches wiedererkennen. Und sie werden bestürzt sein, was sie über sich lesen müssen. Allen voran der Oberbürgermeister. Er wird mit wenig schmeichelhaften Bezeichnungen als „Machtmensch“ beschrieben, der dem Ensemble des Theaters Molière letztlich durch Intrigen und Machenschaften das Aus beschert habe.

Aber auch der damalige Leiter der Hauptverwaltung, Leimers „Sensenmann“, bekommt sein Fett weg, genauso wie die Landshuter Hochzeit in einem Seitenhieb. Im Fadenkreuz der spitzen Feder auch Stadtrat „Ludwik Zelle“, der „Oberlehrer mit dem ewigen Grinsen“. Der Theaterverein, der im Roman von Leimer gegründet wurde, habe aus „nichtssagenden Menschen mit nichtssagenden Ideen“ bestanden, aus „wichtelnden Bürgern“ – „geballtes Kleinbürgertum“ eben. Der Held des Romans, „Nickel“ ist, der Macher jenes Theaters und – die Vermutung liegt natürlich nahe – niemand anderes als der Autor selbst. Im Roman hat er endlich Leben in das prüde Nest gebracht.

Der Autor lebt derzeit in Potsdam, hat wieder ein Theater gegründet. Real existierende Figuren aus dem Buch glauben, dass er es aber bald wieder mit Landshut zu tun bekommen könnte: „Einige der genannten Personen hetzen dem ihre Anwälte auf den Hals“, ist sich ein Betroffener sicher. Tatsächlich dürfte die Nähe der fiktiven Figuren zur Wirklichkeit einigen dann doch etwas zu groß sein. Anmerkung der Redaktion: Aus Rücksicht auf die Beteiligten haben wir darauf verzichtet, prägnante Passagen aus dem Buch zu veröffentlichen.

Was der Autor des Buches dazu sagt und einen Kommentar lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Landshuter Wochenblattes oder ab Mittwochmittag online in unserem E-Paper.

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