"Get a fLAt" sucht Wohnungen für Flüchtlinge
Potenzielle Vermieter und Patenschaften gesucht!

10.07.2017 | Stand 02.08.2023, 17:04 Uhr

Anerkannte Flüchtlinge können und wollen aus Gemeinschaftsunterkünften ausziehen, doch viele Vermieter zögern, sie normale Wohnungen zu lassen. Nun rühren Wohlfahrtsverbände die Werbetrommel.

LANDSHUT Der Bedarf ist riesig, die Not oft sehr groß und das Angebot erschreckend gering: Eine Kooperation zwischen Caritasverband Landshut, „Blaue Tür“ der Diakonie Landshut, die Migrationsberatungen der AWO Landshut und des Landshuter Netzwerks suchen dringend private Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge und Asylbewerber.

Die junge Initiative ist das Projekt „get a fLAt“ unter Federführung des Caritasverbands Landshut e.V.. Koordinatorin ist Hanna Scholz  (Foto) von der Caritas.

Knapp 100 Bewerber – davon 40 Prozent alleinstehende Männer und 60 Prozent Familien mit Kindern bzw. alleinerziehende Frauen – suchen mit „get a fLAt“ eine Bleibe. Es gibt natürlich eine noch viel größere Anzahl an anerkannten Flüchtlingen, die dringend eine Wohnung suchen. Im Projekt befindet sich nur „die Spitze des Eisbergs“. Das Projekt ist aktuell „voll“; Hanna Scholz bekommt täglich Anfragen von wohnungssuchenden Flüchtlingen, die sie nicht mehr aufnehmen kann.

Zu beneiden ist Hanna Scholz mit ihrer Aufgabe nicht. Seit April haben bei ihr zehn Vermieter angerufen, die es sich vorstellen können, einer Flüchtlingsfamilie mit anerkanntem Asylstatus eine Wohnung zu vermieten. „Davon konnte ich zwei Wohnungen tatsächlich an die Bedürftigen vermitteln“, so die Diplom-Sozialpädagogin. Eine sehr geringe Erfolgsquote.

Woran das liegt? „Erstens ist der Wohnungsmarkt in und um Landshut generell schwierig für Bewerber jeglicher Herkunft“, so Scholz. Das schließt auch Deutsche bzw. Niederbayern mit ein. Zweitens gebe es eben viele Vorbehalte von Seiten der Vermieter, „die in den meisten Fällen unbegründet sind“, so Scholz. Kulturelle Unterschiede, eine andere Religion, Kleidungsgewohnheiten wie das Kopftuch bei Frauen oder fehlende deutsche Sprachkenntnisse sorgen für Berührungsängste.

„Die Vermieter können sich selbst ein Bild von den Mietbewerbern machen. Dabei werden Vorurteile abgebaut“, so Scholz. Zudem profitieren die Vermieter von gesicherten Mieteinnahmen gemäß aktuellem Mietspiegel. Bei anerkannten Flüchtlingen zahlt der Jobcenter die Miete, genauso wie bei Hartz-IV-Empfängern, gemäß SGB II. Diese Regelung gilt so lange, bis einer der Bewohner ein Einkommen hat, mit dem sich die Miete selbst bestreiten lässt. Bei Härtefällen aus dem Kreis der nicht anerkannten Flüchtlinge – Krankheit oder Familienzusammenführung mit „Auszugsgestattung“ aus der Asylbewerberunterkunft – zahlt das jeweilige Sozialamt die Miete.

Das Projekt „get a fLAt“ – wobei „LA“ für Landshut steht – ist eine Kooperation von vier Partnern: 1. Caritas, 2. Diakonie mit „die blaue Tür“, 3. Migrationsberatung der AWO Landshut, 4. Landshuter Netzwerk, Migrationsberatung. Hanna Scholz sucht Vermieter mit Objekten im Landkreis und auch in der Stadt Landshut, „bei denen die Bedingungen stimmen“. Will heißen, Bus- bzw. Zuganbindungen an die größeren Städte müssen gewährleistet sein, denn „Mobilität ist für die Flüchtlinge sehr wichtig, weil sie Fahrten zum Deutschkurs, zur Arbeit, zu Fachärzten usw. erleichtert“.

Appell und Information bei der Caritas Landshut

Hanna Scholz ruft potenzielle Vermieter von Wohnungen bzw. Einfamilienhäusern im Raum Landshut dazu auf, sich telefonisch bei ihr zu melden. Sie erhalten dann alle relevanten Informationen. Anrufen dürfen bzw. sollen auch Ehrenamtliche, die Wohnungspatenschaften für die Flüchtlinge übernehmen wollen. Kontakt: Hanna Scholz, Caritasverband Landshut e.V., Tel. 0871/ 80 51 11, E-Mail: hanna.scholz@caritas-landshut.de

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