Umweltschutz
Post erkennt an: Einkauf aktuell-Prospekte in Folien verschmutzen Umwelt!

08.07.2017 | Stand 15.05.2024, 11:01 Uhr

Die Deutsche Post, der Riese, der längst mehrheitlich britischen Großinvestoren gehört, ist also eingeknickt: Im Januar soll sich etwas ändern an der Verpackung von Einkauf aktuell. Doch das Zusetzen von Alt-Plastik scheint eine Farce zu sein.

MÜNCHEN Die Deutsche Post, der Riese, der längst mehrheitlich britischen Großinvestoren gehört, ist also eingeknickt. Zumindest teilweise. Deutlich mehr als 130.000 Unterschriften übergab der engagierte 19-jährige Fabian Lehner aus Simbach am Inn vergangenen Mittwoch in der Zentrale der Post in München. Er und die Zeichner wehren sich dagegen, dass die Post mit ihrem Produkt „Einkauf aktuell“ Prospekte, die in Folien eingeschweißt sind, in die Briefkästen werfen lässt (das Wochenblatt berichtete mehrfach).

Die Post verursacht mit „Einkauf aktuell“ wöchentlich 40 Tonnen Plastikmüll – im Jahr sind es mehr als 2.500 Tonnen! „Zunächst werden wir jetzt verschiedene Möglichkeiten testen und beobachten, wie wir eine Verbesserung bei der Verpackung erzielen können“, so Lehner in einer ersten Stellungnahme. Es soll dabei nach einer Lösung für beide Seiten gesucht werden, die auch akzeptabel ist.

Mehrere Möglichkeiten in der Diskussion Bei den Gesprächen wurden mehrere Möglichkeiten diskutiert, dabei ging es auch um eine Verpackung, die aus 50 Prozent Altfolie besteht. Vorstellen können sich die Beteiligten eine schrittweise Lösung. Gemeint ist damit, den Anteil von Altfolie Schritt für Schritt zu erhöhen. Allerdings gibt Lehner zu bedenken, dass dies auch nur eine vorübergehende Lösung wäre und es zunächst auch um Lösungen geht, die technisch umsetzbar sind. In der kurzen Zeit sei eine Komplettlösung nicht möglich gewesen. Ende Januar 2015 soll es zu einem erneuten Treffen kommen, bei dem dann konkrete Vorschläge für ein weiteres Vorgehen auf dem Tisch liegen sollen. „Natürlich werden wir weiterhin Stimmen für die Petition sammeln, damit der Druck aufrechterhalten bleibt“, erläutert Lehner.

Lehner: „Sammeln weiter für die Petition!“

Bis zu diesem Treffen wird es allerdings keine Änderungen bei der Verpackung geben. „Jeder hat heute seine Hausaufgaben mit nach Hause genommen, die bis Ende Januar erledigt werden“, erklärte Post-Pressesprecher Erwin Nier. Übrigens: Wer „Kein Einkauf aktuell“ auf seinen Briefkasten klebt, der erhält natürlich weiterhin alle anderen Prospekte, nicht aber „Einkauf aktuell“.

KOMMENTAR

Alt-Folie? Das soll wohl ein Witz sein?

Die Deutsche Post war vergangenen Mittwoch sichtlich bemüht, einen PR-Supergau abzubiegen. Ein 19-jähriger, engagierter junger Mann bot dem Konzern, der mit unserer alten Post so viel zu tun hat wie Amazon mit dem Buchladen nebenan, die Stirn! David gegen Goliath! Doch das, was Fabian Lehner mit nach Hause nahm, kann sich allzu leicht als Pyrrhussieg herausstellen. Alt-Folie soll dem Plastikbündel zugesetzt werden? Das ist doch lachhaft! Seit Jahr und Tag werden Prospekte in Bayern entweder mit Zeitungen oder separat verteilt. Die Deutsche Post aber ist bauernschlau: All dies geschieht auf dem Rücken und den Rädern der armen Briefträger. Die sollen jetzt die Arbeit machen, die Zeitungsausträger sonst erledigen – und das auch noch nebenbei. Mag sein, dass man mit diesen Methoden in angelsächsischen Ländern, wo der neoliberale Postriese längst eine Nummer ist, Verbraucher blenden kann. In Deutschland, dem Land, das seit Jahrzehnten den Umweltschutz groß schreibt, geht diese Rechnung sicher nicht auf. Ich empfehle der Post deshalb: Sie muss endlich auf den Umweltschutz-Gedanken der Bevölkerung Rücksicht nehmen und Prospekte ohne Plastikfolien verteilen.

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