Druck gegen Wirte:
Polizeidirektor fordert härtere Gangart gegen Gastronomie

05.07.2017 | Stand 13.09.2023, 6:15 Uhr

Es ist erschreckend, wie schnell sich die Worte von Polizeidirektor Wolfgang Mache in traurige Realität verwandelten. Noch am Freitag fragte das Wochenblatt bei Mache an, wie sich die Situation in der Regensburger Altstadt entwickelt hat.

REGENSBURG Am heutigen Mittwoch tagt der Sicherheitsbeirat der Stadt, und Mache wird erneut auf die Situation in der Altstadt eingehen. „Die Zahl unserer Einsätze in der Altstadt stagnieren zwar auf hohem Niveau, aber dafür werden die Delikte heftiger“, fasste Mache gegenüber dem Wochenblatt zusammen. Am Samstag dann kam es in den frühen Morgenstunden schon zum Showdown: Eine Polizeistreife wurde von einem 18- und einem 20jährigen tätlich angegriffen, weil sie einen Streit vor einer Disko am Petersweg schlichten wollte. Erst kürzlich mussten sogar Gäste einer Diskothek im Gewerbepark eingreifen, weil die herbei gerufenen Polizisten renitenten Krawallos nicht Herr wurden. Was ist da los in Regensburg?

Wolfgang Mache macht keinen Hehl daraus, dass er die Gastronomie-Situation für das ausschlaggebende Moment hält. „Offenbar ist der Leidensdruck auf die Gastronomen noch nicht groß genug“, sagte Mache dem Wochenblatt. „Man müsste hier noch viel deutlicher Druck auch im Hinblick auf Konzessionen machen“, sagte Mache. Regensburg habe als „Stadt mit der größten Lokaldichte in ganz Deutschland natürlich ein Problem – wenn ein Studienfreund meiner Tochter aus Berlin begeistert sagt, hier ist es ja viel schöner als in Berlin, weil man hier viel besser weggehen kann, dann hat das natürlich Auswirkungen auf alle, die in der Altstadt wohnen“, sagt Mache deutlich.

Der Polizeidirektor macht deutlich, dass er sich klare Signale von den Wirten wünscht: „Ein Euro für das Stamperl Wodka, das kann doch nicht im Sinne des Erfinders sein“. Mache hat sich auf Reisen umgesehen – er nennt das Beispiel Spanische Treppe in Rom, dort treffen sich zahlreiche Menschen. „Aber man geht dann gegen 12, 1 nach Hause – und das vielleicht mit einem guten Schluck Wein intus, aber nicht sturzbetrunken“. Keiner wolle, dass „um 12 die Bürgersteige hochgeklappt werden“. Aber klar müsse sein, „dass alles Maß und Ziel haben muss“, so Mache. Der Polizeidirektor appelliert an die Wirte, „verantwortungsvoll mit Alkohol umzugehen und allen, die beispielsweise vorglühen und schon betrunken kommen, nichts mehr zu geben“.

Man solle mehr auf Qualität als auf Quantität setzen, mahnt der Polizist. Seiner Ansicht nach „fehlt es hier noch weit bei der Selbstverantwortung der Wirte“. Mache wird diese Kritik am heutigen Mittwoch sicherlich auch anbringen können, denn ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung ist das Projekt „Fair feiern“. Hier haben sich aber viele Wirte bereits eingebracht und klar gestellt, dass Krawall in der Altstadt auch nicht in ihrem Sinne ist.

Dass Wirte aus gegebenen Anlässen in Regensburg auch sehr verantwortungsvoll handeln, haben sie beispielsweise beim Projekt „Keine Bedienung für Nazis“ deutlich gemacht. Als eine Gruppe von Rechtsextremen einen Barkeeper im Picasso niederschlugen, weil der sich schützend vor eine schwarze Mutter mit Kind gestellt hatte, schlossen sich mehr als 100 Wirte der Initiative an. Detlev Staude vom Stadtjugendring will nun wissen, wie die Situation im Hinblick auf Rechtsextreme in Regensburg ist. „Vor allem, wie man sich in solchen Situationen verhalten soll, möchte ich gerne von den Experten wissen“, sagt Staude. „Soll man sich einmischen? Die Polizei rufen? Was kann man tun?“ Eine Frage, die heutigen Mittwoch im Sicherheitsbeirat diskutiert wird.

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