Leid tragen
Pilgerin aus Bernried trägt Grabkreuz nach Altötting

08.07.2017 | Stand 01.08.2023, 21:04 Uhr
−Foto: n/a

Mann von Margit Stein-Schiller ist letztes Jahr 48-jährig an Krebs gestorben.

BERNRIED_25ALTÖTTING Altötting – heiliger Ort seit Jahrtausenden. Der oberbayerische Ort ist Deutschlands bedeutendster Wallfahrtsort. Mehr als eine Million Menschen pilgern alljährlich zur Schwarzen Madonna in der Gnadenkapelle. Unter den Pilgern, die den beschwerlichen Fußmarsch auf sich nehmen, war zu Pfingsten auch Margit Stein-Schiller. Die Bernriederin marschierte die knapp 100 Kilometer mit dem Grabkreuz ihres Mannes auf dem Rücken, der vergangenes Jahr an Krebs starb.

Früher sind die 43-Jährige und ihr Mann noch gemeinsam jedes Jahr zusammen mit dem Deggendorfer Pilgerzug nach Altötting gewandert. Seit 2006 ist dies Ausdruck ihres Glaubens und ihrer Frömmigkeit. 2013 musste die Pilgerreise ausfallen. „Mein Mann war schon sehr stark an Krebs erkrankt“, berichtet die Bernriederin. Im Oktober des gleichen Jahres verlor er schließlich den Kampf gegen die grausame Krankheit.

In diesem Jahr machte sie sich wieder auf den Weg, mit dem Grabkreuz ihres Mannes auf dem Rücken. „Meine Schwiegermutter hatte ein Kränzchen um das Kreuz gebunden“, erzählt sie. Der Trachtenverein Edenstetten steuerte einen Fahnengurt bei. Ewald Kraus, Schreinermeister aus Weibing, tüftelte eine Konstruktion, damit die Pilgerin das Kreuz damit tragen konnte.

Feierliche Messe für die Deggendorfer

Am Freitag, 6. Juni, setzte sich die Pilgergruppe in Plattling in Bewegung. In Eggenfelden fanden die rund 400 Pilger in Pensionen und Bauernhöfen eine Unterkunft. Ab Eggenfelden schwoll der Pilgerzug auf über 1000 Gläubige an. Am Samstag waren die knapp 100 Kilometer Fußmarsch bewältigt. In dem Wallfahrtsort wurde die Pilgerin bereits von ihren Schwiegereltern empfangen, die mit dem Auto angereist waren. Um 11 Uhr wurde eigens für die Deggendorfer Pilgergruppe eine feierliche Messe abgehalten.

Es war übrigens nicht das erste Mal, dass Margit Stein-Schiller den beschwerlichen Weg mit einem Grabkreuz auf sich genommen hat. Auf ihrer ersten Pilgerreise im Jahr 2006 hat sie zusammen mit ihrem Mann das Grabkreuz ihres viel zu früh verstorbenen Sohnes getragen.

Und wenn sich im kommenden Jahr der Deggendorfer Pilgerzug auf den Weg in den heiligen Ort macht, wird Margit Stein-Schiller wieder mit dabei sein. „Dann aber ohne Kreuz, außer es stirbt ein naher Verwandter“, so die Bernriederin.

Alljährlich marschieren übrigens viele Gläubige mit einem Kreuz auf dem Rücken um die Gnadenkapelle in Altötting. Es sind Menschen, die ein Leid zu tragen haben. Sie verbinden ihr Leid symbolisch mit dem Kreuz und bitten die Muttergottes um ihren Beistand.

Deggendorf