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Phantastisch: Mit Virtueller Realität ins Jahr 1540 nach Regensburg reisen!

11.07.2017 | Stand 13.09.2023, 7:02 Uhr
−Foto: Foto: Lehrstuhl für Medieninformatik der Uni Regensburg

Die Virtuelle Realität hält im Historischen Museum Einzug – ein Team des Lehrstuhls für Medieninformatik an der Uni Regensburg baut gerade virtuell den Neupfarrplatz des Jahres 1540 nach. Die Ergebnisse sind beeindruckend!

REGENSBURG Das kahle Labor an der Uni Regensburg lässt nicht erahnen, dass hier Vergangenheit und Zukunft aufeinanderprallen. Doch genau hier wird derzeit eines der spannendsten Projekte Regensburgs verwirklicht: Der Medieninformatiker Martin Dechant entwirft, zusammen mit seiner Kollegin Marlena Wolfes und seiner Schwester Maria Dechant, eine virtuelle Umgebung, die das Regensburg der Reformation wieder auferstehen lässt! 1540 ist das Jahr, in dem die Reichsstadt Regensburg die Konfession wechselt und evangelisch wird. „Kaum ein Platz hat sich so verändert, wie der Neupfarrplatz“, sagt Dr. Wolfgang Neiser vom Museum.

Das Historische Museum geht völlig neue Wege und holt sich modernste Technik ins Haus. Schon am Bürgerfest sollen die Regensburger einen Blick durch die Brille werfen können. Vor ihnen wird der Neupfarrplatz auferstehen, die Neupfarrkirche ist noch in einer ersten Bauphase vollendet, erst im 19. Jahrhundert bekam sie ihre heutige Form. Das Juden-Ghetto, ein unfassbares Gewirr an Gassen, und auch die Synagoge sind im Jahre 1519 dem Erdboden gleich gemacht worden. An ihrer Stelle steht eine Wallfahrtskirche zur „Schönen Madonna“, einer der Hotspots der Stadt. „Wir wollen, dass man nachempfinden kann, wie es in der kleinen Kirche aussah, die zeitweise von bis zu 5.000 Menschen besucht war“, sagt Mia Dechant. Sie ist Lehramtsstudentin, berät die IT-Spezialisten auch historisch. Ihre Spezialität ist es, die Präsentation so aufzubereiten, dass etwas hängen bleibt beim Betrachter.

Wissenschaftlicher Spezialist ist Dr. Neiser vom Museum. „Natürlich können wir nicht bis ins letzte Detail wissenschaftlich exakt sein, aber darum geht es hier auch gar nicht“, so der Kunsthistoriker. Doch das Museum liefert die Vorlagen für das, was Martin Dechant und seine Kollegin auf der „Maschine“ entwerfen – eine Reise in eine vergangene Zeit. Nachgebaut wird auch eine Küche in einem Bürgerhaus, das am Neupfarrplatz stand. „Wir stellten fest, dass meine Kollegin sich darin einwandfrei bewegen konnte, aber ich bin eben über 1,70 Meter groß, ich stand mit dem Kopf in der Decke“, schmunzelt Martin Dechant.

Denn das Gefühl ist atemberaubend, wenn man die Brille aufsetzt. Man bewegt sich in einer Küche des Jahres 1540, sieht, wie damals Speisen zubereitet wurden, die Krüge und das Geschirr sind exakt den Vorgaben nachempfunden, die von den Originalen des Museums gemacht wurden.

Im Herbst sollen Besucher denn im Historischen Museum den Neupfarrplatz der Vergangenheit bereisen können. Dr. Neiser ist elektrisiert, man spürt, er verspricht sich, die vielen wertvollen Exponate aus dem Museum nochmals ganz anders erlebbar zu machen. Die Möglichkeiten sind vielfältig: Wie wäre es mit dem Römerlager, das man in der virtuellen Welt durchschreiten kann? Neiser ist auch da begeistert: „Auch das wäre wunderbar“, so der Fachmann.

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