Pädagogische Arbeit mit Tieren
Pferde „Jack“ und „Spockl“ helfen Kindern mit Entwicklungsstörungen

01.08.2017 | Stand 21.07.2023, 4:38 Uhr
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Schöllnacherin bietet tiergestützte Pädagogik mit Pferden

Schöllnach. Das Glück der Erde liegt bekanntlich auf dem Rücken der Pferde. Die edlen Vierbeiner haben jedoch noch mehr auf dem Kasten. Ihre Anwesenheit und ihr gezielter Einsatz in der pädagogischen Arbeit kann verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen helfen. Dieses Konzept macht sich Jennifer Israel-Sendfeld zunutze. Die Schöllnacherin bietet auf ihrem Hof in Poppenberg zusammen mit Mix-Wallach „Jack“, Paint-Horse-Wallach „Spockl“ und Mischlings-Hündin „Skippy“ tiergestützte Pädagogik mit Pferden an.

Die Arbeit mit Pferden wurde der 37-Jährigen in die Wiege gelegt. Schon als Jugendliche gab sie Reitunterricht im elterlichen Reitstall bei Vilsbiburg.

Pferde akzeptieren Menschen vorurteilslos

Im Jahr 2012 kaufte sie zusammen mit ihrem Mann Arne Sendfeld einen Hof in Poppenberg bei Schöllnach. Neben Pferden war aber auch schon immer die Pädagogik, die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ihr Steckenpferd. Deshalb absolvierte sie den Studiengang Bildungswissenschaft, den sie Anfang 2017 mit dem akademischen Grad „Bachelor of Arts“ abschloss. „Jetzt ist es an der Zeit, mein Ideal, die Verbindung von tiergestützter Arbeit und pädagogischen Maßnahmen, zu verbinden“, so Jennifer Israel-Sendfeld. „Deshalb habe ich den Schwerpunkt meiner freiberuflichen Tätigkeit als Reitlehrerin und Trainerin im Westernreitsport nun verlagert auf die tiergestützte Pädagogik mit Pferden.“

Die Pädagogin kennt zahlreiche Beispiele aus der Praxis, in denen Tiere erfolgreich als pädagogisches Medium zur Kinder- und Jugendhilfe eingesetzt werden. „Insbesondere Mädchen und Jungen mit besonderem Förderbedarf, die ,therapie-müde‘ sind, oder zu denen auf ,normalem‘ Weg kein Zugang gefunden wird, können von der tiergestützten Pädagogik profitieren“, weiß sie. Die Pferde dienen dabei als Medium, um verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche noch besser erreichen zu können. Denn durch die Anwesenheit eines Tieres komme es zu meist positiven Veränderungen. „Pferde akzeptieren Menschen bedingungs- und vorurteilslos“, so Jennifer Israel-Sendfeld. „Sie vermitteln Lebensfreude und Selbstbewusstsein, können Ängste und Aggressionen lindern und ermöglichen positive Sozialerfahrung.“ Zudem vermitteln die Tiere das Gefühl, gebraucht zu werden, bei gleichzeitiger Einforderung von respektvollem Umgang und Verantwortung.

Ihre Zielgruppe sind fünf- bis 18-jährige Mädchen und Jungen mit Verhaltensauffälligkeiten. „Mithilfe des Pferdes gelingt es dem Mädchen oder dem Jungen, positive Erlebnisse und Kompetenzerfahrungen zu machen, woraus Vertrauen und Sicherheit wachsen können.“

Zunächst wird eine Schnupperstunde vereinbart. Darauf aufbauend werden dann zunächst zehn Fördereinheiten durchgeführt.

Speziell geschulte Tiere werden eingesetzt

Neben der Förderung verhaltensauffälliger Kinder wird zudem speziell für Schüler der ersten bis zur sechsten Klasse aller Schularten tiergestützter Nachhilfe-Unterricht in Englisch, Mathematik und Deutsch angeboten. Außerdem finden auf dem Anwesen in Poppenberg noch erlebnispädagogische Aktionen für Einzelpersonen oder Gruppen statt, etwa Reitunterricht oder Veranstaltungen im Rahmen des Ferienprogramms.

Bei der pferdegestützten Pädagogik werden speziell geschulte Pferde eingesetzt. Die zwei auf dem Anwesen lebenden Pferde „Jack“ und „Spockl“ sind seit vielen Jahren im Besitz der Pädagogin und ihres Ehemanns. „Ein ausgeglichenes und ruhiges Temperament ist für den sicheren Einsatz des Tieres ebenso unabdingbar wie Gehorsamkeit, Gelehrsamkeit und eine positive, dem Menschen zugewandte psychische Gestimmtheit“, berichtet die Schöllnacherin. „Das Pferd soll ruhig und gefasst selbst auf extreme Verhaltensweisen des Menschen reagieren.“

Ein vertrauensvolles und von gegenseitigem Respekt geprägtes Verhältnis zwischen Tier und Pädagogen sei die Basis, auf der die tiergestützte Arbeit aufbaut. Und die freundliche Hündin „Skippy“ ist ebenfalls mit Feuereifer dabei. Ihr Einsatz in der tiergestützten pädagogischen Arbeit ist für die Zukunft ebenfalls geplant.

Übrigens: Wie wichtig Jennifer Israel-Sendfeld der respektvolle Umgang besonders auch mit Tieren ist, zeigt allein schon die Tatsache, dass zum festen Programmpunkt jeder Stunde gehört, sich beim Pferd zu bedanken und sich zu verabschieden.

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