Interview
Passauer Punkrockerin Jasmina auf Europa-Tour mit „Friedenspfeifen“

28.03.2018 | Stand 20.07.2023, 19:26 Uhr
−Foto: Foto: Las Pipas de la Paz

Jasmina Hirschls Comeback nach 4 Jahren in Mexiko – Auftritt am 2. April im Zauberberg Passau

PASSAU/MEXIKO STADT Sie ist 32 Jahre jung, in Passau in der Punker-Szene aufgewachsen, hat in Wien Kunst studiert – und in Mexiko eine Karriere als Punkrockerin in zwei Bands gestartet: Jasmina Hirschl, Tochter von Mariele und Wolfgang Hirschl (Konzertveranstalter). Mit „Las Pipas de la Paz“ („Die Friedenspfeifen“) ist die gebürtige Niederbayerin, die auch schon in England und Ägypten gelebt hat, auf Europa-Tournee, um das Album „Chicos de Barrio“ (Vorstadtkinder) zu präsentieren. Die Tour führte durch Clubs in Spanien (Madrid, Barcelona, Bilbao u. a.) sowie Frankreich – und endet in Jasminas Heimatstadt Passau. Am Ostermontag, 2. April (19 Uhr), gibt sie mit ihren Bandkollegen ein Konzert im „Zauberberg“ (Franz-Stockbauer-Weg 1, gegenüber Klostergarten), als Support treten „The Stringers“ aus Waldkirchen auf! (Nur Abendkasse)

Die PaWo führte vor Tour-Beginn per E-Mail ein Interview mit Jasmina Hirschl. Und befragte auch Papa Wolfgang Hirschl aus Ortenburg.

Hallo Jasmina, wie kam es, dass du in Mexiko eine Musikerkarriere eingeschlagen hast?

Ich bin vor vier Jahren nach meinem Diplomstudium nach Mexiko gegangen, um Urlaub zu machen. Als Künstlerin habe ich dort sehr schnell Anschluss gefunden und spontan beschlossen, zu bleiben.

Ich bin seit meiner Teenagerzeit in der Punk-Szene unterwegs und die ist zum Glück weltweit verbreitet – sei es Passau oder Mexico City.

In meiner Zeit in Passau war ich vor allem im ehemaligen Z.A.K.K. auf Konzerten.

Persönlich habe ich mich dann der visuellen Kunst gewidmet und mache nach wie vor Videos und Siebdrucke.

Obwohl ich aus einer Musikerfamilie komme (beide Elternteile sind Pianisten), bin ich erst spät selbst Musikerin geworden.

Und wie?

Vor zwei Jahren bin ich der Garage Punk Band „Los Honey Rockets“ (Die Honigraketen) beigetreten und spiele mittlerweile in zwei Bands Keyboard.

Meine andere Band ist die Garage-Punk-Band „Las Pipas de la Paz“ (Die Friedenspfeifen) und wir sind im März auf Europatour, um unser neues Album „Chicos de Barrio“ (Vorstadtkinder) zu präsentieren.

Mir ist es ein besonderes Anliegen, auch in meiner Heimatstadt Passau aufzutreten.

Meine Freunde Michael Englmüller (pullmeup e. V./ Kunstwerk Passau) und Marlies Resch (Kunstwerk Passau/ Zauberberg) haben das Konzert auf die Beine gestellt.

Wir treten am Ostermontag, 2. April, im Zauberberg, gemeinsam mit „The Stringers“ aus Waldkirchen auf.

In deiner Mail-Adresse nennst du dich Jasmina „Venado“! Was hat das zu bedeuten?

„Venado“ heißt „Hirsch“ auf spanisch :)

Also, ich trete schon mit meinem normalen Namen auf, aber ja: Jasmina *Venado* Hirschl, könnte man sagen :)

Und deine Bandkollegen – woher stammen die denn?

Meine Bandkollegen sind alle aus Mexico City. „Las Pipas de la Paz“ haben bisher ausschließlich in Mexiko gespielt – auf großen Festivals wie „Festival Marvin“ und mit sehr bekannten Bands wie Daniel Johnston (USA) und The Growlers (USA).

Mit meiner anderen Band „Los Honey Rockets“ waren wir mehrmals in Kalifornien (USA), was ja nicht weit von hier ist.

Wie ist das Leben in Mexiko für eine gebürtige Niederbayerin?

Ich bewege mich persönlich immer in der Punkszene, ob ich in Passau, Wien, Bristol (England) oder Mexico City wohne. Und die Szene ist überall gleich. Man findet Anschluss über denselben Musikgeschmack, über die gleiche Lebenseinstellung, über die Kunst.

Im September hatten wir hier ein sehr großes Erdbeben, bei dem zahlreiche Menschen stark traumatische Situationen erleben mussten. Es ist sehr bemerkenswert, wie empathisch die Leute in Mexiko sind. Alle, wirklich alle, halfen mit, wo sie konnten: Sammelstellen für Kleidung und Essen wurden organisiert, Fremde wurden ins eigene Haus aufgenommen. Alle packten mit an. Meine Bands gaben Benefiz-Konzerte.

Man sieht und liest in Deutschland viel über den brutalen Drogenbanden-Krieg in Mexiko. Was bekommst du davon im Alltag mit?

Ich weiß Bescheid über Medienberichte bezüglich sogenannter Drogenkriege in Mexiko, und ich weiß Bescheid über Medienberichte bezüglich der Rechts-Politik Donald Trumps in den USA sowie der aktuellen Rechts-Politik in vielen EU-Ländern. Und so sehr mir das in der Seele weh tut, beeinflusst es meinen persönlichen Alltag überhaupt nicht.

Was hast du studiert?

Ich habe in Wien Kunst studiert und schreibe zur Zeit an meiner Doktorarbeit. Derzeit lebe ich rein von der Kunst und Musik.

Meine persönliche Philosophie stützt sich auf einer Begegnung auf gleicher Augenhöhe, ohne Vorurteile. Ich reise gerne und viel, habe u.a. auch eine Zeit lang in England und Ägypten gelebt. Da lernt man viele Kulturen und Sprachen kennen. Mexiko sehe ich im Allgemeinen als ein sehr offenes und freundliches Land.

Und das sagte Papa Wolfgang auf PaWo-Anfrage zum Lebensweg seiner Tochter Jasmina:

Der Herr Papa (Konzertagentur) und die Frau Mama hatten in den 80er Jahren selbst von einer Musikerkarriere geträumt und beide in einer Rockband gespielt.

Das nun die Tochter diesen Traum verwirklicht, macht uns beide schon stolz. Momentan sind es noch kleine Clubs, aber dafür in ganz Europa.

Am Anfang hatten wir nur gedacht: „Au weh, Mexiko!“ – ein gefährliches Drogenland; alleine im letzten Jahr wurden ca. 17000 Menschen Opfer der Drogenmafia.

Aber das Meiste spielt sich entlang der Grenze zu Kalifornien ab, Mexiko ist ein riesiger Kontinent und im Süden von Mexiko Stadt, wo unsere Tochter lebt, ist es relativ sicher. Außerdem ist sie klug genug, den Gefahren aus dem Weg zu gehen.

Das Einzige was schmerzt, ist die Entfernung. Letzen Oktober sind wir bis nach Mannheim zu einem ihrer Konzerte gefahren, um sie wieder mal zu sehen.

Passau