Kripo ist dran
Passau: Mordfall nach 42 Jahren vor Aufklärung?

05.07.2017 | Stand 25.07.2023, 8:59 Uhr

Steht ein seit Jahrzehnten ungelöster Passauer Mordfall vor der Aufklärung? Bei Recherchen des Passauer Autors Franz Hartl zu seinem demnächst erscheinenden Werk „Wie können Menschen nur so etwas tun?” (demnächst bei „Bücher Pustet”) ist völlig überraschend mögliches Beweismaterial aufgetaucht. Die Kripo Passau hat den Fall nach 42 Jahren erneut ins Visier genommen.

PASSAU Die wiederentdeckten Gegenstände wurden mittlerweile an das Landeskriminalamt und an die rechtsmedizinische Abteilung geschickt, um mögliche DNA-Spuren auszuwerten. Michael Emmer, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern, bestätigt, dass es sich um ein laufendes Verfahren handele. Ist es tatsächlich möglich, einen bislang unbekannten Mörder nach 42 Jahren zu überführen? „Wir sind zuversichtlich”, teilt Emmer mit.

Die Geschichte kam ins Rollen, da Autor Franz Hartl (letzte Bild in der Fotostrecke) Passauer Kriminalfälle, unaufgeklärte Morde und Straftaten, die von 1944 bis 2009 für Schlagzeilen sorgten, für sein Buch unter die Lupe nahm (PaWo berichtete). Hartl hat bereits die Werke „Es geschah in der Dreiflüssestadt” und „Die Passauer Nibelungenhalle” veröffentlicht. In seinem dritten Buch sind es vor allem die drei unaufgeklärten Mordfälle, die sein Interesse weckten. Einer davon ist der Innstadt-Raubmord an Christian H. im Jahre 1969.

Der 64-jährige Rentner und sechsfache Familienvater lebte in einfachen Verhältnissen und träumte gleichzeitig vom großen Geld. Er spielte systematisch Lotto, verfiel schließlich dem Glücksspiel und klapperte Nacht für Nacht die Spielautomaten in den Passauer Gaststätten ab. In der Nacht zum 15. Juni protzte er in verschiedenen Lokalen mit einem angeblichen Gewinn von 50.000 DM und zeigte seine mit Scheinen prall gefüllte Brieftasche. In Wahrheit hatte er zwischen ein paar Geldscheinen wertlose Lottoscheine gelegt.

Zwischen 3.30 und 4 Uhr wankte H. durch das unbeleuchtete Sterkgässchen an der Südseite des Jahnturnplatzes (Fotostrecke). Dort griff der Unbekannte an: Der Täter riss eine Zaunlatte ab und schlug damit dem 64-Jährigen den Schädel ein. Die Beute: ca. 10 DM, der goldene Ehering und ein Silbergehänge mit drei alten Talern. Wertlose Habseligkeiten des Opfers warf der Täter ins Gebüsch und verlor selber eine Zigarettenschachtel mit einem darauf gekritzelten Namen – beide Personen des gleichen Namens hatten allerdings ein Alibi vorzuweisen. Der Mörder wurde bis zum heutigen Tage nicht enttarnt.

Über 40 Jahre später: Als Franz Hartl für sein Kriminalbuch recherchierte, traf er sich auch mit der Tochter des Ermordeten, die mittlerweile 65 Jahre alt ist. Hartl traute seinen Augen kaum, als ihm die Tochter in Plastiktütchen eingeschweißte Beweisstücke aus der Mordnacht, die ihrem Vater gehört hatten, zeigte. Warum diese Stücke nicht in der Aservatenkammer eingelagert worden waren, weiß heute niemand mehr.

Hartl übergab die Gegenstände der Polizei. „Diese werden derzeit nach den neuesten Methoden untersucht, die es damals noch nicht gab”, teilt Polizeisprecher Emmer mit. Um welche Gegenstände handelt es sich? „Aufgrund des laufenden Verfahrens können wir keine Angaben machen”, so Emmer, der betont: „Ein Mord verjährt nie!” 

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